Marcus Wadsak
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Marcus Wadsak erklärt, wieso Wetter-Apps so oft falsch liegen

Viele Menschen blicken dieser Tage schockiert in ihre Wetter-Apps. Für die kommende Woche werden in Österreich Werte von 38 bis 42 Grad angezeigt.

Für den Wetterexperten und Leiter beim ORF-Wetter, Marcus Wadsak, sind diese Zahlen nur „heiße Luft“. Seine Wetter-Prognose für nächste Woche in Österreich: Sommerliche Temperaturen zwischen 28 und 38 Grad. Genauer könne man es zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhersagen. Denn: Je weiter man in die Zukunft sieht, desto ungenauer die Prognosen.

„Das Wetter lässt sich auf Bezirksebene sehr genau für 5 Tage vorhersagen“, erzählt Wadsak im Gespräch mit der futurezone. „Das ist der Zeitraum, für den genaue Prognosen für bestimmte Orte möglich sind. Es lässt sich sagen, in welchen Regionen es am meisten Sonnenschein gibt, oder wo es regnen wird. Alles darüber hinaus ist lediglich ein Trend für eine größere Region“, so Wadsak. Beim ORF gebe es daher nur konkrete Prognosen für 5 Tage und Wetter-Trends für 14 Tage, die aber stark schwanken können - wie eben die Zahlen für nächste Woche.

Für alles über 5 Tage gibt es nur eine Trend-Vorhersage

Das gilt auch für alle Wetter-Apps: Für die kommenden Tage lassen sich klare Prognosen erstellen. Für alles, was weiter in der Zukunft liegt, liefern die Apps lediglich einen Trend, wohin sich das Wetter entwickeln könnte.

Beim ORF arbeite man mit einem Modell, das etwa 50 Möglichkeiten, wie sich das Wetter entwickeln wird, voraussagt, so der Experte. Deshalb liege die Bandbreite der möglichen Temperaturen für kommende Woche zwischen 28 und 38 Grad. „Was man fix weiß ist: Es wird entweder sommerlich warm oder extrem heiß. Die Wahrscheinlichkeit, dass es kalt wird, scheidet aus“, sagt Wadsak.

Doch warum zeigen Wetter-Apps dann im Gegenzug zu der moderaten Trend-Prognose des ORF teilweise weitaus höhere Temperaturen an? „Wetter-Apps nehmen meistens ein anderes Vorhersagemodell. Auch bei diesem werden unterschiedliche Läufe durchgerechnet, wie sich das Wetter entwickelt. Wetter-Apps können aber am Ende nur einen Wert anzeigen. Das ist meistens der Extremwert, und nicht jener, der am wahrscheinlichsten ist“, erklärt Wadsak.

Screenshot aus einer Wetter-App: Diese Prognose wird für Wien ausgespuckt

Europäisches Modell ist für unsere Regionen genauer

Viele der Wetter-Apps ziehen für ihre Prognosen das amerikanische Modell Global Forecast System (GFS) heran. Der Vorteil: Es liefert weltweite, kostenlos verfügbare Prognosen. Der Nachteil: Es ist auf US-amerikanische Bedürfnisse zugeschnitten, also weite Landschaften mit weitgehend gleichen Wetterbedingungen.

Für Europa ist das Modell daher nicht so genau und bietet eine weniger gute Prognose. Beim ORF setze man daher unter anderem auf das europäische Modell des European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF). Dieses liefert genauere Daten, ist jedoch kostenpflichtig.

Völlig normal bei langfristigen Wetter-Trend-Prognosen, die über 5 Tage hinausgehen, sei außerdem, dass sich die Spitzenwerte immer wieder um einige Tage verschieben können. „Nächste Woche wird der Höhepunkt der Hitze mittlerweile nicht mehr für Anfang der Woche, sondern eher für Mittwoch erwartet“, sagt Wadsak.

In Österreich erst einmal über 40 Grad gemessen

Anders als in Österreich wird für Spanien und Frankreich tatsächlich eine Hitzeperiode mit „sehr heftigen Temperaturen“ erwartet. „Die Hitzewelle wird große Teile Europas treffen und bis in den Westen Deutschlands reinkommen. Das ist nicht schwer vorherzusagen“, sagt der Wetterexperte. In Österreich hat das Wetter übrigens erst einmal die 40-Grad-Marke überschritten: Am 8.8.2013 hatte es 40,5 Grad.

„In der Deutschland und der Schweiz wurden schon deutlich höhere Temperaturen gemessen und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir auch in Österreich Temperaturen deutlich über 40 Grad erleben. Das wird aufgrund des Klimawandels in den nächsten Jahren passieren“, sagt Wadsak.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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