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Lern-App aus Wien gegen Mobbing an Schulen

Jeder zweite Schüler in Österreich wird gemobbt. Nirgendwo sonst in Europa sind es so viele, wie eine neue Studie zeigt. Um dieser Entwicklung aktiv gegenzusteuern, haben sich Studierende der Universität Wien zu einem Projektteam zusammengefunden, um mit einem Lernspiel für Aufklärung zu diesem Thema zu sorgen. „Stop The Mob“ heißt das digitale Lernspiel für Android-Tablets und Smartphones, das gerade von der Wiener App-Schmiede bitsfabrik programmiert wird. Im Spätherbst soll das Spiel für alle Kinder ab sechs Jahren bis 18 Jahren erscheinen und auch an Schulen zum Einsatz kommen.

Das Lernspiel wird konkrete Szenen aus dem Schulalltag beinhalten, die Mobbing-Situationen im Klassenzimmer, am Schulhof oder im Turnunterricht zeigen. Die Schüler müssen dann im Spiel je nach Situation selbst entscheiden, wie sie reagieren, wenn jemand beschimpft oder gehänselt wird. Wer dem gemobbten Kind hilft, bekommt einen hohen Punkte-Score. Doch um den allein geht es bei dem Spiel nicht. Es soll mit Kindern im Klassenzimmer besprochen werden, welches Verhalten in welcher Situation das Richtige wäre.

Eigene Szenen schreiben

Das Besondere an der spielerischen Lern-App: Schüler werden auch selbstständig Spielszenen gestalten können. „So kann man auch besser auf aktuelle Themen eingehen“, erklärt Patrick Kastner, bitsfabrik-CEO, dessen App-Firma mit der Umsetzung der App beauftragt wurde. „Der Aufbau von Apps für Kinder als Zielgruppe unterscheidet sich von dem, was wir sonst machen“, sagt Kastner. „Die Grafiken in der App werden handgemalt sein.“ Zudem werden Schüler die Sprache bei „Stop The Mob“ frei wählen können – normalerweise verwenden Apps die Spracheinstellungen der Geräte automatisch. „Wir haben uns bei der App bewusst von den Regeln, die AppStore-Betreiber erlassen haben, ferngehalten“, erläutert Kastner.

Das Lernspiel wird in deutscher und englischer Sprache gleichermaßen erscheinen. „Damit kann das Spiel auch im Englischunterricht eingesetzt werden“, sagt Alexander Schmölz von der Universität Wien. Im Rahmen seiner Lehrveranstaltung wurde die Idee für das Spiel von den Studierenden Katharina Pölzl, Markus Resch, Katharina Luftensteiner und Katrin Waldhart entworfen. Diese wurde im Juni beimmLearning-Wettbewerb des IT-Riesen Samsungprämiert.
Der Gewinn war die Entwicklung des Spiels von einer professionellen Agentur für digitale Apps: bitsfabrik. „Wir erweitern damit unsere Expertise und hoffen, diese bei weiteren Projekten aus dem eLearning-Umfeld einbringen zu können“, sagt Kastner, zu dessen Kunden neben Ö3 beispielsweise auch das Streaming-Portal Flimmit zählen. Gemeinsam mit Samsung und den Studierenden wurde das Konzept von „Stop The Mob“ weiterentwickelt.

Prototyp bereits getestet

Derzeit läuft die Umsetzung der App noch auf Hochtouren. Ende September soll sie erstmals auf einer Konferenz präsentiert werden. Der Online-Prototyp von „Stop The Mob“, der noch von den Studenten entwickelt wurde, wurde bereits an einer Neuen Mittelschule in der Schopenhauerstraße in Wien getestet. Bei dem Versuch stellte sich heraus, dass vor allem die Arbeit in Kleingruppen zielführend ist.

Damit die selbst erstellten Szenen nicht erst recht wieder zum Mobbing beitragen, wird es kein gesammeltes Online-Portal, wo alle Szenen abrufbar sind, geben. Stattdessen werden von der Bitsfabrik Codes generiert, die verteilt werden müssen, um die Szenen weiterzuverbreiten. „Die Szenen werden außerdem redaktionell betreut und bei Bedarf auch wieder gelöscht“, erzählt Schmölz.

Da beim Spiel nicht nur mit Text, sondern auch mit Sprache gearbeitet wird, kann es auch bereits an Volksschulen zum Einsatz kommen. Das funktioniert dann per „Voice Acting“ – das heißt, die Textblasen im Spiel können mittels Spracheingabe befüllt werden. Je früher man mit der Aufklärung über das richtige Verhalten bei Mobbing in der Schule beginnt, desto besser, so die Experten.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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