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Carsharing in Wien in fünf Jahren verzwanzigfacht

100.000 Personen nutzen Carsharing-Dienste in Wien. Dies geht aus einer Studie hervor, die von der Stadt Wien in Auftrag gegeben und am Montag präsentiert wurde. Carsharing ist in den vergangenen Jahren in der Bundeshauptstadt stark angewachsen. "Die Kundenanzahl hat sich innerhalb der letzten fünf Jahre verzwanzigfacht", sagt Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou bei der Pressekonferenz im Rathaus.

7000 Fahrten täglich

"Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass Carsharing für viele Menschen zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Für die Stadt bringt das viele Vorteile: Weniger PKW, mehr Platz, weniger Emissionen." Im Herbst 2015 waren 1300 Carsharing-Fahrzeuge in Wien unterwegs. Der Großteil davon entfällt auf die Free-Floating-Dienste Car2Go (700 Autos) und DriveNow (430 Autos). Täglich werden im Durchschnitt 7000 Fahrten gezählt.

Die Stadt Wien und Vertreter der Carsharing-Anbieter betonen, dass ihr Angebot eine Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr ist, kein Ersatz dafür. Den 7000 Carsharing-Fahrten stehen 2,5 Millionen Öffi-Fahrten täglich gegenüber. Die Möglichkeit, ein Auto nur bei Bedarf zu verwenden, soll dagegen zu einer Reduktion bei der Anschaffung von Privat-PKW führen. Gemäß der Studie ersetzt ein Carsharing-Auto im positivsten Szenario fünf Privatfahrzeuge. Durch Carsharing würden 44 Millionen PKW-Kilometer und damit 7000 Tonnen Kohlendioxid eingespart.

Nutzer meist Männer

Carsharing-Autos werden laut der Studie zumeist von Männern genutzt. 60 Prozent aller Nutzer von Free-Floating-Diensten besitzen ein Privatauto. Bei Carsharing-Diensten mit Verleihstationen (Zipcar, Flinkster) besitzen dagegen nur 20 Prozent der Kunden ein eigenes Auto. Als hauptsächliche Gründe für die Benutzung von Carsharing-Autos werden Sponanität, die Freiheit von Wartungssorgen und leichte Verfügbarkeit in der Stadt angegeben.

Standzeitbegrenzung aufgehoben

Bei all den positiven Effekten will die Stadt Wien das Thema Carsharing künftig noch mehr fördern. Maria Vassilakou kündigt bei der Pressekonferenz an, dass Carsharing-Autos künftig nicht mehr nach einer gewissen Standzeit in der Wiener Kurzparkzone verschoben werden müssen. Innerhalb des Gürtels betrug die bisherige maximale Standzeit zwei Stunden, außerhalb des Gürtels drei Stunden. In Zukunft fallen diese Einschränkungen weg. Parkgebühren müssen die Carsharing-Dienste weiterhin entrichten.

In Zukunft soll es in Wien mehr Elektroautos in Carsharing-Diensten geben

Elektro-Infrastruktur kommt

Außerdem will die Stadt Wien künftig das Carsharing mit Elektroautos verbessern. Bisher mangelte es an einer geeigneten Ladeinfrastruktur. In den nächsten Jahren soll sich das ändern. Standorte für Ladestationen werden bereits evaluiert. 2017 soll der Startschuss für erste bauliche Maßnahmen erfolgen. Bis Ende 2018 soll laut Vassilakou ein voll ausgebautes Ladestellennetz existieren.

Die Wiener Carsharing-Anbieter zeigen sich begeistert über die Unterstützung. DriveNow ist der bisher einzige Anbieter, der Elektroautos (20 Stück BMW i3) in der Flotte hat. Zipcar testet den Einsatz von Elektroautos. Car2Go betreibt zwar in anderen Städten außerhalb Österreichs eine vollelektrische Flotte, in Wien wird es aber vorerst keine Elektroautos geben.

Car2Go bringt größere Autos

Was Car2Go allerdings in Wien einführen will, sind Fahrzeuge mit mehr als zwei Sitzen. Die kleinen Smarts sollen zunächst in deutschen Städten durch Mehrsitzer ergänzt werden, dann auch in Wien. Dabei könnten Mercedes A- oder B-Klasse-Fahrzeuge oder Smart forfour eingesetzt werden. Die Entscheidung über den genauen Fahrzeugtyp sei aber noch nicht gefällt worden, meint Car2Go-Österreich-Geschäftsführer Alexander Hovorka.

DriveNow baut um U4 aus

DriveNow kündigt unterdessen an, anlässlich der U4-Renovierung das Geschäftsgebiet im Westen Wiens erweitern zu wollen. Durch ein verstärktes Carsharing-Angebot um den Baustellenbereich soll es eine bessere Ergänzung zum öffentlichen Schienenersatzverkehr geben, sagt DriveNow-Österreich-Geschäftsführer Robert Kahr.

Randgebiete unterversorgt

Bei der Erweiterung der Geschäftsgebiete in anderen Randbereichen der Stadt, etwa Transdanubien (21. und 22. Bezirk), sieht es hingegen düster aus. Die Carsharing-Anbieter halten einen Ausbau für wenig ökonomisch. Eine testweise Erweiterung wird als Risiko gesehen. Kahr: "Wenn wir unser Geschäftsgebiet erweitern, wollen wir es auch halten. Leuten etwas wegzunehmen, was sie bereits hatten, ist nicht gut für das Image."

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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