Hitze und Dürre gehen meist Hand in Hand.

Hitze und Dürre gehen meist Hand in Hand.

© APA/AFP/ALEX HALADA / ALEX HALADA

Science

Deshalb nimmt die Zahl der Hitzewellen in Österreich so stark zu

Das nächste Hoch kommt bestimmt - und bringt mit immer größer werdender Wahrscheinlichkeit die nächste Hitzewelle. Doch wie bilden sich Hochdruckgebiete und wieso werden Hitzetage in Österreich immer häufiger? Die futurezone hat bei der ZAMG nachgefragt.

Treibende Kraft bei jeglicher Wetterbildung ist die Sonne. Sie erwärmt die Erde je nach Oberflächenbeschaffenheit (Land oder Meer) oder Topografie (Berge oder Ebenen) unterschiedlich stark. Grundsätzlich gilt jedoch: In den Tropen rund um den Äquator wird die Luft am stärksten erhitzt, was mit dem Einfallswinkel der Sonne zu tun hat. Die genaue Erklärung dazu gibt es in diesem Artikel:

Heiße Luft steigt bekanntlich nach oben, weshalb der Druck in Bodennähe abfällt. So entsteht dort ein Tiefdruckgebiet. In der Höhe ist es allerdings genau umgekehrt - die warmen, aufsteigenden Luftmassen erhöhen den Druck an der Tropopause in etwa 18 Kilometer Höhe. Die Tropopause fungiert dabei als Sperrschicht in der Atmosphäre und fällt zu den Polen hin auf etwa 6 Kilometer ab. So muss die Luft in Richtung der Pole abweichen und kühlt sich gleichzeitig langsam wieder ab. Die Luft sinkt zum ersten Mal in den Subtropen wieder zu Boden, wobei sich der Druck am Boden erhöht: Ein Hochdruckgebiet entsteht.

Durch das Absinken der Luft in wärmere Luftregionen können sich keine Wolken bilden. Denn warme Luft kann Wasser besser speichern und somit besser halten als kalte Luft. Das Wetter ist in Hochdruckzonen wie den Subtropen daher meist sonnig, die Niederschläge sind gering. In den dort liegenden Wüsten, wie der Sahara oder Atacamawüste, fallen stellenweise nur wenige Millimeter pro Jahr.

Wechsel aus Hoch- und Tiefdruckgebieten

In mittleren Breiten, in denen sich Österreich befindet, gibt es hingegen einen steten Wechsel aus Hoch- und Tiefdruckgebieten. Das hängt zum einen mit den Jahreszeiten und der Intensität der Sonneneinstrahlung zusammen, zum anderen auch mit dem Gelände. Im Bergland kann sich etwa Luft in den Tälern schneller erwärmen als die Umgebungsluft. Die warme Luft steigt dann nach oben, kühlt ab und bildet Wolken, die abregnen.

Subtropisches Wetter in Österreich

Durch die Klimaerwärmung verschieben sich die Wetterzonen allerdings. “Durch die steigenden Temperaturen breitet sich die Tropenzone immer weiter aus - mit dem Effekt, dass sich die Subtropen bis in unsere Breiten hineinstrecken”, erklärt Marc Olefs, Abteilungsleiter der Abteilung Klimaforschung bei der ZAMG. 

Im Sommer sorgen Hochdruckgebiete über Österreich meist für sonniges, trockenes Wetter. Dabei gibt es 2 Hauptarten von Hochs, die für Sommerhitze sorgen: das sogenannte Omega-Hoch und das Azorenhoch. Beide Wetterlagen werden laut Olefs vom Klimawandel beeinflusst, indem sie deutlich länger anhalten, als das noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war.

Omega-Hoch bringt lang anhaltende Hitze

Das Omega-Hoch verspricht dabei schönes Wetter über mehrere Tage oder sogar Wochen. Es wird östlich und westlich von 2 Tiefdruckgebieten eingeklemmt, die das Weiterziehen des Hochs in Richtung Osten verhindern. Auf Wetterkarten, auf denen Luftdruckregionen eingezeichnet sind, erinnert die Form des Hochs an ein Omega (Ω). Was durch die Klimaerwärmung noch dazu kommt, ist eine Verlangsamung des Jetstreams - einem Starkwind im Bereich der Tropopause, der deutlichen Einfluss auf die Entstehung von Wetterlagen hat.

Ein Omega-Hoch, eingepfercht zwischen 2 Tiefdruckgebieten.

“Wir beobachten immer häufiger, dass sich der Jetstream verzweigt, man spricht dabei von einem Double Jet”, sagt Olefs. Eine Abzweigung zieht dabei über Nord-, die andere über Südeuropa. Und dazwischen wird, wie beim Omega-Hoch, ein Hochdruckgebiet eingeschlossen.

Azorenhoch verdrängt Niederschlag

Auch das Azorenhoch wird durch die Klimaerwärmung beeinflusst. Es entsteht über dem Atlantik, wobei das Zentrum zwischen 2.800 Kilometer südwestlich und 2.500 Kilometer nordöstlich der namensgebenden Inselgruppe schwankt. Je nördlicher dabei das Zentrum des Azorenhochs liegt, desto stärker ist es ausgeprägt. 

Ein ausgedehntes Azorenhoch ist etwa dafür verantwortlich, dass regenreiche Tiefdruckgebiete vermehrt nach Nordeuropa abgelenkt werden, während in Mittel- und Südeuropa immer weniger Niederschläge fallen. Wie eine Studie des US-Forschungsinstituts Woods Hole Oceanographic Institution zeigt, dehnte sich das Azorenhoch seit Beginn des industriellen Zeitalters immer weiter aus - was besonders in Ländern wie Portugal und Spanien für Trockenheit sorgt.

Hitzewellen dauern immer länger

“Insgesamt wird die Dauer der Hitzewellen, die durch solche Wetterlagen entstehen, immer länger”, gibt Olefs zu bedenken. Während Hitzewellen zwischen 1961 und 1990 im Schnitt 3 Tage andauerten, sei man heuer bereits bei 7 Tagen angekommen. Verglichen mit den 60er-, 70er- und 80er-Jahren haben wir heuer unser Soll an Hitzetagen bereits erreicht, sagt Olefs: “Und wir haben den ganzen August noch vor uns”. 

Es gibt allerdings einen Lichtblick. Obwohl Hitzewellen immer länger und extreme Wetterereignisse immer häufiger werden, können heutige Wettermodelle das Wetter relativ genau vorhersagen. “Das ist etwa wichtig, um vorzeitig vor solchen Extremwetterlagen zu warnen”, sagt Olefs. Vorsicht ist allerdings bei vielen Wetter-Apps fürs Smartphone geboten. Viele dieser Apps nutzen nämlich ein amerikanisches Wettermodell, das zwar gratis ist, bei Prognosen für Europa aber oft versagt. Mehr dazu lest ihr hier:

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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