Mit Handydaten zur smarten Stadt
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Wenn sich Menschen mit ihrem Mobiltelefon bzw. mit ihrem mit SIM-Card ausgestatteten Gerät von A nach B bewegen, hinterlassen sie eine (Daten)Spur. Aus solchen Mobilfunkbewegungsdaten können etwa Verkehrsstaus abgelesen werden – die Asfinag hatte über mehrere Jahr ein Projekt laufen, um solche Informationen Autofahrern zur Verfügung zu stellen. „Auf Basis von Mobilfunkbewegungsdaten lassen sich auch Personenströme nachzeichnen, die für uns Stadtplaner sehr wertvoll sind“, erklärt Andreas Trisko, Leiter der Abteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung (MA 18) in Wien.
Urban API
Vor drei Jahren hat man mit Partnern wie etwa dem AIT, dem Fraunhofer Institut oder der University of the West of England das Projekt „UrbanAPI“ gestartet, bei der genau untersucht werden sollte, wie Mobilfunkbewegungsdaten für die Stadtplanung genutzt werden können, um eine Stadt noch smarter zu machen. „Wir wollen unter anderem wissen, ob es die Stadt der kurzen Wege gibt, woher die Leute einpendeln bzw. wie die Bewohner Wiens innerhalb Wiens pendeln“, so Jan Peters-Anders, Smart-City-Experte des Austrian Institutes of Technology (AIT). Dieses Pendeln ist aber nicht nur in Hinblick auf das Arbeiten, sondern auch was Schule, Freizeit oder Einkaufen spannend. Auch die Uhrzeit – wie verändert sich wo die Bevölkerungsdichte – wird berücksichtigt.
Anonymisierte Daten
Die Mobilfunkbewegungsdaten stammen von A1 und sind – entsprechend den Datenschutzanforderungen – anonymisiert. Theoretisch könnte man auch GPS-Daten nutzen, allerdings müsste man die Menschen motivieren, sich eine App zu installieren. Zudem entsprechen die anonymisierten Mobilfunkdaten den Datenschutzrichtlinien, weil kein Rückschluss auf den Besitzer gezogen werden kann.
Konkret ist über Österreich ein Raster mit 1000 x 1000 Meter großen Feldern gelegt worden, pro Tag fallen 40 GB an Log-Daten an. Anhand der Mobilfunkbewegungsdaten – die alle 15 Minuten aktualisiert werden -, lässt sich auf einer Karte gut ablesen, von wo und wann sich Menschen wohin bewegen. „Mobiltelefone, die sich zwischen 0 und vier Uhr früh in einer Zelle befinden und praktisch nicht aus der Zelle bewegen, werden als „Schlafbevölkerung“ bezeichnet“, so Peters-Anders. Zwar werden die Bewegungsdaten nur von A1 zur Verfügung gestellt, da es der größte Betreiber ist, können diese Daten auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet werden. Für die Wiener Stadtplaner sind freilich die Bundeshauptstadt und die Umlandgemeinden interessant, weil sie daraus Rückschlüsse für Verkehrssysteme, neue U-Bahn-Strecken, neue Siedlungsgebiete aber auch Arbeitsplätze ziehen können. „Wien kann man nicht ohne Regionen denken“, so Trisko.
Viele Anwendungsgebiete
Beispiel Verkehr: Anhand der Bewegungsdaten kann man nicht nur erkennen, woher Pendler kommen und wohin sie fahren, sondern auch, welches Verkehrsmittel sie nutzen. Trisko: „Damit können wir zum Beispiel mit attraktiveren Angeboten im öffentlichen Verkehr mehr Menschen zum umweltfreundlicheren Pendeln bringen.“ Anhand der Mobilfunkbewegungsdaten könne man die echte Quelle und das echte Ziel erkennen, und das sei für Stadtplaner von enormer Bedeutung. Auch, wo neuer Wohnraum, neue Stadtteile geschaffen werden müssten, wie etwa die Seestadt Aspern und wo neue Arbeitsplätze entstehen bzw. sich Firmen ansiedeln sollten. „Anhand dieser Echtdaten kann man nachweisen, welche Strukturen funktionieren und welche nachgebessert gehören.“ Das bedeutet auch, dass UrbanAPI dazu beitragen kann, durch kleine Korrekturen einen Stadtteil wieder interessanter zu machen.
Im November ist die dreijährige Test- und Projekt-Phase abgeschlossen, dann wird UrbanAPI ein fixes Element in der Wiener Stadtplanung, um Wiens Position als führende Smart City der Welt zu festigen.
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