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Science

Corona-Antikörpertests: So verlässlich sind sie

Im Gegensatz zu PCR-Tests (Polymerasekettenreaktion), die eine akute Infektion nachweisen, erkennen Antikörpertests, ob jemand zu einem früheren Zeitpunkt mit dem Coronavirus infiziert war. Da sich die COVID-19-spezifischen Antikörper erst im Verlauf der Erkrankung bilden, können sie erst etwa 12 bis 14 Tage nach einer Infektion nachgewiesen werden. 

Während derartige Tests bereits zu Beginn der Pandemie in nahezu unüberschaubarem Angebot verfügbar waren, war ihre Qualität damals aber noch unzureichend. Sie konnten nicht verlässlich erkennen, ob eine Erkrankung vorlag. Das hat sich mittlerweile geändert: „Seit April hat sich sehr viel getan, was die Qualität angeht“, sagt Gregor Hörmann, Geschäftsführer bei der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie (ÖGLMKC), im futurezone-Gespräch. Ihm zufolge sei die Spezifität der Antikörpertests nun grundsätzlich gut. „Wir können jetzt schon sehr verlässlich nachweisen, ob jemand eine Erkrankung durchgemacht hat. Insbesondere in Labortests“, sagt er.

Schnelltests, sogenannte Antigentests, seien im Vergleich zu herkömmlichen Antikörpertests, die in Laboren durchgeführt werden, jedoch auch jetzt noch wenig verlässlich. Je nach Variante kommt eine Flüssigkeit, etwa ein Rachenabstrich oder ein paar Tropfen Blut, auf den Teststreifen. Das Ergebnis liegt dann in wenigen Minuten vor. Diese Tests brauchen jedoch große Mengen des Erregers und sind daher oft ungenau. Grundsätzlich rät der Experte zu Antikörpertests, bei denen eine Blutprobe im Labor ausgewertet wird. "Bei einer Selbstdurchführung von Antikörpertests bin ich sehr zurückhaltend und sehe keinen Mehrwert", sagt Hörmann.

Immunität unklar

In Bezug auf den Nachweis der Immunität seien Antikörpertests aber noch unzureichend. Denn: Um das Ausmaß und die Dauer der Immunität verlässlich zu beurteilen, sei das Virus noch nicht lange genug bekannt. Hörmann zufolge gebe es vereinzelte Fallberichte zu neuerlichen Ansteckungen - „derzeit gehen wir aber von einer gewissen Immunität aus. Wie lange diese anhält, ist noch unklar. Hier können die Forschungsergebnisse in einem halben Jahr oder Jahr wieder anders aussehen.“

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Ein besonders aussichtsreicher Antikörpertest, der Rückschlüsse auf die Immunität ermöglichen könnte, wurde unlängst von einem Expertenteam der BOKU, Vetmeduni Vienna und MedUni Wien entwickelt. Es ist der erste quantitative Antikörpertest, an dessen Evaluierung auch ÖGLMKC mitgearbeitet hat. Es handelt sich dabei um ein ELISA-Testverfahren („Enzyme-Linked Immunosorbent Assays“), mit dem hochspezifisch Proteine wie Antikörper nachgewiesen werden können. „Bei diesem Test wird die Antikörper-Menge als Parameter für das Ausmaß der Immunantwort detektiert“, sagt Hörmann. Als Immunantwort wird die Reaktion des Immunsystems auf fremde Organismen im Körper bezeichnet. 

2 Varianten

Den Test gibt es in 2 Varianten: Eine untersucht das Vorhandensein von Antikörpern gegen die Rezeptorbindungsdomäne (RBD) des bekannten Spike-Proteins. Diese Variante eignet sich in der Haupt- und Spätphase der Immunanwort und korreliert besser mit der Immunität der Patienten. Die zweite Variante wirkt grundsätzlich wie jeder andere Antikörpertest und detektiert Antikörper gegen das Nukleoprotein (NP) und reagiert sensitiver im Frühstadium der Immunantwort.

Der besonders interessante Teil des neuen Tests sei Hörmann zufolge die Quantifizierung in der Spätphase. Denn bei einer genaueren Quantifizierung des Antikörperspiegesl im Blut können auch sein Abfall beurteilt und Rückschlüsse auf die Immunität gezogen werden. Der neue Test kann in jedem zertifizierten Labor mit einem Standard-ELISA-Lesegerät durchgeführt werden. Auch zur zukünftigen Testung von Impfstoffen könnte er zum Einsatz kommen. Laut Hörmann gebe es mehrere Hersteller, die solche quantitativen Tests auf den Markt bringen.

Für wen sinnvoll?

Dennoch wissen viele Menschen nicht, welcher Test für wen sinnvoll ist. "Wenn Sie Symptome aufweisen, dann ist ein PCR-Test notwendig. Einen Antikörpertest generalisiert zu machen, würden wir nicht empfehlen", sagt der Experte. Dort wo ein Antikörpertest Sinn macht, sei, wenn jemand vor etlichen Wochen, wo kein PCR-Test gemacht wurde, eine Infektion hatte, die in diese Richtung gehen könne. "Das ist aber in vielen Fällen eher eine Frage der persönlichen Neugier", betont er. 

 

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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