"Wir brauchen Psychotherapie für Unternehmen"
Der Großteil der Unternehmen sei zwar davon überzeugt, dass digitale Transformation für ihre Firma wichtig sei, die wenigsten wissen aber, wie sie es anstellen sollen, sagt Helmut Blocher von Succus Wirtschaftsforen. "Unternehmen nutzen die Chancen der Zeit nicht optimal. Sie sind in der Umsetzung zu langsam." Der Corporate Culture Jam, der von Succus mitveranstaltet wird und am 16. und 17. Mai in der Anker Brotfabrik in Wien stattfindet, will Wege aufzeigen, wie Firmen Transformationsprozesse bewältigen können.
"Alle Branchen, von der produzierenden Industrie bis zu Versicherungen, haben Logiken, die von Newcomern ausgehebelt werden", warnt Blocher bei einem Pressegespräch am Freitag in Wien. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, brauche es ein Umdenken. Unternehmen müssten den Mut haben, Fehler zu machen und Dinge entstehen zu lassen, von denen man am Anfang noch nicht wisse, wohin die Reise führe: "Es geht weniger um Technologie, sondern um das Mindset."
"Muster aufbrechen"
Innovation dürfe nicht in der IT-Abteilung aufhören, sagt Sabine Prettenhofer von der Beratungsagentur Identitäter, die die Konferenz mitveranstaltet. Es gehe auch darum, Muster aufzubrechen. Als Beispiel für eine solche Unternehmenskultur nennt sie etwa den ÖAMTC, wo Mitarbeiter den Chef zum Mittagessen "buchen" können.
Wie man neue Geschäftsmodelle etabliert und dabei die Mitarbeiter mitnimmt, beschäftigt auch Thomas Polak, der beim Versicherungskonzern Uniqa für Innovationen zuständig ist. Seinem Jobtitel "Chief Innovation Officer" hört er nicht so gerne: "Innovieren macht jedes Kind, es ist das Natürlichste, das es gibt."
Versicherung der Zukunft
Was es in Wahrheit brauche, sei Psychotherapie für große Unternehmen, meint Polak: "Wir müssen alte Glaubenssätze hinterfragen und alles aufbrechen." Der Business-Plan der Zukunft sei heute ein leeres Blatt Papier. Erfahrungen aus der alten Welt könne man nicht in das neue Umfeld mitnehmen, sagt Polak: "Wenn man das verstanden hat, hat man gewonnen."
Bei der Uniqa werden etwa in einem "Conceptstore" für Mitarbeiter Produkte für die Versicherung der Zukunft entworfen. "Wir stellen Thesen auf und erwecken sie zum Leben", erzählt Polak, die Haptik sei ein wesentliches Element: "Man muss sie fühlen können."
Kulturwandel durch Weiterbildung
Bei der Deutschen-Post-Tochter DHL wird der Kulturwandel vor allem durch Weiterbildung gefördert. Man habe eine Plattform aufgebaut, bei der Führungskräfte Trainingsprogramme anbieten, erzählt Ralf Schweighöfer, Managing Director bei DHL Express Austria. Alle Modelle hätten in irgendeiner Form auch die Kundensicht eingebunden. Mitarbeiter könnten über die Plattform auch erste Erfahrungen mit dem Thema Digitalisierung und Lernen sammeln.
Beispiele, wie die Transformation gelingen könne, seien aber nicht alles, meint Konferenz-Mitveranstalterin Prettenhofer. "Die Leute wollen keine Best Practice-Beispiele mehr hören, sie wollen wissen, wo die Probleme liegen und wie man sie lösen kann." Beim Corporate Culture Jam werden auch Fehler Thema sein, kündigt Mitveranstalter Blocher an: "Wir nennen es nicht Best Practice, sondern Praxis ungeschminkt."
Disclaimer: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und dem Corporate Culture Jam entstanden. Detaillierte Informationen zu Programm und Vortragenden der Konferenz finden sich unter www.corporate-culture-jam.at.