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Vero: Das steckt hinter der gehypten Instagram-Alternative

Wer derzeit Instagram nutzt, wird einen vermeintlichen Exodus beobachten. Viele User posten, dass sie zu Vero wechseln (iOS / Android). Doch ist Vero tatsächlich das gelobte Land und die Zuflucht für alle, die von Facebook und Instagram die Nase voll haben? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Vero für euch.

Warum wechseln jetzt so viele?

Vero ist nicht neu. Die App gibt es bereits seit 2015 und stellt sich mit dem Slogan „True Social“ als Alternative zu anderen sozialen Netzen dar. Der Run darauf ist geschickte PR. Derzeit gibt es viele Content-Ersteller und Influencer, die durch den im Jänner angepassten Facebook- und Instagram-Algorithmus Reichweite verloren haben. Vero baut auf diesen Frust und bietet der ersten Million User ein kostenloses Abo auf Lebenszeit an.

Viele der Content-Ersteller nehmen das Angebot an, erstellten Accounts und veröffentlichten ihre Vero-Usernamen auf Facebook und Instagram. Das löste eine Kettenreaktion aus. Die Follower der Content-Ersteller machten ebenfalls Vero-Accounts („schnell schnell, solange es noch kostenlos ist“), posten darüber, woraufhin wieder deren Follower ebenfalls von Vero erfahren.

Heißt das Vero kostet später Geld?

Vero hat von Beginn an angekündigt, ein Abomodell einführen zu wollen. Dafür soll es aber keine Werbung geben. Auch Unternehmen mit Vero-Konten können nicht bezahlen, damit ihre Beiträge prominenter in den Feeds der User auftauchen.

Zusätzlich will Vero Geld damit verdienen, indem bei Produkten die Unternehmen über die App verkaufen (zB. Musikalben, E-Books) mitgeschnitten wird. Wann Vero auf das kostenpflichtige Modell umstellt, ist noch nicht bekannt.

Was sind die Vorteile von Vero?

Vero verspricht völlig werbefrei zu sein, transparent und auf Algorithmen zu verzichten. Den Usern wird eine echte, ungefilterte Timeline gezeigt, mit Beiträgen in chronologischer Reihenfolge.
User können ihre Kontakte außerdem in vier Kategorien, nahe Freunde, Freunde, Bekannte und Follower, einteilen, wenn diese eine Kontaktanfrage stellen. Keine Sorge: Der Anfragende sieht nicht, in welche Gruppe er oder sie gesteckt wird. Posts können dann auf Wunsch nur für bestimmte Gruppen freigegeben werden. Google Plus hat ähnliches mit seinen Circles versucht.

Was kann ich mit Vero machen?

Die Timeline von Vero erinnert auf den ersten Blick stark an Instagram. Anstatt nur Fotos und Videos, können auch Links, Musik und Empfehlungen für Bücher, Filme und Plätze geteilt werden. Das Teilen von reinem Text, wie bei Facebook, ist bei Vero nicht vorgesehen.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Vero verspricht so wenig Daten wie möglich von den Usern zu sammeln. Das sind Name, E-Mail-Adresse und Telefonnummer, damit die App beim Starten nach Freunden suchen kann, die ebenfalls Vero nutzen. Diese Daten werden laut Vero nicht an Dritte weitergegeben.

Endlich ein Facebook ohne Zensur!

Nein. Die Nutzungsbedingungen von Vero sind ähnlich allgemein gehalten wie bei Facebook und Instagram. Vero listet darin so viele Arten von unerwünschten Inhalten auf, dass, wenn Vero wirklich etwas löschen will, auch eine Begründung dafür findet. Ob das künstlerische Darstellungen von Nacktheit betrifft, wird sich wohl erst zeigen, wenn mehrere User Aktfotografien, Fotos in luftigen Cosplay-Outfits oder Ähnliches posten.

Aber wenigstens gehören meine Inhalte nur mir

Nicht ganz. Die Terms of Use machen zwar klar, dass die User die Besitzer ihrer Inhalte bleiben. Allerdings räumen sie Vero eine Lizenz ein, um kostenfrei die Inhalte zu reproduzieren, modifizieren, etc.

Laut Vero ist das rechtlich nötig, um das Einbetten von Inhalten in anderen Websites zu erlauben. Einige Content-Ersteller und Influencer werden das trotzdem nicht mögen, da sie genau wegen solcher Klauseln besorgt sind, dass Portale wie Facebook und Instagram ihre Inhalte, ohne Erlaubnis, für Werbung nutzen.

Die App funktioniert nicht :/

Vero ist derzeit durch den rasanten Zuwachs ausgelastet. Deshalb kann es zu Fehlermeldungen beim Einloggen kommen. Bei einigen Usern wird der Feed nicht aktualisiert. Vero arbeitet derzeit daran, die Server zu skalieren und die Probleme so zu beheben.

Wer steckt eigentlich hinter Vero?

Der Hauptgründer von Vero ist Ayman Hariri, ein libanesischer Milliardär. Er ist der Sohn von Rafic Hariri, dem ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten, der ebenfalls Milliardär war und 2005 bei einem Anschlag getötet wurde. Rafic Hariri wurde Korruption vorgeworfen, auch seine Söhne sollen davon profitiert haben.

Aufgrund der Proteste gegen Rafic Hariris Regierung während der Besetzung durch Syrien wurde damals ein öffentliches Demonstrationsverbot verhängt, dass mit Militärgewalt durchgesetzt wurde. Die Radio- und Fernsehstationen wurden von der Regierung unter die Kontrolle von pro-syrischen Eliten gestellt. Rafic Hariri besaß vor seinem politischen Amt weniger als eine Milliarde US-Dollar. Bei seinem Tod, ein Jahr nach Ablegen seines Amts, waren es über 16 Milliarden US-Dollar.

Abgesehen von Ayman Hariri gehören noch der Filmemacher Motaz Nabulsi und der Venture Kapitalist Scott Birnbaum zu den Vero-Gründern.

Wird sich Vero durchsetzen?

Schwer zu sagen. Viele Influencer setzen auf Vero, weil sie theoretisch alle ihre Follower erreichen können, ohne Geld auszugeben. Bei Instagram ist das derzeit nicht möglich. Deshalb promoten die Influencer Vero sehr aktiv. Allerdings ist fraglich, wie viele User bei Vero bleiben werden, wenn die App kostenpflichtig wird und die erste Million an Gratis-Accounts verbraucht ist.

Da viele Menschen nach wie vor der Philosophie „im Internet ist alles gratis“ folgen, werden sie vermutlich keine fünf bis zehn Euro im Monat zahlen, um dasselbe zu sehen, was es auf Facebook, YouTube und Instagram kostenlos zu sehen gibt. Die Anzahl der Follower von Influencern wird also vermutlich nach Einführen der Bezahlschranke stagnieren oder sogar zurückgehen, weshalb diese vermutlich wieder zu Instagram zurückkehren werden.

Ich habe keine Lust mehr auf Vero, ich geh zurück zu Instagram

So offen sich Vero auch präsentiert: Es hat nicht vor seine User wieder gehen zu lassen. Die Option dazu findet man nicht in den Settings, sondern im Support. Dazu muss man zum eigenen Profil gehen, eines der Fragezeichen anklicken und beim Dropdown-Menü „who might you want to contact?“ die Option „erase my record“ wählen. Update: Vero hat auf die Kritik reagiert. Die Option "Account löschen" ist jetzt prominenter, in roter Schrift, im User-Profil-Menü zu finden.

 

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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