Wenn der Aufzug mit der Kaffeemaschine spricht
Rund 190 Millionen Stunden pro Jahr stehen Aufzüge weltweit still. Thyssenkrupp, einer weltgrößten Hersteller von Aufzugsanlagen, will diese Zahl halbieren. Seit mittlerweile vier Jahren setzt das im deutschen Essen beiheimatete Unternehmen dabei auf Big Data- und das Internet der Dinge. 40.000 Anlagen in Deutschland, Spanien und den USA seien bereits mit der Technik ausgestattet worden, erzählt Volker Hager, der bei Thyssenkrupp für das Internet der Dinge zuständig ist.
Ende März wird Hager beim M2M/IoT-Forum in Wien zu Gast sein, wo er über Erfahrungen seines Unternehmens mit dem Internet of Things (IoT) erzählen wird.
Analyse von Aufzugdaten
"Wir wollen die Verfügbarkeit der Aufzüge durch entsprechend angepasste Wartungsroutinen und den vorbeugenden Austausch von Verschleißteilen erhöhen", sagt Hager. "Wir senden Daten direkt aus unseren Aufzügen in die Cloud, wo sie analysiert werden, um vorherzusagen, wann Servicebedarf besteht. Darauf aufbauend werden Wartungsarbeiten geplant." Mit der Technik würden nicht nur die Ausfallszeiten der Aufzüge verringert, sie ermögliche es auch, die Servicemechaniker präziser vorzubereiten, erzählt Hager.
Vorbeugende Instandhaltung und das Zusammenführen und Analysieren von Daten sei im Grunde nichts Neues, sagt Hager. "Neu ist, dass wir die Datenmengen nicht mehr begrenzen. Wir können jetzt Daten miteinander vergleichen, die wir vorher nicht hatten." Auch bei Rolltreppen kommt die Technik bereits zum Einsatz: "Da sind wir noch in der Pilotphase."
Vernetzung
Der Technik schreibt Hager großes Potenzial zu. So könnten etwa auch anderes Gebäudeinventar mit den Aufzugsanlagen vernetzt werden. "Die Frage ist, welchen Nutzen der Kunde daraus zieht, wenn die Kaffeemaschine mit dem Aufzug spricht." Wenn viele Leute in der Kantine seien, würden sie später auch den Aufzug nutzen, überlegt Hager: "Vielleicht macht das ja Sinn."
Bei Thyssenkrupp konzentriere man sich vorerst darauf, Ausfallzeiten von Aufzugsanlagen zu minimieren. Welche Möglichkeiten sich in Zukunft ergeben, sei offen.
Wartung mit Hololens
Auch eine weitere innovative Technik kommt bei Thyssenkrupp bei der Wartung von Aufzügen demnächst zum Einsatz. Servicetechniker des Unternehmens werden mit Microsofts Hololens ausgestattet. Mit der Mixed-Reality-Brille erhalten sie vor dem Einsatz beispielsweise eine holographische Ansicht des Aufzugs - samt allen Details. Vor Ort können sie über die Hololens die komplette Historie des Aufzugs einsehen, Anleitungen für die Wartung abrufen und sich mit Experten in der Firmenzentrale austauschen.
Was können Unternehmen, die überlegen, Digitalisierungstechnik einzusetzen von Thyssenkrupp lernen? "Komplexität herausnehmen, wie bei allen IT-Projekten", sagt Hager: "Die Technik auf das Wesentliche begrenzen und dann Stück für Stück das Produkt für den Kunden weiterentwickeln."
Das Internet der Dinge, Automatisierung und künstliche Intelligenz kommen nicht nur bei IT-Schwergewichten aus den USA zum Einsatz. Auch europäische Firmen setzen zunehmend auf innovative Anwendungen der Zukunftstechnologien. Der Rasenmäher-Hersteller Viking zählt ebenso dazu wie der Reinigungsdienstleister Hagleitner und das Red Bull Mediahouse.
Beim M2M/IOT Forum, das am 27. und 28. März im Wiener Rathaus stattfindet werden sie über neue Dienste, Produkte und Geschäftsmodelle berichten, die durch die intelligente Vernetzung ermöglicht werden. Auch Start-ups werden im Rahmen des IoT Start-up Roast Gelegenheit haben, sich bei dem Forum zu präsentieren. Noch bis zum 13. März können sie sich für die Teilnahme bewerben.
Blockchain und Wearables
Die Themen der Konferenz reichen von der Blockchain über Wearables bis hin zur praktischen Anwendung des Internets der Dinge in unterschiedlichen Branchen. Zu Gast sind unter anderem der Futurist Scott Amyx, der Trendforscher Nils Müller und der Autor Karl-Heinz Land („Digitaler Darwinismus“).
Neben zahlreichen Vorträgen bietet das Forum im Rahmen von Workshops und Hands-ons auch die Möglichkeit eine eigene Strategie für das Internet of Things zu entwickeln und sich mit Praktikern zu vernetzen.
Disclaimer: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und dem M2M/IOT Forum CE entstanden.