Das eQuad von Virtual Vehicle
Das eQuad von Virtual Vehicle
© Virtual Vehicle

Verkehr

eQuad vereinfacht Tests von neuen Fahrzeug-Technologien

Wenn nicht das Tablet anstelle des Tachos wäre, würde man kaum einen Unterschied zu einem normalen Quad erkennen. Die Außergewöhnlichkeit des eQuad, welches vom Grazer Forschungszentrum Virtual Vehicle entwickelt wurde, erschließt sich erst durch seine inneren Werte. Statt eines Verbrennungsmotors wurde ein Elektromotor eingebaut, dazu gibt es unter anderem ein deutlich leistungsstärkeres Steuergerät als im Serienmodell. Durch die Veränderungen wird das Fahrzeug zu einem so genannten "Technologie-Demonstrator".

Tests von neuen Technologien

Mit dem eQuad sollen neue Fahrzeugtechnologien, wie etwa die Fahrzeug-zu-Fahrzeug oder Fahrzeug-zu-Infrastruktur-Kommunikation (zusammengefasst V2X oder C2X genannt), und die Interaktion des Menschen damit getestet werden. Weil ein Quad weniger komplex als ein Auto aufgebaut ist, dazu offen und leicht zugänglich, soll das Fahrzeug Praxistests und das Sammeln von Daten für Computermodelle einfacher, schneller und günstiger machen.

"Das eQuad ermöglicht es, die Anforderungen, die ein Auto an neue Technologien stellt, ausreichend genau abzubilden", erklärt Aldo Ofenheimer, Prokurist von Virtual Vehicle. Er und seine Kollegen präsentierten der futurezone das eQuad im Rahmen der Langen Nacht der Forschung an der TU Graz. "Wenn es etwa darum geht, die Fähigkeiten bestimmter Sensoren für den Fahrzeug-Einsatz zu testen, ist es egal, ob ich sie an einem Auto oder einem Quad montiere."

Flexible Bedingungen

Gerade für Forschungsprojekte, für die selten viel Geld zur Verfügung steht, sei das eQuad eine vernünftige Option. Durch seinen elektrischen Antriebsstrang seien auch in vielen Fällen die Voraussetzungen zur Übertragbarkeit der Ergebnisse auf Elektroautos gegeben, meint Ofenheimer. Die variable Rechenpower des eQuad gibt Entwicklern die Möglichkeit, Hard- und Software unter verschiedenen Bedingungen zu testen.

Das eQuad ist bei Virtual Vehicle bereits seit über eineinhalb Jahren im Einsatz. Seidem wird bei dem Testfahrzeug vor allem die Software verbessert. Dem Testen von Software werde in den Entwicklungsabteilungen von Fahrzeugherstellern die größte Aufmerksamkeit gewidmet, meint Ofenheimer: "Das große Innovationspotenzial bei Fahrzeugen liegt heute in der Software und der Elektronik, nicht mehr im Bereich der Mechanik."

Zum Verkauf als Testplattform ist das eQuad nicht gedacht. "Virtual Vehicle ist Methoden- und Konzept-Entwickler. Wir entwickeln Werkzeuge für Fahrzeugentwickler", meint Ofenheimer.

Faktor Mensch im Elektrofahrzeug

Neben dem eQuad wurde im Rahmen der Langen Nacht der Forschung auch gezeigt, wie Virtual Vehicle das Fahrverhalten mit Elektroautos im Kontext eines Fahrzeugflottenbetriebs erforscht.

Anhand eines Citroen C-Zero mit spezieller Ausstattung wird getestet, wie Fahrer eines Elektrofahrzeugs Heizung und Kühlung nutzen und unter welchen Umständen dies geschieht. Dabei werden Faktoren wie das Streckenprofil, die Sonneneinstrahlung in die Fahrzeugkabine oder der Energieverbrauch berücksichtigt. Die Ergebnisse fließen in das Forschungsprojekt VECEPT des Klima- und Energiefonds ein. Dabei soll ein alltagstaugliches, kostengünstiges Plug-in-Hybrid-Fahrzeug als Volumenmodell für den Weltmarkt entwickelt werden.

Die Projekte eQuad und eCar von Virtual Vehicle bei der Langen Nacht der Forschung in Graz

Kleines Sensorpaket

Der Beitrag von Virtual Vehicle zu VECEPT umfasst nicht nur die Untersuchung des Faktors Mensch in einem Elektroauto, sondern auch Zusammenhänge mit dem Betrieb von Fahrzeugflotten. Das Komfort-Bedürfnis von Personen wird nicht nur in Elektroautos, sondern auch in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor getestet, um eine Vergleichsbasis zu schaffen.

Die notwendige Hardware für die Fahrzeugtests ist klein und einfach zu installieren. ViFDrive nennt sich ein kleines selbstentwickeltes Multifunktionsmodul, das an der Innenseite der Windschutzscheibe angeklebt wird. Das Gerät enthält einen Beschleunigungssensor, Gyroskop, Magnetometer, GPS-Sender und weitere Sensoren für die Messung von Temperatur, Feuchtigkeit und Luftdruck. Daten werden mittels Bluetooth oder WLAN übertragen. Mit ViFDrive kann man sehr einfach das Fahrverhalten erfassen und Klimaparameter in der Fahrerkabine messen.

Modell und Realität

Die Tests unter realen Bedingungen liefern Virtual Vehicle Daten, die es zur Erstellung eines validen numerischen Modells benötigt. Erkenntnisse aus dem echten Leben sollen so Simulationen ermöglichen, für die keine realen Versuche notwendig sind. Der Ersatz von meist kostenaufwendigen realen Tests durch virtuelle ist die Grundbestrebung von Virtual Vehicle.

Ein sehr reales Gerät wie das eQuad stellt für das Forschungszentrum allerdings eine Möglichkeit dar, Forschung greifbar zu machen. Nicht umsonst wird das Fahrzeug als "Technologie-Demonstrator" bezeichnet.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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