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Corona-Massentests sind "logistische Herausforderung"

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres ist zuversichtlich, dass die Massentestungen noch vor Weihnachten stattfinden können. "Es ist eine logistische Herausforderung und es werden alle zusammenarbeiten müssen, um diese Herausforderung zu meistern", sagte er Dienstagabend in der ORF-"ZiB2". Grundsätzlich hält Szekeres die Maßnahme für sinnvoll - im Gegensatz etwa zu einer Impfpflicht gegen Covid-19.

Wiederholungen notwendig

Auch Szekeres, der als Ärztekammer-Präsident laufend im Gespräch mit der Regierung ist, hält Massentestungen nur dann für effektiv, wenn diese in Abständen wiederholt werden, was auch geplant sei. Auch er nannte als Vorbild Südtirol, wo dieses Vorgehen bereits funktioniert habe. Ein "Freibrief zum Party Feiern" sei ein negativer Test allerdings nicht, hielt er fest, aber: "Es ist eine Aktion, die hoffentlich auch hilft, einen dritten Lockdown zu verhindern."

Hinsichtlich der bald erhofften Impfung beruhigte der Ärztekammer-Präsident: Die Impfstoffe seien bereits an "Zigtausenden Menschen" ausprobiert worden, generell würden nur sichere Produkte zugelassen. Was Skeptiker oder sogar Impfgegner betrifft, baut Szekeres auf Aufklärung. Indirekten Druck über bestimmte Verbote im Fall einer fehlenden Impfung kann er sich nicht vorstellen. Und: "Ich glaube, dass es wenig Sinn macht, eine Impfpflicht auszusprechen."

Kein Contact Tracing

Bei den Corona-Massentests ist allerdings keine verpflichtende Kontaktnachverfolgung im Fall von positiv getesteten Personen vorgesehen. Wo es machbar ist, soll das Contact Tracing - Teil der Teststrategie - jedoch erfolgen, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Ungeklärt ist, wie es nach den Antigen-Tests dann weiter geht. Betont wurde indes Freiwilligkeit der Teilnahme.

Anschober unterstrich die Freiwilligkeit als Grundprinzip, dies wurde auch von Bildungsministerium und Innenministerium hervorgehoben. Nach Ansicht des Verfassungsjuristen Heinz Mayer ist dies auch nicht anders möglich: "Ich kenne - zumindest im öffentlichen Bereich - keine Bestimmung, nach der ein Beamter gezwungen werden kann, einen solchen Test zu machen", sagte Mayer. Allerdings hätten etwa Schuldirektoren sehr wohl Möglichkeiten, Druck auszuüben. Eine Verpflichtung, sich testen zu lassen, könne man durch ein Gesetz festlegen, jedoch nur für einzelne Gruppen: "Die gesamte Bevölkerung zu zwingen, sich testen zu lassen, wird nicht so leicht möglich sein."

Termine unterschiedlich

Ein möglicher Termin am Wochenende vor Weihnachten, also am 19. und 20. Dezember, wurde dem Vernehmen nach im Gespräch der Regierung mit den Landeshauptleuten am Montag zwar angesprochen, Einigkeit herrscht jedoch noch keine. Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) meinte am Tag nach den Gesprächen mit der Bundesregierung, dass die Massentests "ohne Frage eine große organisatorische Herausforderung" sein werden. Er appellierte an den Zusammenhalt zwischen den Ländern und zwischen Bund und Ländern. Die Steiermark wolle mit gutem Beispiel vorangehen. Ziel müsse es sein, die Massentests noch vor Weihnachten zu schaffen.

Wien steht den vom Bund angekündigten Massentests vor Weihnachten "abwartend bis kritisch" gegenüber. "Es kann nicht sein, dass man in einer Acht-Millionen-Einwohner-Republik Massentests verspricht und dann zentrale Fragen nicht beantwortet werden", richtete Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Mittwoch am Rande eines Medientermins der Regierung aus.

Abgesehen von der Klärung einiger weniger Punkte gebe es zum Test-Großprojekt weiterhin keinerlei Antworten "auf die wirklich großen zentralen Fragen", monierte Hacker. Er betonte, dass seit Beginn der Viruspandemie im Februar bis dato im ganzen Land 2,9 Mio. Tests durchgeführt worden seien. "Da ist es doch die spannende Frage: Wie will man jetzt in zwei, drei, vier Tagen - sagen wir einmal - 60 Prozent von acht Mio. Menschen, also fünf Mio. Tests zusammenbringen? Diese Frage sollte beantwortet sein, wenn man verspricht, Massentests zu machen."

Aufwendig und personalintensiv

Wie aufwendig und personalintensiv die Massentests sind, zeigen die Zahlen aus der Slowakei. Dort wurden in der ersten Runde mehr als 3,6 Millionen Menschen getestet. Das Land hat 5,5 Millionen Einwohner, alle 10- bis 65-Jährigen waren zum Tests aufgerufen. Zur Abwicklung waren 40.000 Personen im Einsatz, darunter 10.000 Soldaten und 10.000 Polizisten.

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