Digitalisierung: Was Unternehmen von Netflix lernen können
"Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Unternehmen digital werden", sagte Aaron Levie, Gründer des Cloud-Dienstleisters Box am Dienstag in London, wo das Unternehmen im Rahmen seiner World Tour Station machte. Dazu genüge es nicht, dass man einfach Software über bestehende Dienste und Produkte lege, die Prozesse und die Geschäftsmodelle müssten digitalisiert werden. Als Beispiel nannte der Box-Gründer den Streaming-Dienst Netflix. "Netflix ist den meisten Unternehmen voraus, nicht weil es eine moderne App hat, sondern weil es ein digitales Geschäftsmodell hat."
Selbst als Netflix noch DVDs vermietete, habe es die Konkurrenz in die Schranken gewiesen, weil es mit Personalisierung, Online-Verleih, den Verzicht auf Strafgebühren und ständigen Verbesserungen den DVD-Verleih revolutionierte. Die Daten, die auf diese Art gesammelt wurden, seien der Firma beim Start seines Streaming-Dienstes zugute gekommen. "Netflix wusste, welche Inhalte es einkaufen musste, weil es wusste, was seine Kunden sehen wollen, sagte Levie: "Netflix hat von Grund auf ein digitales Geschäftsmodell gehabt."
Erwartungshaltungen verändert
Die Digitalisierung betreffe alle Firmen, egal in welcher Branche, meinte der Box-Gründer: "Die Regeln der Geschäftswelt verändern sich, weil Unternehmen wie Netflix, AirBnB oder Stripe die Erwartungshaltung der Kunden verändert haben." Ein weiteres Beispiel dafür sei der Elektroautohersteller Tesla, der seine Fahrzeuge mit Soft- und Firmware-Updates ständig verbessere: "Die Hardware bleibt unverändert."
Vielen falle die Digitalisierung dennoch schwer, sagte Levie. Um wirklich digital zu werden, müssten sie ihre Prozesse auf Daten aufbauen und ständig Innovationen liefern. Grundvoraussetzung dafür sei, dass Informationen für Mitarbeiter zugänglich seien und nicht in Silos unter Verschluss gehalten würden. Das ermögliche bessere Entscheidungen und trage zum Abbau von Hierarchien und zur Förderung der Innovation bei. "Neue Technologien bringen neue Arbeitsweisen hervor."
Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch
Künstliche Intelligenz sei drauf und dran auch die Geschäftswelt grundlegend zu verändern, sagte Christopher C. Crummey, der bei IBM für Unternehmenslösungen mit der künstlichen Intelligenz Watson zuständig ist. "Mit künstlicher Intelligenz ist der Zugriff auf tief im Unternehmen verborgenes Wissen möglich, es kann blitzschnell bereitgestellt werden", sagte Crummey. Einsatzgebiete von Watson seien vielfältig und reichen von Chatbots, die neue Mitarbeiter in Unternehmensabläufe einführen, bis hin zur Auswertung von Akten und dem Bereitstellen von Expertenwissen. "Wir füttern Watson mit tausenden Expertisen in den unterschiedlichsten Wissensgebieten."
Personalisierte Unterstützung
Die Zusammenführung von Cloud-Computing, immer leistungsstärkeren mobilen Geräten, Bots und künstlicher Intelligenz werde wesentliche Auswirkungen auf die Produktivität haben, sagte Johann Buttnig, der beim Unternehmens-Messaging-Dienst Slack für das Europageschäft zuständig ist. Routinetätigkeiten könnten von Maschinen übernommen werden, auf diese Art würden Kapazitäten zur Lösung komplexer Probleme geschaffen: "Die Zukunft der Arbeit ist ein Universum, in dem Technologie jedem Mitarbeiter personalisierte Unterstützung bietet."
Disclaimer: Die Reisekosten zur Box World Tour in London wurden von Box übernommen.