Digital Life

Digitale Tafeln sollen Klassenzimmer erobern

Noch ist die Ausstattung österreichischer Schulen mit digitalen Lernbehelfen bescheiden. Mit Whiteboards, den digitalen Nachfolgern der klassischen grünen Schiefertafel sind - je nach Zählweise - lediglich sieben bis 20 Prozent der heimischen Schulklassen ausgerüstet. Das soll sich nun ändern. Vergangene Woche fand in Wien die Educ8 (sprich: educate) statt. Bei der von der Österreich-Niederlassung des IT-Distributors Ingram Micro veranstalteten eintägigen Messe konnten sich Interessierte über das Angebot an digital-didaktischen Lehrmittel informieren.

Vertreten waren zahlreiche namhaften Hersteller - von Acer und Adobe und NEC, Microsoft über Samsung hin zu Smart Technologies.  In fünf digitalen Klassenzimmern konnten die elektronischen Unterrichtsbehelfe ausprobiert und getestet werden.

Whitboards statt Schiefertafel
Zentrum der digitalen Klassen sind so genannte Whiteboards oder digitale Tafeln. Auf ihnen kann, ebenso wie bei ihre analogen Vorgängern, geschrieben werden, sie bieten darüber hinaus aber eine breite Palette an Möglichkeiten, die von der Einbindung von Inhalten (Fotos, Videos, Lernsoftware, Webseiten) bis hin zum Speichern und Weitergeben der Präsentationen reichen.  

Auf den ersten Blick sehen die unterschiedlichen Angebote an Whiteborads fast gleich aus. Die Unterschiede liegen aber in den technologischen Lösungen. Die digitalen Tafeln können entweder über Touchscreen bedient werden, oder die Steuerung erfolgt über interaktive Beamer. "Je nach technischer Lösung liegt die Intelligenz entweder im Board oder im Beamer", sagt Gregor Waldhauser von Ingram Micro.

Digitale Klassenzimmer zum Ausprobieren
Samsung zeigte einen  65 Zoll Touch-Bildschirm, der mit Finger oder Stift beschrieben werden kann und über eine geschützte Oberfläche verfügt. "Man kann auch was hinwerfen, und er wird nicht kaputt", hieß es bei der Präsentation.

Einen Raum weiter präsentierte NEC sein interaktives Whiteboard-Paket mit interaktivem Beamer. Die Abtastung erfolgt durch eine Kombination aus Ultraschall und Infrarot. Die Projektion muss nicht notwendigerweise auf ein Board erfolgen. Die Inhalte können auch an die Wand projiziert werden. Wie bei anderen Geräten auch, kann die Präsentation per Video aufgezeichnet werden. So lässt sich etwa Voksschülern der Schriftverlauf bei Buchstaben demonstrieren. NEC hat auch die Software DisplayNote im Angebot, die es ermöglicht, die Inhalte auch von Schüler-Laptops oder Tablets abzurufen.

Online-Plattform für Lerninhalte
Ebenfalls mit einem digitalen Klassenzimmer war der Hersteller Smart Technologies vertreten, dessen Smartboards bereits in rund 1000 Klassenzimmern vorwiegend in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland zum Einsatz kommen. Die Smartboards sind multitouchfähig. Kameras in den Ecken lesen und interpretieren den Kontakt. So wird etwa das Wischen mit der Handfläche als Löschen erkannt. Mit der Software kommen mehr als 6000 Lerninhalte - die von Landkarten über Fotos und Flaggen -  reichen. Daneben bietet der Hersteller auch eine Online-Plattform, auf der Lehrinhalte getauscht werden können.

Auch Acer war auf der Educ8 mit einer Whiteboard-Lösung samt der Software "Classroom Manager" vertreten. Das Tafelbild kann auch über eine Webcam freigegeben werden. Die Inhalte der digitalen Tafel lassen sich aber auch ausdrucken oder per E-Mail weitergeben. In österreichischen Schulklassen finden sich bereits rund 200 Installationen des Systems.

"Bedienung muss gelernt sein"
Whiteboard-Lösungen zeigte auch der Lehrmittelverlag Stiefel, der dabei unter anderem mit Sony zusammenarbeitet. "Für Whiteboard-Lösungen ist ein einheitliches Bedienkonzept wichtig", sagte Oliver Flade von Stiefel Interaktiv. Auch die didaktische Einweisung der Lehrer sei notwendig. "Die Bedienung muss gelernt sein", heißt es auch bei den anderen Herstellern. Mit der Montage werden Schulungen angeboten, die auch auf die jeweilige Schulstufe abgestimmt sind. Smartboard-Hersteller Smart Technologies veranstaltet etwa einmal im Jahr auch "Userdays", bei denen in Zusammenarbeit mit pädagogischen Hochschulen Workshops veranstaltet werden. Im vergangenen Jahr nahmen rund 260 Lehrende daran teil.

Je nach Anbieter und Ausstattung kosten die digitalen Whiteboard-Lösungen zwischen 3500 und 5500 Euro und beinhalten neben Board und Beamer, Software und in einigen Fällen auch Notebooks für den Betrieb. Die Software wird mit Schullizenzen angeboten. Lehrer und Schüler können sie auch zuhause nutzen.

Digitales Schwarzes Brett
Daneben präsentierten auf der Educ8 auch zahlreiche Softwarehersteller, darunter Microsoft und Adobe ihre Lösungen. Auch Ladekoffer für Notebooks und Tablets, die Inhalte auf den mobilen Geräten synchronisieren, waren zu sehen. Dass nicht nur Tafeln digital werden, zeigte der Hersteller MMSolutions, der vernetzte Anschlagbretter präsentierte, auf denen Stundenpläne, Kurznachrichten und Videos aufgespielt werden können. 

"Markt aufmachen"
Mit der Messe Educ8 und der gleichnamigen Initiative will Ingram Micro "einen Markt aufmachen", wie Österreich-Geschäftsführer Florian Wallner meinte. Prognosen über die zukünftige Verbreitung von digitalen Lehrmitteln in Österreich will er keine machen. Das Interesse war zumindest am Messetag groß. Zahlreiche Vertreter österreichischer Schulen nutzten die Möglichkeit, die digitalen Lernbehelfe auszuprobieren. Für viele Schulen ist die Anschaffung der intellegenten Tafeln vor allem eine Kostenfrage. Es gibt unter den Lehrenden auch Skeptiker, wie ein Hersteller meinte:  "Manche Lehrer wollen das, andere nicht."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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