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„Cloud sorgt bei großen Firmen für Paranoia“

Laut dem von EMC am Donnerstag veröffentlichten Bericht, für den 6.656 IT-Verantwortliche aus 22 Ländern der EMEA-Region (Europa, Naher Osten, Afrika) befragt wurden, erwarten sich 59 Prozent, dass sich das Aufgabengebiet und die Funktion von IT in ihren Unternehmen in den kommenden 12 Monaten grundlegend transformieren werden. Etwa die Hälfte der Befragten glaubt zudem, dass Cloud Computing bereits in den kommenden drei Jahren die traditionelle IT-Architektur ablösen werden. Damit einher gehen völlig neue Anforderungen an Mitarbeiter in den IT-Abteilungen.

Westeuropa steht auf der IT-Bremse

„Waren die vergangenen Jahre immer noch davon geprägt, wie man die Kosten der IT im Unternehmen möglichst gering halten kann, sehen die meisten Unternehmen IT nun als Business-Treiber, mit dem man schnell neue Produkte auf den Markt bringen kann und Wettbewerbsvorteile bei Kunden erzielt“, sagt der für die EMEA-Region verantwortliche EMC-Manager Adrian McDonald im Gespräch mit der futurezone. Westeuropa, das aus historischen Gründen über eine hochentwickelte IT-Infrastruktur verfügt, drohe allerdings ins Hintertreffen zu geraten.

Gerade in Österreich, das zu den am höchsten entwickelten Märkten zählt, setzen IT-Verantwortliche eher auf Altbewährtes und stehen neuen Konzepten wie Big Data oder auch Cloud Computing skeptisch gegenüber.  Denn während gesamt fast zwei Drittel der Befragten mit einer IT-Transformation in ihrem Unternehmen rechnen, sind es hierzulande gerade einmal etwas mehr als ein Drittel.

Auch dass die Cloud neue Rollen und Aufgabengebiete innerhalb der IT-Abteilungen mit sich bringen wird, glauben nur 38 Prozent der befragten österreichischen Verantwortlichen. Damit liegt Österreich von den 22 berücksichtigten Ländern ebenso an letzter Stelle wie bei der Frage, inwiefern Big Data IT-Abteilungen umkrempeln wird. Davon gehen gerade einmal 22 Prozent aus. Die Zahlen von IT-Verantwortlichen und Unternehmern aus Deutschland sind ähnlich niedrig.

Infrastruktur im Wandel
„Einige der neuen Konzepte ändern auf fundamentale Weise, wie IT in Unternehmen funktioniert und konzipiert sein muss. Gerade Deutschland, aber auch Österreich zeichnet sich durch sehr strukturierte IT-Abteilungen aus, die straff nach klassischen Aufgabengebieten wie Datenbanken, Applikationen, Speicher, Netzwerk und Server organisiert sind. Diese Strukturen aufzubrechen und zu einer agileren IT-Infrastruktur überzugehen, ist definitiv ein kultureller Paradigmenwechsel“, so McDonald.

Die Zurückhaltung bei der Cloud im KMU-dominierten kleinen Österreich sollte laut dem EMC-Manager aber unbegründet sein. Vielmehr könnten gerade kleinere und mittlere Unternehmen übermäßig von der flexibleren und kostengünstigeren Cloud-IT-Infrastruktur profitieren und plötzlich auf Augenhöhe in Wettbewerb mit größeren Unternehmen treten.

Chance für die Kleinen
„Die Cloud sorgt derzeit gerade bei den Großen für Nervosität, wenn nicht sogar Paranoia.  Denn bei allen Möglichkeiten, die die Cloud auch für große Unternehmen bietet, überwiegt doch die Sorge, dass kleine Unternehmen plötzlich in Märkten zu Wettbewerbern werden, die ihnen bislang verschlossen waren“, sagt McDonald. Mit der Cloud werde die „Demokratisierung von IT“ Wirklichkeit.

So gebe es mittlerweile Zehntausende Beispiele von Ein-Personen-Unternehmen, die von der Konzeption eines Produkts bis hin zu Online-Vermarktung und –Verkauf auf Cloud-Modelle angewiesen sind und so auch erfolgreich auf dem Markt sind. Die größte Revolution finde aktuell im Einzelhandel statt. „Jahre- wenn nicht jahrzehntelang ging es im Retail ausschließlich um die Kosten. Jetzt geht es immer häufiger um Customer Experience, also was Kunden rund um ihren Einkauf geboten wird“, so McDonald.

Vor allem der Online-Versand bringe den klassischen Einzelhandel stark unter Zugzwang. „Kunden gehen heute nun mal nicht mehr nur in ein Geschäft und kaufen ein, sondern erledigen vieles online. Was Walmart in den USA macht – online gekaufte Produkte etwa noch am gleichen Tag zu liefern – können auch kleinere und mittlere Unternehmen etwa in Nischenmärkten oder bei bestimmten Produktkategorien in ähnlicher Weise anbieten“, ist McDonald überzeugt.

Bei Big Data profitieren noch die Großen
Während flexible Cloud-Infrastruktur gerade auch KMU zugute komme, seien die mächtigen Daten-Analyse-Tools, die unter dem Überbegriff Big Data zusammengefasst sind, derzeit vor allem für größere Unternehmen rentabel. „Um aus Big Data Vorteile für das eigene Unternehmen zu gewinnen, braucht es in der Tat Spezialisten. Und die sind derzeit gar nicht so einfach zu finden. EMC arbeitet daher mit einer Reihe von Universitäten daran, entsprechende Fachausbildungen im Bereich Datenwissenschaften auf die Beine zu stellen. Hier werden wir in Zukunft noch viele Absolventen brauchen“, meint McDonald gegenüber der futurezone.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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