Boris Johnson macht aus Militärflugzeug "quietschbunten Lollipop"
Der Plan des britischen Premierministers Boris Johnson einen auch als Regierungsflugzeug zum Einsatz kommenden A330 Voyager der Royal Air Force in den Farben Rot, Weiß und Blau neu lackieren zu lassen, stößt bei britischen Militärs auf Unverständnis, berichtet der "Guardian".
Der Premier riskiere damit, dass das in Tarngrau gehaltene Flugzeug zu militärischen Zwecken nicht mehr eingesetzt werden könne, sagte der frühere Militärpilot und Verteidigungsanalyst Andy Netherhood der Zeitung.
Glänzende rote, weiße und blaue Lackierung bedeute, dass die RAF es nur ungern außerhalb des harmlosesten Luftraums verwenden werde, sagte Netherhood: "Niemand möchte in einem Jet in den Krieg ziehen, der wie ein quietschbunter Lutscher bemalt ist."
900.000 Pfund
Johnson hat die rund 900.000 Pfund (rund 994.000 Euro) teure Neulackierung nach Angaben des "Guardian" beauftragt, weil er die graue Sichtschutzlackierung des Mehrzweck-Airbus für langweilig hält.
Laut Quellen aus dem britischen Verteidigungsministerium soll der Jet nun einen weißen Körper mit blauen Streifen und ein vom Union Jack inspiriertes Design auf der Schwanzflosse erhalten. Möglich ist auch, dass auf der Seite des Flugzeuges in großen goldenen Buchstaben "Großbritannien" stehen wird.
Neben dem Transport von Regierungsmitgliedern und Mitgliedern des Königshauses kommt das Flugzeug derzeit auch zum Betanken der Eurofighter Typhoons der RAF in der Luft zum Einsatz. Im Notfall müsste der Voyager auch Truppen in den Krieg transportierten und Kampfhandlungen im Nahen Osten oder anderswo unterstützen.
"Kosten trägt das Verteidigungsministerium"
Gekauft wurde der Airbus 2008 als militärisches Lufttransport- und Betankungsflugzeug im Rahmen einer milliardenschweren Finanzierungsinitiative für Militärflugzeuge. Experten kritisieren, dass die britische Regierung durch die Umnutzung des Flugzeuges zu einem billigen Flieger gekommen sei, die wahren Kosten dafür müssten aber vom Verteidigungsministerium bezahlt werden.
Dass der Voyager von Regierungsmitgliedern genutzt werden darf, geht auf eine Initiative des früheren Premiers David Cameron aus dem Jahr 2015 zurück. Davor mussten britische Regierungschef Flugzeuge für Langstreckenflüge chartern. Cameron ließ den Jet um 10 Millionen Pfund umbauen und unter anderem Business-Class-Sessel installieren. Fliegen konnte er allerdings damit nicht mehr. Den vor dem ersten geplanten Regierungsflug des Jets im Juli 2016 nach Warschau war er wegen des missglückten Brexit-Referendums bereits zurückgetreten.