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Private Coronatests: Was sie können und was sie kosten

Gesundheitsminister Rudolf Anschober kündigte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz an, dass ab nächster Woche auch Personen, die leichte Symptome - wie Halskratzen, Husten und Unwohlsein haben, getestet werden. Dafür wurde die Kapazität der Test auf bis zu 30.000 pro Woche erhöht. Wer sich mit dem Coronavirus infiziert hat, leidet in der Regel auch unter Symptomen wie Verlust des Geruchssinns, Fieber und Atemnot. Kommt es zu klinischen Symptomen, sollte man zunächst die Gesundheitsnummer 1450 anrufen. Von dort wird man an einen zuständigen Arzt verwiesen, der die Testung einleitet. Handelt es sich um einen Verdachtsfall, etwa weil man mit einer infizierten Person in Kontakt war oder in eine Gefahrenregion gereist ist, wird individuell entschieden.

Von den offiziellen Tests abgesehen, kann man sich aber auch privat testen lassen. Corona-Tests werden inzwischen weitflächig angeboten: Von Labors, Apotheken und bald auch in der Drogerie. Doch welche Tests sind wirklich sinnvoll, welche verschiedenen Arten von Tests gibt es und wann brauche ich sie wirklich? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wann sollte ich mich privat testen lassen?

Einige Länder verlangen bei der Einreise die Vorlage eines Attest. Dafür muss ein PCR-Test gemacht werden, der in der Regel nicht älter als 4 Tage sein darf. Andernfalls muss man sich 14 Tage in Quarantäne begeben. Darüber sollte man sich rechtzeitig vor dem Antritt der Reise informieren, beispielsweise beim auswärtigen Amt.

Einzelpersonen zu testen, die keine Symptome haben und keinen Kontakt mit Corona-Patienten hatten, ist aus Sicht von Stephan Aberle, Leiter des Referenzlabors der MedUni Wien, allerdings wenig sinnvoll. So könnten sich Personen als Verdachtsfall stigmatisiert fühlen und vom Umfeld auch so wahrgenommen werden. Oder sie wiegen sich nach dem Erhalt eines negativen Ergebnisses sicher, obwohl sie sich weiterhin infizieren könnten.

Was ist der Unterschied zwischen einem PCR-Test und einem Antikörper-Test?

Ein PCR-Test (Polymerasekettenreaktion) dient dazu, eine akute Infektion nachzuweisen. Dafür wird ein Abstrich von Rachen oder Nase genommen. Diese Proben werden Im Labor vervielfältigt und daher dauert es einige Tage, bis das Ergebnis da ist. Eine neuere Methode ist das Gurgeln. Das hat den Vorteil, dass der Test zu Hause gemacht und anschließend zum Labor geschickt werden kann.  

Mit einem Antikörpertest findet man hingegen heraus, ob jemand zu einem früheren Zeitpunkt mit dem Coronavirus infiziert war. Etwa 12 bis 14 Tage nach einer Infektion, beziehungsweise 10 Tage nach Auftauchen der ersten Symptome können Antikörper nachgewiesen werden. Dafür wird Blut abgenommen, das anschließend auf die Covid-19-spezifischen Antikörper untersucht wird.

Nach neuesten Erkenntnissen kann ein Antikörpertest auch bei fortgeschrittener akuter Infektion, etwa in der 2. Woche nachdem Symptome aufgetreten sind, ein besseres Ergebnis liefern als ein PCR-Test. Das liegt daran, dass das Virus bereits so weit in den Körper eingedrungen ist, dass ein Abstrich nicht mehr ausreicht. Zu diesem Zeitpunkt sollten sich bereits Antikörper gebildet haben.  

Wer ganz sicher gehen möchte, dass Coronavirus-Antikörper im Blut sind, kann einen zusätzlichen Neutralisationstest machen. Dabei wird eine Blutprobe entnommen, aus der Zellen isoliert werden. Diese werden dann mit dem Virus konfrontiert und es wird geprüft, ob es Antikörper gibt, die das Virus abwehren. So ein Test kann nur an den virologischen Instituten Wien und Innsbruck und bei der AGES durchgeführt werden. Er ist besonders kompliziert und wird nur unter höchster Sicherheitsstufe durchgeführt, da dafür eine Probe des Coronavirus im Labor gezüchtet wird.

Welche Möglichkeiten gibt es, privat PCR-Tests machen zu lassen?

Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten, PCR-Tests durchführen zu lassen. Ab sofort kann man PCR-Labortests in einigen Apotheke kaufen. Hier kommt die Gurgel-Methode zum Einsatz. Die Methode wurde an Wiener Schulen getestet und unter anderem von der MedUni entwickelt. Der Abstrich, der sonst tief in Rachen oder Nase erfolgt und sehr unangenehm ist, wird mit der Gurgelmethode umgangen. Hier wird eine Flüssigkeit mindestens 2 Minuten lang gegurgelt und in ein Röhrchen gespuckt. Die Probe wird anschließend mit einer Sicherheitsbox ins Labor geschickt werden. Das Ergebnis wird innerhalb von 24 Stunden mittgeteilt. Welche Apotheken teilnehmen, kann auf der Website von YES we care eingesehen werden, die den Test bereitstellen. 

In 3 bis 4 Wochen sollen auch bei Bipa Gurgeltests angeboten werden. Die Testkits funktionieren ähnlich. Sie sollen mit der Post ans Labor geschickt werden, die Ergebnisse erhält man anschließend per SMS.

Dazu kann man sich etwa an private Labore wenden. Sie bieten in ganz Österreich diese Dienste an, etwa in Wien bei Synlab, Trinicum oder auch am Flughafen Wien Schwechat. Die WKO führt eine Liste von Testlabors in Österreich, wir haben die Stellen in einer Übersicht zusammengefasst:

Labor-Liste Österreich (WKO, Stand 30. Juni):

Wien

Labors.at Mühl Speiser und Partner, 140 Euro, 48 Stunden
Labor Mustafa, 120 Euro, 4 – 6 Stunden
Synlab, 150 Euro, 24 – 72 Stunden
Labor Vidotto, 130 Euro, 24 Stunden
IHR Labor Greiner und Partner, 140 Euro, 24 Stunden
Labors Wien West OG Paula und Partner, 110 Euro, 24 – 48 Stunden
Trinicum, 220 Euro (280 mit Zertifikat), 12 – 48 Stunden
Labor Wien Breuer, 140 Euro, 24 Stunden
Confidence DNA-Analysen GmbH, 190 Euro, 6 Stunden; mit Flugticket (Ankunft in Wien-Schwechat): 140 Euro, 4 Stunden
Archimedlife, ab 99 Euro, keine Zeitangabe

Niederösterreich

Covidfighters, 165 Euro, 2 – 2 ½ Stunden
Health Center Flughafen Wien-Schwechat, 190 Euro, 3 – 6 Stunden
Labor Baden, 132 Euro, 24 – 48 Stunden
PVZ Primärversorgungszentrum St. Pölten, 130 Euro, 24 – 48 Stunden

Burgenland

Ambulatorium für med. und chem. Labordiagnostik Eisenstadt, 140 Euro, 36 Stunden

Kärnten

Medizinisches Labor Johann Perné Klagenfurt, 140 Euro, 48 Stunden

Salzburg

Novogenia, 175 Euro, 12 – 24 Stunden
PharmGenetix GmbH, 150 Euro, 12 – 24 Stunden
Medilab, 132 Euro, 12 – 24 Stunden

Oberösterreich

Ordination Dr. Christian Gabriel Gallneukirchen, 100 - 170 Euro, 24 Stunden
Dr. Trubrig, Dr. Niedetzky med. chem. Labordiagnostik OG Linz, 115 Euro (150 mit Zertifikat), 24 – 48 Stunden
InnoVetLab Mörschwang, 95 Euro, 12 Stunden
Ordination Dr. Dominik Stockinger Pöndorf, 134 Euro, 24 – 48 Stunden
Ordination Dr. Claudia Westreicher Gmunden, 145 Euro, 24 – 30 Stunden
analyse BioLab GmbH, 148 Euro, 24 – 48 Stunden
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, 131 Euro, 48 Stunden
Klinikum Wels, 131 Euro, 24 Stunden

Tirol

Speziallabor Wick Innsbruck, 166 Euro, 12 – 24 Stunden
MB-LAB Möst, 90 Euro, 12 – 36 Stunden
Ordination Dr. Christian Hengl Kitzbühel, 120 Euro, 24 Stunden

Labor Dr. Gernot Walder Außervillgraten, ab 100 Euro, 12 - 24 Stunden

Steiermark

Medius Primärversorgungszentrum Graz, 120 Euro, 12 – 48 Stunden
Hygenicum GmbH Graz-Straßgang, 120 Euro, 12 – 36 Stunden
MedUni Graz, 71 Euro, 24 Stunden

Vorarlberg

Offizielle Abnahmestelle des Landes Vorarlberg, 115 Euro, 48 Stunden

Weitere Labore finden sich auf der Webseite des Sozialministeriums.

Was kostet ein PCR-Test?

Für den günstigsten Test fallen 75 Euro an, der teuerste kostet 220 Euro. In der Regel muss man mit mindestens 120 bis 140 Euro rechnen. Wie viel der Bipa-Test kostet ist noch nicht bekannt. 

Wie lange dauert es, bis ich ein Ergebnis bekomme?

Bis die Ergebnisse von PCR-Test vorliegen, dauert es meist 12 bis 48 Stunden, je nach Labor und Auslastung.

Soll ich einen Antikörpertest machen?

Für den Herbst ist ein von den Behörden initiierter österreichweiter Antikörpertest geplant. An den Vorbereitungen wird bereits gearbeitet. Mit den Tests soll herausgefunden werden, wie stark die Durchseuchung der Bevölkerung tatsächlich ist. Für Privatpersonen hat ein Antikörpertest keinen wirklichen Nutzen, da er nichts darüber aussagt, ob man auch immun gegen die Krankheit ist, erklärt der Serologe Lukas Weseslindtner aus dem Zentrum für Virologie der MedUni Wien gegenüber der futurezone. Die Gefahr sei hoch, dass Privatpersonen sich einen Schnelltest in der Apotheke kaufen, aber mit dem Ergebnis nichts anfangen können.

Sie gehen davon aus, dass sie nach einem positiven Ergebnis auch immun sind. Tragen sie dann keine Maske mehr oder treten gar mit Corona-Patienten in Kontakt, könnten sie sich erneut infizieren und das Virus weiter verbreiten. 

Wo kann ich privat einen Antikörper-Test machen?

Die meisten Labore, die einen PCR-Test anbieten, bieten auch einen Antikörper-Test an. So auch die MedUni Wien, wo Privatpersonen sich testen lassen können. 

Die Rathaus-Apotheke in Wien bietet zudem einen Schnelltest an. Hierfür wird Blut abgenommen und man wartet 15 Minuten auf das Ergebnis. Wer sich also unbedingt testen lassen will, kann diesen Service in Anspruch nehmen, anstatt zu Hause ohne Expertenbetreuung einen Test zu machen.

Was kostet er?

Die Kosten für einen Antikörpertest schwanken deutlich. Die MedUni Wien verlangt 30 Euro für einen Antikörpertest und weitere 98 Euro für einen Neutralisationstest. Die Rathaus-Apotheke verlangt 80 Euro für den Schnelltest. Im privaten Labor kann er ungefähr 100 Euro kosten.

Kann ich mich auf die Tests verlassen?

PCR-Tests im Labor sind im frühen Stadium einer Infektion weitestgehend zuverlässig, sie sind allerdings nur eine Momentaufnahme. Bekommt man das negative Ergebnis, kann es bereits sein, dass man sich in der Wartezeit angesteckt hat und das Ergebnis hinfällig ist. Gurgeltests werden allerdings zu Hause ohne Aufsicht von medizinischem Personal durchgeführt, anders als ein Abstrich. Das liegt daran, dass beim Gurgeln viel Flüssigkeit herausspritzt und das Personal deshalb gefährdet ist. Ohne die Kontrolle durch geschultes Personal könnte falsches Gurgeln oder ein schlecht verschlossener Testbehälter die Bedingungen für das Labor erschweren. "In der Anfangsphase ist die Virusmenge in den oberen Sekreten aber sehr hoch, daher kann man in dieser Zeit nicht viel falsch machen", erklärt Stephan Aberle.  

Antikörpertests haben andere Probleme. Ihre Fehlerquote schwankt laut Weseslindtner zwischen 80 und 98 Prozent. Liegt ein Test zu 97 Prozent korrekt, liefert er in 3 von 100 Fällen ein falsches Ergebnis, wie ein falsches „positiv“. Bei allen positiv getesteten Personen gibt es also den Verdacht, dass das Ergebnis nicht stimmt, weshalb ein zusätzlicher Neutralisationstest gemacht wird. Desto mehr Menschen sich testen lassen, desto mehr wird das Ergebnis also verfälscht und infizierte Personen könnten trotz Test das Virus verbreiten.

Die Ärztekammer warnt deshalb sogar vor kommerziellen Schnelltests. Aktuell erhalte man nur durch die PCR-Methode oder Antikörpertests im Labor eine sichere Diagnose. Eine Anwendung unter Laborbedingungen ein anderes Ergebnis als zu Hause mit einem Schnelltest, erklärt Weseslindtner. Lediglich ein negatives Testergebnis sei wirklich aussagekräftig. 

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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