Deutschland: Mit Flat-TV und PlayStation in der S-Bahn
Man kann die Zeit bei einer Fahrt auf Deutschlands längster S-Bahnstrecke für viele Dinge nutzen. Ein junger Mann aus Kaiserslautern hat zum Beispiel seinen großen Fernseher und die PlayStation ausgepackt. Jetzt staunen Menschen in aller Welt, was sich mit den Steckdosen im Zug alles anstellen lässt. Die Funke Zentralredaktion hat den Mitreisenden ausfindig gemacht, der das Foto gemacht hat.
Im letzten Wagen der Linie S1 der S-Bahn RheinNeckar vom badischen Osterburken ins 202 Kilometer entfernte Homburg (Saar) war zwischenzeitlich kein Platz mehr. Trotzdem hat niemand den jungen Mann in der vorletzten Sitzgruppe gefragt, ob Fernseher und PlayStation wirklich die beiden Sitze ihm gegenüber in Beschlag nehmen müssen.
Playstation und Fernseher an Zug-Steckdose angeschlossen
„Die Leute waren nur belustigt und haben ihn in Ruhe gelassen”, sagte Kilian S. Seinen vollen Namen möchte er nicht im Netz lesen, erklärte er. In einem Telefonat mit unserer Redaktion erzählt er die Geschichte seines Fotos, das gerade häufig in sozialen Netzwerken und Foren auftaucht.
Kilian S. habe schon in Eberbach vor dem Einsteigen vom Gleis aus das Leuchten des großen Bildschirms im letzten Wagen gesehen. In einer Vierergruppe können Reisende hier mobile Geräte aufladen. Und mobil kann offensichtlich auch ein riesiger Flachbildschirm sein. In der Steckdose steckte eine Fünffach-Verteilerkabel, daraus zogen Playstation und Fernseher ihren Saft. Auf dem Schirm: Mal das Fußball-Game FIFA, dann Dragonball-Z und das Rollenspiel The Elder Scrolls V: Skyrim.
Finger als Erkennungszeichen
Der etwa 20 bis 25 Jahre alte Spielefreund hatte genug Zeit. Einem anderen Mitreisenden habe er erzählt, dass er bis Kaiserslautern fahre, wo er wohne. Als Kilian S. in Eberbach in den Zug eingestiegen ist, hatte der Zocker noch zwei Stunden Fahrt vor sich. Er sei auf dem Rückweg von einem verlängerten Wochenende bei Mitstudenten gewesen, sagte er. Gegen Fotos hatte er nichts einzuwenden – wollte nur nicht im Bild zu sehen sein. „Und macht das nicht so groß.“
Der Wunsch hat sich inzwischen erledigt. Ein Mann fotografierte und postete das Bild in der vor allem unter Studenten beliebten App Jodel – ohne, dass es dort viel auffiel. Das Bild von Kilian S. ist dagegen schon millionenfach angeschaut worden. „Ich hätte nie gedacht, dass es solche Kreise zieht.“ Er postete das Bild nach dem Aussteigen im Heidelberger Hauptbahnhof unter seinem Accountnamen „Menschenfischer“ in dem Image-Board Pr0gramm. Seine Finger im Foto stellen das Logo der Plattform dar und sind ein Erkennungszeichen unter Nutzern.
Von da nahm es binnen weniger Stunden den Weg zu Reddit, 9gag, 4chan, Facebook, Twitter und anderen Seiten, wo es jeweils andere Nutzer mit viel Resonanz weiter verbreiteten, aber auf Nachfragen wenig zum Bild sagen konnten. Einige Seiten hat Kilian S. kontaktiert, er hat auch Firmen angeschrieben, die das Bild bereits für Werbung eingesetzt haben.
Auf Twitter machten sich Journalisten daran, die Herkunft des Bildes zu recherchieren und konnten mit vereinten Rechercheanstrengungen anhand der spärlichen Infos im Bild auch bereits eingrenzen, wo es gemacht wurde.
Über die Bildersuche von Google war das Foto auch bis zu 4chan zurückverfolgbar, wo ein Nutzer kommentierte, es sei von Pr0gramm. Dort fand unsere Redaktion es schließlich und kontaktierte Kilian S. Fehlt nur noch die Sicht des Gamers – er darf sich gerne bei unseren Kollegen melden.
Er hat auch Twitterer @HerrLevin_ in den Schatten gestellt, der 2014 mit einem kleinen Fernseher und einer Playstation 2 bereits Aufmerksamkeit erregt hat.
Unserer Redaktion hat er versichert: „Diesmal war ich es nicht.“