Der Robstep Robin M1 Personentransporter in Fahrt
Der Robstep Robin M1 Personentransporter in Fahrt
© Gregor Gruber

Test

Robstep: Mobiler Spaß ohne Auftrag

Die erste Assoziation, die den meisten Menschen zum Robstep einfällt, ist der Segway. Ehre wem Ehre gebührt: Der US-amerikanische Erfinder Dean Kamen entwickelte als Erster ein zweirädriges Gefährt mit Elektromotor, dass seinen Benutzer auf parallel ausgerichteten Rädern balancierte und sich per Gewichtsverlagerung beschleunigen ließ. Vorgestellt wurde der Segway 2001.

Zehn Jahre später, 2011, präsentierte das chinesische Unternehmen Dongguan Robstep Robot eine kleinere und leichtere Variante des balancierenden, zweirädrigen Gefährts. In Österreich wird der Robstep Robin M1 vom E-Mobility-Anbieter Yoom vertrieben. Die futurezone erhielt von Yoom ein Exemplar zum Testen.

Während der Segway bereits weltweit von Touristengruppen für Sightseeing-Touren eingesetzt wird, ist der Robstep noch weniger bekannt. Doch der Hersteller arbeitet mit Nachdruck daran, dies zu ändern. Unter anderem wurde Teenie-Idol Justin Bieber in einer TV-Show auf einen der kleinen Personentransporter gepflanzt.

Höchster Wert auf Simplizität

Der Robstep Robin M1 besteht aus einer Basis mit Rädern und einer zentralen Lenkstange. Das Gerät ist 46,4 Zentimeter breit, 32,5 Zentimeter lang und zwischen 96 und 132 Zentimeter hoch - je nach der Ausziehhöhe der Lenkstange. Eine Erhöhung zwischen den Trittflächen für beide Füße enthält eine LED-Anzeige, die über den Ladestand informiert. Aufgeladen wird der Akku per Adapter über die normale Steckdose. Der Anschluss am Robstep befindet sich unter einer Klappe an der Rückseite. Dort ist auch der Ein/Aus-Schalter untergebracht. Für den Betrieb benötigt man eine kleine Funkfernbedienung.

Mit einem Tastendruck auf eine der vier Fernbedienungstasten erwacht der Robstep mit einem Piepsen zum Leben. Setzt man einen Fuß auf eine der Trittflächen piepst es erneut. Steht der Robstep waagrecht, kann man den anderen Fuß auf die Basis stellen und ist fahrbereit. Eine leichte Vorwärtsneigung und der Robstep fährt langsam los. Rückwärts verhält es sich genauso. Drückt man die Lenkstange nach links oder rechts, verändert man die Fahrtrichtung. Im Stand dreht man sich in die gewünschte Richtung um die eigene Achse.

Große Aufmerksamkeit

Das Prinzip hat man schnell begriffen und in der Ebene fährt man damit bald immer schneller durch die Gegend. Bis zu 18 km/h erreicht der Robstep angeblich, eine Tachoanzeige gibt es allerdings nicht. Weshalb die Geschwindigkeit beim Test auch nicht gemessen werden konnte. Mit einer vollen Akkuladung kommt man bis zu 20 Kilometer weit. Will man nicht mehr fahren, steigt man vorsichtig zuerst mit dem einen, dann dem anderen Fuß ab. Ein Piepsen signalisiert, dass der Elektroantrieb wieder deaktiviert ist. Geparkt wird der Robstep durch einfaches Zurücklehnen. Die geringe Bodenfreiheit lässt den Robstep ohne Wegrollrisiko stehen.

Im Praxisbetrieb erweist sich der Robstep Robin M1 als großteils zuverlässiges Gerät. Die größten Sorgen muss man sich um den Aufmerksamkeitsfaktor machen, den man durch das derzeit im Straßenbild noch ungewohnte Gefährt erreicht. Von staunenden über belustigte und kopfschüttelnde Reaktionen begegnet einem in der Öffentlichkeit alles, nur keine Langeweile. Wie man damit zurecht kommt, ist individuell unterschiedlich. Ein gewisses Selbstvertrauen, wenn man sich aufrecht nach vorne gekippt, mit gesteigerter Gesamthöhe fortbewegt, schadet sicher nicht.

Abwurf-Gefahr

Womit man sich selbst potenziell schaden kann, ist ein allzu ungestümer Umgang mit dem Robstep. Wer bereits nach vorne geneigt aufsteigt, wird in eine schnelle Pendelbewegung gebracht und eventuell wie von einem Rodeo-Stier abgeworfen. Wer eine fünf Zentimeter hohe Gehsteigkante mit voller Geschwindigkeit überwinden will, der muss ebenfalls seine Trittflächen verlassen und bekommt es außerdem noch mit einem wild rotierenden und Alarmgeräusche von sich gebenden Gefährt zu tun.

Dass der Robstep tut, was er in solchen Krisensituationen eben tut, ist logisch. Er gleicht aus. Wie könnte er seinen Passagier, der ein Vielfaches seines Eigengewichts und einen hohen Schwerpunkt bedingt, denn sonst sicher transportieren? Der ständige Ausgleich bringt in der Praxis einige Umstände mit sich, die man vielleicht nicht erwartet hätte.

Die Geschwindigkeit etwa: Sie ist nie konstant. Lehnt man sich nach vorne, düst man zunächst los, aber die Räder beschleunigen soweit, dass man sich wieder in die Waagrechte bewegt. Der Robstep verlangsamt wieder. Manchmal geht das soweit, dass man meint, gleich stehenzubleiben. Weiter nach vorne lehnen geht nicht. Der Lenker verhindert es.

Spannung

Wo der Robstep ebenfalls plötzliche Beschleunigung ausgleicht, ist bei Schwellen oder Gehsteigkanten. Den Passagier über ein solches Hindernis zu befördern stellt kein Problem für den Elektromotor, allerdings eines für die eigne Stabilität dar. Man fährt zunächst nah an den Randstein, neigt sich nach vorne, muss jedoch sogleich schnell reagieren. Denn wenn die Räder die Oberkante der Schwelle erreicht haben, droht man sonst sofort nach vorne weiterzuflitzen oder in eine Pendelbewegung und den folgenden Abwurf überzugehen.

Entspanntes Fahren sieht anders aus, mag sich dabei ein Beobachter denken. Und tatsächlich, über längere Strecken kann man den Robstep kaum entspannt wahrnehmen. In einem gewissen Spannungszustand steht man mit beiden Beinen parallel auf dem Gefährt und achtet genau auf Hindernisse und den Zustand der Fahrbahn. Größer dimensionierte Räder wären hier kein Nachteil.

Klein und tragbar

Doch die Größe des Robstep ist wohlüberlegt und dient unter anderem der Abgrenzung gegenüber dem Segway. Der Robstep soll klein sein. Er soll nur 18,5 statt 47,7 Kilogramm wiegen. Man soll ihn bei Bedarf zusammengeklappen und im Kofferraum eines Autos mitnehmen können.

Die Leichtigkeit im Umgang soll sich unter anderem auch in einem Mitfahrmodus zeigen. Schaltet man den Robstep ein und hält die Ein-Taste für zwei Sekunden gedrückt, fährt der Robstep mit Motorunterstützung und leichtem Lenker-Dirigieren neben einem her. Will man das Gefährt im ausgeschalteten Zustand mitziehen, hat man dagegen ordentlich zu schleppen.

Die neben dem Aus- und Einschalter verbleibenden zwei Knöpfe auf der Fernbedienung sind für die Alarmanlage und den Kinder-Modus. Bei letzterem werden Beschleunigung und Maximalgeschwindigkeit limitiert. Die Alarmanlage blockiert die Räder. Das dazugehörige Alarmsignal, wenn jemand den Robstep dennoch zu bewegen versucht, ist jedoch im Freien kaum hörbar.

Sinnfrage

Schlussendlich stellt sich noch eine wichtige Frage: Wozu das Ganze? Bei den Einsatzszenarios für den Robstep benötigt man schon ein wenig Fantasie. Will man damit in der Mittagspause schnell ins Kaffeehaus fahren? Führt man damit den Hund Gassi? Muss man für den Robstep besonders faul sein und seine Beine nicht bewegen wollen? Der Robstep hat keinen klaren Auftrag. Er macht Spaß, verfolgt aber keinen Zweck.

Jeder Tretroller ist schneller, jedes Fahrrad verschafft ein stabileres Fahrerlebnis. Wer Probleme mit den Beinen hat, sollte auch nicht auf das Gerät gestellt werden. Und für den Preis von 3.450 Euro erhält man auch einen sehr guten 125er-Motorroller - bei diesem wären auch bereits die Lichter inkludiert, die man für den Robstep zusätzlich benötigt, wenn man damit bei Dunkelheit draußen unterwegs sein will. Rechtlich gelten für den Personentransporter nämlich die selben Vorschriften wie für ein Fahrrad.

Fazit

Der Robstep Robin M1 ist im Endeffekt ein witziges Gerät. Es lässt sich sehr leicht bedienen und sowohl im Büro als auch auf der Straße wird man damit zum Blickfang. Die maximale Reichweite von 20 Kilometer wird man kaum ausreizen können. Für längere Strecken empfiehlt sich die Mitnahme in Öffentlichen Verkehrsmitteln. Dies funktioniert auch sehr einfach, vorausgesetzt es handelt sich um Niederflur-Fahrzeuge und man verärgert seine Mitmenschen nicht gerade in der Stoßzeit mit zusätzlichem Platzverbrauch.

18,5 Kilogramm sind leicht genug, um einer halbwegs fitten Person ein kurzes Anheben zu ermöglichen oder den Robstep im Auto mitzunehmen. Die Räder sind dadurch wiederum so klein, um selbst bei kleinen Schlaglöchern Angst vor einem Sturz zu bekommen. Der Preis von 3.450 Euro machen den Robstep relativ teuer für ein blosses Spielzeug, allerdings leistbarer als einen rund 6.500 Euro teuren Segway. Vor einer Anschaffung sei jedenfalls eine Testfahrt empfohlen - vielleicht auch um herauszufinden, wofür man den Robstep eigentlich gebrauchen könnte.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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