iPhone und Co nur begrenzt für Ältere geeignet
"Wir müssen vergessen, was wir wissen", erklärt Ian Hosking, der an der britischen Universität Cambridge für das österreichische Unternehmen Emporia an neuen Konzepten für Handys für die ältere Generation arbeitet. "Wir wollen die Technologie zähmen und an die älteren Anwender anpassen", so Hosking. "Es gibt kein Handy für alle", erklärt der Forscher.
iPhone und Co mit Schwächen
Aktuelle Touchscreen-Smartphones seien für ältere Generationen oft schwierig zu verstehen, wie Untersuchungen an der Universität zeigen. Ein großes Problem sind etwa körperliche Einschränkungen wie altersbedingte Sehschwierigkeiten. Aktuelle Smartphones wie Apples iPhone würden dafür nur begrenzt Abhilfe schaffen. Bei Apples iOS lasse sich zwar die Schriftgröße regulieren, das beeinflusse aber nicht alle notwendigen Menüpunkte. Beim Verfassen einer Textnachricht bleibe etwa der "Senden"-Button immer gleich groß.
Auch die Menüführung ist ein Punkt, an dem gearbeitet wird. Studien an der Uni Cambridge haben etwa gezeigt, dass besonders ältere Menschen Schwierigkeiten haben, im Menü einen Handys etwas auszuwählen und zu bestätigen. Der Effekt wurde auch im Rahmen einer Studie nachgewiesen. Die Aufgabe der Versuchspersonen war es, bei einem Nokia 3210 den Kalender zu öffnen. Während nahezu alle 16- bis 34-Jährigen diese Aufgabe mühelos bewältigten, sank die Erfolgsquote mit zunehmenden Alter deutlich ab.
Emporia
Die Ergebnisse der Cambridge-Forschung sollen in neue Emporia-Handys einfließen. Man sei aber noch nicht so weit, ein eigenes Smartphone auf den Markt zu bringen, aber es werde auch daran gearbeitet, wie CEO Eveline Pupeter erklärt. "Wir bringen Anfang 2013 ein neuen Gerät, das eine Verbindung Feature-Phone und Smartphone darstellt." Der Gedanke dahinter ist, dass das konventionelle Feature-Phone mit Smartphones kommunizieren kann. So könne etwa der Sohn oder die Tochter das Handy der betagten Eltern von der Ferne aus verwalten und den Kalender steuern oder Fotos übertragen. "So smart wie notwendig und so einfach wie möglich", soll es laut Pupeter werden. Emporia hofft, hier auch Unterstützung von den Mobilfunkern zu bekommen, die entsprechende Kombi-Pakete aus Smart- und Feature-Phone anbieten sollen.
Eine Million Geräte
Insgesamt peilt der Konzern bis Ende des Wirtschaftsjahres im Juli 2013 an, eine Million Geräte zu verkaufen. Im Vergleich zum letzten Jahr sei das ein Anstieg der Stückzahlen von 80 Prozent. Durch den Preisverfall am Markt wirken sich die starken Verkäufe allerdings nur auf ein Umsatzplus von 40 Prozent aus. Der jährliche Umsatz des Unternehmens mit Sitz in Linz liegt bei etwa 50 Millionen Euro im Jahr. Im September diesen Jahres hat das Unternehmen nach Russland expandiert, auch der Marktstart in den USA ist mittlerweile erfolgt, dieser Tage werden die ersten Geräte über den Atlantik verschifft, wie es von Seiten des Konzerns heißt.
Zu schaffen machen Emporia derzeit vor allem Nachahmer aus dem fernen Osten. Pupeter blickt dennoch optimistisch in die Zukunft: "Wir sind die, die das Thema in den Jahren 2003 und 2004 aufgebracht haben und immer noch Innovationsführer".
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