Künftig ist mehr Wasserzufuhr notwendig, um Ernteerträge zu sichern – etwa durch Tropfbewässerung

Künftig ist mehr Wasserzufuhr notwendig, um Ernteerträge zu sichern – etwa durch Tropfbewässerung

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Science

Wenn der Regen nicht mehr reicht: Bewässerung wird wichtiger

In der aktuellen Trockenperiode kann man vielleicht erahnen, dass Pflanzen auf Äckern zukünftig etwas Hilfe bei der Wasserversorgung gebrauchen könnten. Rund 70 Prozent des Wassers, das Menschen aus Flüssen und dem Boden entnehmen, werden weltweit für die Landwirtschaft verwendet. In Österreich hat der Regen bisher großteils ausgereicht, aber durch den Klimawandel wird Bewässerung auch hier zu einem größeren Thema.

Derzeit noch Minderheitenprogramm

"In Österreich liegt der Wasserverbrauch für Bewässerung bei rund 4 Prozent. Es ist also eher ein Minderheitenprogramm mit Schwerpunkt im Osten", erklärt Wolfgang Neudorfer vom Kompetenzzentrum Bewässerung der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. In Gebieten wie dem Marchfeld, dem Tullnerfeld, dem südlichen Wiener Becken, der Parndorfer Platte oder dem Seewinkel fällt im Jahresdurchschnitt deutlich weniger Regen als im Westen Österreichs. Doch selbst hier reicht das Wasser von oben meist aus.

"In Österreich werden etwa 2 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche bewässert", sagt Gerhard Kammerer von der Universität für Bodenkultur (BOKU). In Zukunft wird es allerdings höhere Temperaturen, mehr Verdunstung und dadurch längere Trockenperioden geben. Bei Niederschlägen sind dagegen keine Veränderungen zu erwarten. Mehr Bewässerung wird notwendig werden.

Less irrigation due to drought in West Brabant

Bewässerung mittels Beregnung durch Sprinkler ist die in Österreich am häufigsten verwendete Methode

Effizienzunterschiede bei Methoden

In Indien und Pakistan werden zwischen 40 und 50 Prozent der Felder bewässert. Für Reisfelder kommt dort meist die so genannte Oberflächenbewässerung zum Einsatz. Wasser, das über kleine Kanäle und Schieber auf Felder geleitet wird, ist die älteste, einfachste und weltweit am meisten verbreitete Form. Sie verschlingt am meisten Wasser. In Europa kommen meist Sprinkler- oder Tropfbewässerung zur Anwendung. Letztere ist die aufwendigste, aber effizienteste Variante. Wasser wird dabei über Schläuche am Boden tröpfchenweise neben Pflanzen in den Boden abgegeben.

Eine relativ neue Entwicklung, die im südlichen Europa bereits einige Verbreitung gefunden hat, ist die satellitengestützte Bewässerung. Durch die multispektrale Analyse von Kameraaufnahmen werden dabei der Wassergehalt der Pflanzen auf Feldern gemessen und präzise Vorschläge zur benötigten Wassermenge gemacht. Dabei werden auch Faktoren wie Wasserverfügbarkeit und Wetterlage herangezogen, wie Francesco Vuolo erklärt, der für die BOKU an diesem Thema forscht. In Österreich gebe es danach noch wenig Nachfrage, sagt Neudorfer. Wahrscheinlich weil die Landwirtschaft hier eher klein gegliedert ist und die Verhältnisse vor Ort überschaubar sind.

Anpassung an verschiedene Pflanzen

Pflanzen benötigen unterschiedlich viel Wasser. Bei Gemüse sei es etwa besonders wichtig, in bestimmten Wachstumsphasen zu bewässern. Hier geht es um Sein oder Nichtsein, sagt Neudorfer. Bei vielen anderen Pflanzen entscheide die Wasserzufuhr über Qualität und Ertrag. Aber auch viele andere Faktoren spielen eine Rolle, etwa der Boden. Bei Kartoffeln auf sandigem Boden müsse etwa nachgeholfen werden, weil das lockere Wurzelwerk sonst kein Wasser aufnehmen könne. Laut Kammerer erfordere es die Fruchtfolge - also das Abwechseln von Pflanzenarten auf einem Acker -, dass Bewässerungsanlagen flexibel sind und je nach Saison verändert werden können.

Konkurrenz um Grundwasser

Zur Bewässerung wird oft auf das Grundwasser zugegriffen, weil man da am einfachsten und günstigsten herankommt. Verwendet man Wasser aus Flüssen oder anderen Oberflächengewässern, müssen Zuleitungen, Pumpen etc. installiert werden. Beim Grundwasser gibt es manchmal eine Konkurrenz zum Trinkwasser. Auch für die Industrie werde Grundwasser oft benötigt, weshalb es künftig immer wichtiger wird,  die Verteilung der Ressource Wasser genau zu steuern, meint Vuolo.

International ist allerdings noch Spielraum vorhanden. Laut einer Studie der Universität Berkeley könnte auf 35 Prozent aller regenversorgten Äcker zusätzliche Bewässerung etabliert werden, ohne dadurch Trinkwasservorräte zu beeinträchtigen.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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