
Atomgetriebene Rakete soll die Reisezeit zum Mars halbieren
Raumschiff mit Fusionsreaktor soll Reisezeit zum Mars halbieren
Der Traum von unendlich sauberer Energie aus einem Fusionsreaktor ist trotz vielversprechender Bemühungen noch immer in weiter Ferne. Ob es jemals möglich sein, die Energieerzeugung der Sonne auf der Erde nachzuahmen, steht in den Sternen.
Nach den Sternen greifen, will ein britisches Start-up mit einem völlig neuartigen Fusionsantrieb für Raumfahrzeuge. Mithilfe von nuklearer Fusionsenergie sollen Raumschiffe extrem hohe Geschwindigkeiten erreichen, wodurch sich die Reisezeit, etwa zum Mars, halbieren soll.
➤ Mehr lesen: Französisches Start-up will Fusionsreaktoren radikal vereinfachen

© Pulsar Fusion
Klingt unlogisch, ist es aber nicht
Pulsar Fusion schwebt vor, dass der von ihnen entwickelte Antrieb, eine Geschwindigkeit von ungefähr 800.000 km/h erreichen kann. Damit wäre es das schnellste von Menschen gefertigte Vehikel. Diesen Rekord hält derzeit die Parker Solar Probe der NASA inne - mit 692.000 km/h.
Bereits 2027 soll ein Raumschiff erstmals mit dem Fusionsantrieb beschleunigt werden. Es mag auf den ersten Blick unlogisch klingen, dass Fusionsenergie im Weltall angewandt wird, noch bevor sie auf der Erde zur Realität wird. Es ist aber alles andere als unlogisch.
➤ Mehr lesen: US Space Force setzt auf neuartigen Nuklear-Antrieb
Weltall ist natürlicher Ort für Kernfusion
Fusionsenergie auf der Erde sei nämlich sehr unnatürlich, sagt Richard Dinan, Gründer und CEO von Pulsar: "Die Fusion will in einer Atmosphäre nicht funktionieren. Der Weltraum ist ein weitaus logischerer und vernünftigerer Ort für die Fusion, weil sie dort ohnehin stattfindet".
In einem Fusionsreaktor auf der Erde muss eine ungeheure Energiemenge aufgewandt werden, damit die Fusion von Atomen gelingt. Damit die energieerzeugenden Partikel nicht entkommen, müssen sie mithilfe von Plasma eingesperrt werden. Das ist auch ein Grund warum die Reaktoren ringförmig gebaut werden.
Der Reaktor für den Fusionsantrieb ist aber nicht ringförmig, sondern linear konstruiert. Und das Entkommen der flüchtigen Partikel macht sich Pulsar Fusion zunutze und will daraus seine Antriebskraft beziehen. Dieser Ausstoß der Partikel soll eben die antreibende Kraft sein.
➤ Mehr lesen: Russischer Plasma-Antrieb: Flug zum Mars dauert nur einen Monat

© Pulsar Fusion
Wenige Gramm Treibstoff notwendig
Das ist der entscheidende Unterschied zu Fusionsreaktoren auf der Erde, wodurch der Fusionsantrieb auch wesentlich einfacher umgesetzt werden kann. Der notwendige Treibstoff für das als Sunbird bezeichnete Raumschiff soll nur wenige Gramm wiegen. All das behauptet zumindest das britische Start-up.
Starke Magnete werden aber auch im Weltall ein Plasma erzeugen müssen, wodurch ebenso wie auf der Erde eine enorme Energie benötigt wird. Das ist mit hohen Kosten verbunden. Weil man damit nicht weitere Energie erzeugen möchte, könne dieser Prozess beim Fusionsantrieb ruhig ineffizient sein, so der Pulsar-CEO.
Unterm Strich würde ein solcher Antrieb dennoch Sinn machen, weil er die Raumfahrt grundlegend zum Positiven verändern könnte. Es wäre deutlich weniger herkömmlicher Treibstoff notwendig und Raumschiffe könnten leichtgewichtiger gebaut werden. Alles Faktoren, womit Kosten gespart werde können.
➤ Mehr lesen: Deutsches Start-up will Stromerzeugung aus Kernfusion revolutionieren
Fusions-Raumschiffe sollen im Orbit geparkt werden
Der Fusionsantrieb soll aber auch gar nicht dazu genutzt werden, Raketen in den Weltraum zu bringen. Dieser Prozess würde nach wie vor mit herkömmlichen Raketen und Boostern stattfinden. Einmal im Orbit angekommen, würde eine Raumkapsel an das Sunbird-Raumschiff andocken.
Sundbird würde dann wie eine Art Schlepper funktionieren und mithilfe des Fusionsantriebs eine Raumkapsel zu seiner Destination bringen. Pulsar Fusion will dafür mehrere Sundbird-Raumschiffe im Erdorbit parken, wo sie bei Bedarf genutzt werden können. Ebenso könnten "Sonnenvögel" auch in der Nähe des Mars stationiert werden.
➤ Mehr lesen: “Bahnbrechender” Hyperschall-Antrieb wird 2025 erstmals fliegen
Die ersten Schritten
Das britische Start-up rechnet vor, dass man mit einem Sunbird bis zu 2 Tonnen Fracht in weniger als 6 Monaten zum Mars bringen könnte. Auch die Reisen zum Saturn oder Jupiter sowie angedachte Bergwerk-Missionen zum Abbau von Rohstoffen auf erdnahen Asteroiden sollen durch Sunbird revolutioniert, beziehungsweise überhaupt erst machbar sein.
Einen ersten Schritt zum Fusionsreaktor im Weltraum will Pulsar Fusion noch dieses Jahr machen. Es sollen Computer-Komponenten in den Orbit gebracht und dort getestet werden. 2027 soll zum ersten Mal die Kernfusion im Weltall erprobt werden, womit das Start-up die Machbarkeit eines solchen Antriebs beweisen will.
Kommentare