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Wien Energie: Kaum Interesse an smarten Haushaltsgeräten

Futurezone: Das Thema Energieeffizienz liegt in aller Munde. Doch wie motiviert man Kunden wirklich, Strom zu sparen bzw. auf Energieeffizienz von Produkten zu achten?
Robert Grüneis: Mit konsequenter Energieberatung. Wir führen jährlich rund 20.000 Energieberatungen durch. Mit dem Wien Energie Haus gibt es seit 1997 ein österreichweit einmaliges Beratungs- und Dienstleistungsangebot, das von der UN-Organisation UN-Habitat als „Best Practice“ angeführt wird. Außerdem haben wir eine Energie-Offensive gestartet, bei der die Anschaffung neuer Haushaltsgeräte ab der Energieeffizienz-Klasse A+ mit bis zu 100 Euro gefördert werden. Auch der Kauf von Wärmepumpen sowie Photovoltaik- oder Solarthermie-Analagen wird gefördert. Das langfristige Ziel dabei ist neben der Kosten-Einsparung auch die Steigerung der Lebensqualität beim Kunden.

Laut Roland Hierzinger von der Österreichischen Energieagentur, der sich mit dem Kundenverhalten bei Energiethemen beschäftigt, interessieren sich nur maximal fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung für ihren Energieverbrauch. Eine dramatische Erkenntnis für Sie?
Grundsätzlich überraschen diese Zahlen nicht. Der durchschnittliche Wiener Haushalt gibt laut Statistik Austria lediglich rund vier Prozent der monatlichen Haushaltskosten für Energie – das heißt Strom, Heizen und Warmwasser – aus. Der Strompreis ist seit 2008 sogar rückläufig und inflationsdämpfend. In Summe war die Strompreisentwicklung in Österreich deutlich moderater und stabiler als im EU-Schnitt.

Wird sich das vielzitierte Beispiel, die smarte Waschmaschine, die während eines billigen Nacht-Tarifs die Wäsche wascht, im Bereich Smart Home wirklich durchsetzen?
Die Kostentreiber im Haushalt sind Warmwasser und Heizung, nicht aber Strom. Aber es ist vorstellbar, dass smarte Verbrauchsgeräte einen Markt haben werden. Wir werden jedenfalls für jedes Kundenbedürfnis ein Angebot schnüren.

Welche anderen smarten Haushaltsgeräte werden sich in Zukunft Ihrer Meinung nach durchsetzen?
LED-Lampen und Beleuchtungskonzepte. Das Interesse an smarten Haushaltsgeräten ist derzeit noch überschaubar, aber wird sich in Zukunft sicher weiterentwickeln. Wien Energie hat mit Easy Home Control bereits ein Produkt für intelligente Steuerungsmöglichkeiten im Haushalt im Angebot. Dorthin wird die Reise gehen.

Wien Energie hat das Produkt Easy Home Control, mit dem man seinen Haushalt aus der Ferne über eine App steuern kann, im vergangenen Jahr sehr intensiv beworben – hat sich das bereits rentiert? Wie viele Kunden von Easy Home Control gibt es bereits?
Der Fokus war hier im ersten Schritt nicht das Powerselling dieses Produkts, sondern eher eine Basis- und Pilotvariante für weitere Entwicklungen in dem Bereich. Nach einem Jahr nutzen das Angebot mehrere hundert Haushalte, und wir haben sehr positives Feedback erhalten.

Es ist also geplant, das Produkt zum Energiemanagement weiter auszubauen?
Ja, Easy Home Control wird weiterentwickelt.

Glauben Sie, dass derartige Produkte durch unterschiedliche Tarife noch besser funktionieren würden?
Wichtig ist, dass die Anwendungen, die Produkte an sich „sexy“ sind. Dann wird das von den Kunden auch akzeptiert werden.

Was wird Wien Energie in nächster Zeit im Bereich Smart Home in Angriff nehmen?
Die Forschungsgesellschaft Aspern (ASCR) hat einen Schwerpunkt im Bereich Smart Home, das wird ein Riesenthema in den nächsten fünf Jahren. So wird in der Seestadt Aspern die Möglichkeit bestehen, mit Echtdaten der dort zum Einsatz kommenden Energieinfrastruktur zu forschen. Es werden sowohl Wohnhäuser und Gebäude mit gemischter Büro- und Wohnnutzung als auch Gebäude, in denen Bildungseinrichtungen untergebracht sind, am Forschungsprogramm teilnehmen. Diese Häuser werden mit innovativer Technologie ausgestattet und liefern ab 2015 jene Daten, die die Basis der Forschungsarbeit ausmachen. Die Daten werden analysiert und darauf basierend Simulationen durchgeführt. Ziel ist es, den Energiebedarf der Gebäude zu optimieren und somit auch die Energiekosten zu senken.

Die Energie AG in Linz bietet ihren Stromkunden mit „Privatstrom Smart“ bereits einen Tarif an, bei dem der Verbrauch in drei preislich differenzierte Zonen eingeteilt ist. Wann wird es in Wien soweit sein?
Das ist sicherlich eine interessante Variante, die auch zeigt, wie die Branche an neuen Entwicklungen zur Belebung des Marktes interessiert ist. Wir konzentrieren uns vorerst auf die Vermarktung unserer Float-Tarife Optima-Float und Optima Float Cap. Die bringen dem Kunden aktuell Vorteile.

Das sind die Tarife, auf die Sie auch im Zuge des Ergebnisses der Aktion „Energiekosten-Stopp“ des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) hingewiesen haben. Warum glauben Sie, dass man mit Ihren Produkten günstiger fährt?
Das ist keine Glaubensfrage, sondern das belegen die Fakten. Die Optima-Float-Tarife sind die derzeit wettbewerbsfähigsten Stromtarife für Haushaltskunden, weil sie die Preisvorteile an der Börse nutzen. Damit können nicht nur Großhandelsmärkte von den schwankenden Kursen profitieren, sondern auch Privatkunden, weil sich die Preisgestaltung am Österreichischen Strompreisindex (ÖSPI) orientiert. Die Tarife sind auch eine Neuerung am österreichischen Energiemarkt.

Sorgen die unterschiedlichen Tarifangebote aus Ihrer Sicht für mehr Wettbewerb?
Der Wettbewerb auf dem österreichischen Strommarkt funktioniert bereits, und er wird weiter belebt. Insgesamt sind etwa 140 unterschiedliche Anbieter auf dem Markt für Haushaltskunden tätig, davon rund ein Siebtel österreichweit. Industrieunternehmen können zwischen einem Dutzend alternativer Anbieter wählen. Hinzu kommt, dass gerade Österreich im EU-weiten Vergleich einer der wettbewerbsintensivsten Märkte ist. Laut dem aktuellen Benchmarking-Bericht der Europäischen Kommission haben die drei größten Anbieter auf dem Strommarkt einen kumulierten Anteil von 64 Prozent. Der europaweite Durchschnitt dieses Wertes liegt dem gegenüber bei fast 90 Prozent, in Frankreich sind es 95 Prozent, in Tschechien sogar 98 Prozent. Auch die Wechselraten sind beachtlich – und das nicht erst seit den vergangenen Monaten. Laut E-Control wechselten seit 2001 über eine halbe Million Menschen ihren Versorger.

Aus Ihrer Sicht eine zufriedenstellende Zahl?
Ja, das entspricht einer Wechselrate von weit mehr als zehn Prozent. Bei den großen Industriekunden mit mehr als 150 Gigawattstunden (GWh) ist davon auszugehen, dass fast jedes Unternehmen bereits einmal einen alternativen Versorger gewählt hat. Sprechen Kritiker von niedrigen Wechselraten, so ist zu beachten, dass diese nicht zuletzt auf die hohe Zufriedenheit der Kunden mit ihren Versorgern zurückzuführen sind.

Führen unterschiedliche und schwer miteinander vergleichbare Tarife nicht automatisch zu einer unnötigen Verwirrung der Kunden?
Das Gegenteil ist der Fall: Es wird immer transparenter. Die Kosten- und Tariftransparenz ist einerseits durch die Websites der Energieanbieter gegeben, andererseits durch Angebote wie Durchblicker.at.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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