Bundesländer-Gerangel um Teststrecke für Self-Driving Cars
Bei den vergangenen Technologiegesprächen in Alpbach hat Verkehrsminister Alois Stöger erste Teststrecken für selbstfahrende Autos für 2016 angekündigt. Seither melden sich zahlreiche Regionen aus Österreich, die diese „Teststrecke“ werden wollen. Geht es nach dem Willen von deutschen Autoherstellern, allen voran Audi, würde das Inntal diese Strecke sein – nicht weit weg von den Zentralen der deutschen Autoindustrie sei es auch ein Gebiet, bei dem die selbstfahrenden Autos in den unterschiedlichsten Wettersituationen getestet werden können. Googles Self-Driving-Car-Flotte hat noch nie Schnee gesehen und weiß auch nicht, wie sie sich auf Eis verhalten sollen.
Die Steiermark, wo sich 220 Autozulieferer befinden, will genauso Modellregion für autonomes Fahren werden und auch Oberösterreich hat sich angemeldet – und dort bereitet auf der Innkreis-Autobahn A8 die Asfinag ohnehin die entsprechende Infrastruktur vor.
Aber welcher österreichische Autobahnabschnitt für die selbstfahrenden Autos auserwählt wird, entscheiden vier Arbeitsgruppen, die am 28. Oktober installiert wurden. „Die Entscheidung wird im April kommenden Jahres fallen, denn dann liegt das Ergebnis der vier Arbeitsgruppen vor“, sagt Minister Alois Stöger im futurezone-Interview. Am 28. Oktober haben Vertreter der Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft den Auftrag erhalten, die Fragen um die Rahmenbedingungen, Möglichkeiten und Infrastruktur zu klären. „Es ist auch denkbar, dass mehrere Regionen zum Zug kommen, aber dieser Entscheidung will ich nicht vorgreifen“, so Stöger.
Im Herbst 2016 soll jedenfalls die parlamentarische Diskussion starten, sodass Ende 2016/Anfang 2017 die ersten selbstfahrenden Autos auf Österreichs Straßen unterwegs sein können. Stöger: „Wichtig ist, dass wir dabei sind, denn es gibt zahlreiche österreichische Firmen, die hier einen wertvollen Beitrag leisten können“, so Stöger.
Österreich will beteiligt sein
Österreich will bei der Entwicklung zukünftiger Verkehrssysteme jedenfalls maßgeblich beteiligt sein, bestätigt auch Asfinag-Vorstandsdirektor Alois Schedl, wobei der Asfinag-Chef nicht die selbstfahrenden Autos im Vordergrund sieht. „In erster Linie geht es uns darum, eine Infrastruktur für das Connected Car zu errichten, in dieser würden selbstfahrende Autos ohnehin auch funktionieren. Wir müssen jetzt erarbeiten, was die Autos und was die Verkehrsteilnehmer benötigen.“
Wichtig sei vor allem ein exzellentes Verkehrsinformationssystem, „wir wollen wissen wann ein Ereignis eintritt, wann eine Tagesbaustelle errichtet wird oder ein Ladegut verloren wird. Autofahrer müssen rechtzeitig informiert werden“, so Schedl. Die Asfinag sei der einzige Betreiber, der in einer Arbeitsgruppe zum Thema Verkehrsinformation der Zukunft in Brüssel dabei ist.
Derzeit wird eine Teststrecke von Rotterdam über Frankfurt nach Wien errichtet, die in punkto technischer Infrastruktur alle Stücke spielen soll und auf der die Zukunft der Mobilität getestet wird. Den österreichischen Teil dieses von der EU geförderten Projekts werden unter der Führung der Asfinag neun heimische Firmen auf smart trimmen. Die smarte Rotterdam-Wien-Verbindung soll auch über die Innkreis-Autobahn A8 laufen, die damit auch gleich die Voraussetzung für eine oberösterreichische Test-Strecke für die selbstfahrenden Autos erfüllen würde. Da die Route nach Wien über niederösterreichisches Gebiet geht, ist Minister Alois Stöger überzeugt, dass auch Niederösterreich Interesse bekunden wird, Teststrecke werden zu wollen.