Belgischer Mobilfunker nimmt Kurs auf Europa
Dass Hans Similon ein Geschäftsführer mit Wikingerhelm und Dänenaxt ist, hat neben dem Hinschau-Effekt pragmatische Gründe: „Wir wollen eines Tages weltweit aktiv sein, und Mobile Vikings war einer der wenigen Namen, für den noch alle Internet-Domains wie .com, .be, .nl usw. verfügbar waren." Nach vier Jahren hat der „Chef-Wikinger", wie Similon sich nennt, natürlich auch eine aufregendere Geschichte zum Namen des belgischen Startups: „Wir wollen die Welt erobern, aber nicht mit einem großen Knall, sondern wie die Wikinger, die mit kleinen Schiffen an Land gegangen sind und dann mit noch kleineren die Kanäle landeinwärts gefahren sind."
Mundpropaganda
Für Nicht-Wikinger übersetzt heißt das: Man verzichtet auf die klassischen Vertriebskanäle – es gibt keine eigenen Shops, Viking-SIM-Karten und Verträge sind auch nicht bei Elektro-Händlern oder in Supermärkten erhältlich. „Uns gibt es nur im Internet – aber dafür rund um die Uhr", sagt Similon im Gespräch mit der futurezone. Auch das, was er „Marketing der alten Schule" nennt, gibt es bei den Wikingern nicht: Keine Plakat-, Fernseh-, Radio- oder Zeitungswerbung, keine Postwurfsendungen. „Wir vertrauen darauf, dass wir den Leuten Produkte anbieten, die sie brauchen und sie dafür Mundpropaganda für uns machen", sagt Similon. „Deswegen investieren wir nicht in Shops oder Werbung oder Verkäufer, sondern in unseren Helpdesk und unser Service." Zudem bekommt jeder Bestandskunde 15 Euro Guthaben für neu angeworbene Neukunden.
Treuebonus
Der Effekt von Mundpropaganda und gratis Guthaben soll auch weiter genützt werden. Mit einem System namens City Life, das nach einer Testphase jetzt großflächig startet und an Groupon erinnert: Eine App gibt ortsbezogene Empfehlungen für Restaurants und Geschäfte, macht auf neue Produkte und spezielle Angebote aufmerksam. Wer die App zum Shoppen nutzt, sammelt Punkte, die sich dann bei allen Partnern einlösen lassen.
„Die Idee ist, dass nicht unsere Kunden für ihre Handynutzung zahlen und auch nicht wir – sondern jemand Dritter", sagt Similon: Lokale Unternehmen. Viele davon hätten ohnehin schon Treue-Programme – nur dass es sich selten wirklich lohne, die Punkte zu sammeln und einzulösen. „Bei City Life sammelt man Punkte beim Bäcker um die Ecke oder bei der Lieblings-Pizzeria. Und dann kann man sich aussuchen, ob man sein Guthaben für Pizza einlöst – oder eben für Telefonieren und Surfen."
Expansion
Freilich: Marktführer wird man damit nicht. „Wir schätzen, dass wir auf diese Weise zwei bis vier Prozent der Bevölkerung in
Belgien erreichen können. Das ist ok. Und wenn wir das in vielen Ländern schaffen und irgendwann zwei bis vier Prozent am Weltmarkt erreichen, sind das auch ganz schön große Zahlen." In Belgien und den Niederlanden, wohin es die erste Expansion gab, scheint die Strategie aufzugehen: Im Frühjahr 2012 habe es 100.000 Kunden gegeben, im September 125.000, zu Jahresende 150.000. Mittlerweile seien die 200.000 deutlich überschritten.
Demnächst wird man auch weiter innerhalb von Europa expandieren, so Similon. Österreich stehe auch am Plan, wobei er noch kein Datum nennen will.
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