Das World Wide Web feiert Geburtstag
"Vage, aber aufregend ", so kommentierte , der Vorgesetzte von Tim Berners-Lee, am Kernforschungszentrum CERN in Genf ein am 12. März 1989 eingereichtes Papier des britischen Physikers und Informatikers, das den Titel "Informationsmanagement: Ein Vorschlag" trug, und nichts weniger als die Grundlage für das World Wide Web (WWW) beinhaltete. 25 Jahre später hat Berners-Lee Idee die Welt und das Leben von Milliarden von Menschen verändert. Heute werden laut der World Wide Web Foundation pro Minute hunderte Millionen Nachrichten ausgetauscht, mehr als 20 Millionen Fotos geteilt und 15 Millionen Dollar mit Waren und Dienstleistungen im Web umgesetzt. Ein Leben ohne Web ist eigentlich kaum noch vorstellbar.
Rasante Verbreitung
Seit Berners-Lee, mehr als zwei Jahre nachdem er seinen Vorschlag eingereicht hatte, im August 1991 die erste Website online stellte, hat sich das World Wide Web so schnell wie kein anderes Medium verbreitet und wurde zu einem der populärsten Dienste des Internet.
Mit der Veröffentlichung des Mosaic-Browsers 1993, der auch Bilder darstellen konnte, explodierte die Nutzung des Webs regelrecht. Die Anzahl der Websites stieg innerhalb eines Jahres um 2006 Prozent auf mehr als 2700 im Jahr 1994. Im Jahr 2000 wurden bereits 17 Millionen Websites gezählt, noch heuer soll die Milliarden-Marke durchbrochen werden.
Browser-Krieg
Der aus dem Mosaic-Browser hervorgegangene, im Oktober 1994 veröffentlichte Netscape Navigator lieferte sich infolge mit dem einem Jahr später gestarteten Internet Explorer von Microsoft einen harten Kampf um Marktanteile, der als "Browser-Krieg" in die Annalen des Webs eingehen sollte. Microsoft setzte sich zwar Ende der 90er Jahre durch, hat mittlerweile aber nicht nur mit dem Netscape-Nachfolger Firefox, sondern auch mit dem von Google 2008 gestarteten Browser Chrome zu kämpfen.
Yahoo, Amazon, eBay & Co.
Bald versuchten auch erste Unternehmen ihr Glück im WWW. Aus einem 1994 von den Stanford-Studenten Jerry Yang und David Filo gestarteen Webverzeichnis ging der Internet-Konzern Yahoo hervor. Ebenfalls 1994 wurde auf Hotwired, dem Online-Arm des Wired-Magazins, die erste Bannerwerbung geschalten. Auch die erste Pizza (Pfefferoni mit Pilzen und Extra-Käse von Pizza Hut) wurde online verkauft.
Ein Jahr später gründete Jeff Bezos den Online-Einzelhändler Amazon, der schon damals eine Million Bücher im Angebot hatte. Auch der Online-Marktplatz eBay startete in diesem Jahr zunächst als "AuctionWeb" im WWW. Die 1995 ins Leben gerufene Suchmaschine Altavista dominierte in den 90er Jahren gemeinsam mit dem 1996 im Umfeld des Wired-Magazins gestarteten Suchdienst HotBot den Markt für Suchmaschinen. Google wurde erst 1998 gegründet. Heute stellt die Suchmaschine aus dem kalifornischen Mountain View für viele Nutzer das Tor zum Web dar.
Mitte der 90er Jahre drängten auch zahlreiche Web- und IT-Unternehmen an die Börse und lösten eine Spekulationsblase aus, die schließlich zur Jahrtausendwende platzte und Anlegern Milliardenverluste bescherte.
Mitmachweb
Das Web trat unterdessen in seine nächste Phase ein und wurde unter dem Kürzel "Web 2.0" zum Mitmachweb. Millionen von Menschen tauschten online Informationen aus. Um die Jahrtausendwende begannen sich Weblogs zu verbreiten. 2001 startete auch das von Nutzern befüllte Online-Lexikon Wikipedia. Auf Plattformen wie Flickr (2004) und YouTube (2005) konnten Leute Fotos und Vidoes posten. Über Online-Netzwerken wie MySpace und später Facebook, das 2004 zunächst als Online-Jahrbuch für Harvard-Studenten unter dem Namen thefacebook startete, wurden im Web zunehmend auch soziale Beziehungen gepflegt.
Auch die nächste Entwicklungsstufe des Webs wurde bereits eingeläutet. Im Web 3.0 oder dem semantischen Web sollen Informationen nicht nur vernetzt, sondern von Computern auch verstanden und verarbeitet werden können.
Offen und frei
Durchsetzen konnte sich das Web, weil es offen und frei war. Niemand brauchte die Erlaubnis, um etwas im Web zu veröffentlichen. Darauf weist WWW-Erfinder Berners-Lee auch heute noch gerne hin. In zahlreichen Interviews (u.a.: Guardian, New York Times), die der mittlerweile zum Sir geadelte britische Informatiker zum runden Jubiläum des World Wide Web gab, fand er auch mahnende Worte. Berners-Lee warnte davor, dass die Errungenschaften des Webs unter dem zunehmenden Druck von Regierungen und Unternehmen in Gefahr seien.
Um ein offenes neutrales Netz auch in den nächsten 25 Jahren garantieren zu können, rief er Nutzer dazu auf, ein weltweites Grundgesetz zum Schutz der Grundrechte im digitalen Raum zu erarbeiten. "Es ist nicht naiv zu glauben, dass wir das haben können", sagte Berners-Lee, "aber es ist naiv zu denken, dass wir uns einfach zurücklehnen und es bekommen können."
Wie hat das Web Ihr Leben verändert? Was waren Ihre einschneidendsten Erlebnisse im World Wide Web? Auf welche Websites oder Dienste wollen Sie nicht mehr verzichten? Posten Sie uns Ihre persönliche Geschichte zum WWW in den Kommentaren!