Betriebssystem

Amazon will es nochmal am Smartphone-Markt versuchen

Nachdem Fire-Phone-Debakel will Amazon nun einen neuerlichen Versuch starten, in das Smartphone-Business einzusteigen. Das berichtet "The Information". Demnach will Amazon diese Mal kein eigenes Smartphone fertigen, sondern sich auf das Betriebssystem fokussieren. Laut dem Bericht hat Amazon mit Smartphone-Herstellern Gespräche geführt, bei denen es darum ging, Amazon-Services tiefer in das Betriebssystem zu integrieren und die Geräte nicht nur mit vorinstallierten Amazon-Apps auszuliefern.

Konkret möchte Amazon, dass mögliche Hardwarepartner Smartphones anbieten, die ähnlich aufgebaut sind wie die Fire-Tablets. Ziel sei es, mit Amazon-Services mehr Nutzer dazu zu bewegen, Amazon-Prime-Kunden zu werden und mehr Einkäufe über den Online-Versandhändler zu tätigen.

Tiefere Integration der Amazon-Apps

Wie genau diese "tiefere Integration der Amazon-Services" aussehen soll, wird im Bericht nicht geklärt. Einerseits könnte Amazon versuchen die Hersteller dazu zu bringen, ihre Smartphones mit dem hauseigenen Fire OS auszuliefern. Auf der anderen Seite könnte sich Amazon aber auch damit begnügen, dass die Smartphone-Hersteller bei ihren Android-Versionen die Google-Services durch die Amazon-Services ersetzen.

Neben zahlreichen Android-APIs verfügt Amazon bereits über die entsprechenden Services und Apps: Mit einer eigenen Cloud für persönliche Inhalte, mit einem App-Store, Browser, Map-, Kontakte-, Mail- und Kalender-Anwendung bietet Amazon ähnliche Dienste wie Google oder auch Apple. Allerdings können diese in Sachen Usabilty und Umsetzung sowie in Sachen Funktionsumfang nicht mit den Services der beiden Platzhirschen mithalten, wie sich im futurezone-Test gezeigt hat.

Exklusiv-Verträge mit Google

Wie allerdings ArsTechnica schreibt, wird dieses Vorhaben für Amazon nicht ganz einfach werden, da sich Google durch Verträge mit den Smartphone-Herstellern quasi Exklusiv-Rechte einräumt und es den Herstellern damit so schwer wie nur möglich macht, alternative Betriebssysteme oder Android-Abspaltungen zu verwenden.

Details zu dieser Vereinbarung finden sich im sogenannten MADA (Mobile Device Distribution Agreement), das die Hersteller unterzeichnen müssen, wenn sie ihre Geräte mit Google-Play-Services ausliefern möchten.

Außerdem will Google mit diesem Agreement sicherstellen, dass das Android-Betriebssystem nicht fragmentiert wird. Laut ArsTechnica wird diese Anti-Fragmentierungsregel so interpretiert, dass es den Herstellern quasi unmöglich gemacht wird, Android-Geräte herzustellen und zu verkaufen, die ohne Google-Play-Services ausgeliefert werden.

Darüber hinaus könnte der Vertrag zwischen Google und den Herstellern so verstanden werden, dass die Hersteller bereits vertragsbrüchig werden, wenn sie Amazon nur dabei unterstützen würden, so etwas Ähnliches wie ein Kindle-Phone herzustellen.

Wachstum im Kerngeschäft

An anderer Stelle wird gemunkelt, dass es Amazon im Grunde nur darum geht, ein "portables, on-demand Shopping-Vehikel" zu etablieren. Oder zumindest darum, den enttäuschten Anlegern und Investoren zu zeigen, dass man weiter auf der Suche nach Wachstummöglichkeiten im Kerngeschäft ist.

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