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Fabrik brütet 100.000 Tonnen Insekten

Nördlich von Paris errichtet Ynsect, ein französisches Start-up der Lebensmittelbranche, derzeit die weltweit größte Produktionsstätte für Insektenprotein. Die Firma besitzt zahlreiche Patente und viel Know-how und hat zuletzt mehr als 330 Millionen Euro, auch durch den Tech-Fonds von Hollywood-Star Robert Downey Jr. („Ironman“), lukriert.

Ynsect produziert in noch nie da gewesenen Mengen Mehlwürmer, die zu Futtermittelprotein verarbeitet werden. Ende 2021 will man bereits 100.000 Tonnen Insektenprotein herstellen. Die tierischen Proteine haben ein enormes Marktpotenzial, vor allem als Teil von Fischfutter und Tierfutter, etwa hypoallergenes Hundefutter.

 

Dünger für die Landwirtschaft

Damit nicht genug, will das Unternehmen zusätzlich nicht nur klimaneutral produzieren, sondern sogar eine negative -Bilanz ausweisen, indem die Reststoffe der Käferverarbeitung als eine Art Dünger für die Landwirtschaft bereitgestellt werden. Die Firma vermeldet, dass erste Tests einen raschen Humusaufbau gezeigt hätten – und Humus besteht zum überwiegenden Teil aus Kohlenstoff, den die dort wachsenden Pflanzen aus der Luft in den Boden holen.

Strenge Regeln

Einen Markt für Futterinsekten gibt es erst seit ein paar Jahren, derzeit gelten in Europa strenge Regeln, nur sieben Insekten (siehe Grafik) dürfen als Futtermittel für Fische verwendet werden, und diese wiederum nur mit streng regulierter Nahrung gefüttert werden. Auch in Österreich läuft die Futtermittelproduktion aus Insekten langsam an: Im oberösterreichischen Antiesenhofen hat Simon Weinberger eine eigene Produktion gestartet, nicht mit Mehlwürmern, sondern mit Soldatenfliegen.

„Wir haben vor fünf Jahren begonnen“, erzählt Weinberger den Werdegang seiner Firma Ecofly.at. „Wir haben schon lange eine Fischzucht. Weil das Fischfutter vor allem aus Fischmehl, Soja- und Erbsenprotein besteht, haben wir uns damals überlegt, wie man den Anteil an Fischmehl und die Importe aus Südamerika reduzieren oder ganz ersetzen könnte. Insektenlarven, die eigentlich mit Abfällen aus der Lebensmittelindustrie gefüttert werden, waren da die nahe liegende Lösung.“

Riesiges Marktpotenzial

Schon im kommenden Jahr will Weinberger mit dem Know-how aus ersten größeren Tests mit einer Großproduktion starten, Ziel seien die Produktion von 100 Tonnen Insektenprotein. Das Marktpotenzial sei riesig, da allein für die Fischzucht jährlich 1,7 Millionen Tonnen Futter benötigt werden.

Aus medizinischer Sicht sind Insekten übrigens eine „interessante Proteinquelle“, erklärt Professor Qendrim Zebeli, der Leiter des Instituts für Tierernährung und funktionelle Pflanzenstoffe der VetMed-Uni Wien. Das Protein sei ähnlich den Milchproteinen und gut verträglich. Noch fehle aber das Wissen, wie man Insekten in großen Mengen produziert, sagt Zebeli. Und während es bei uns keine Esskultur für Insekten gebe, stehen in weiten Teilen Asiens und Afrikas Insekten seit jeher am Speisezettel.

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Bernhard Gaul

Geboren in Wien-Penzing, Jahrgang 1974. Einst u.a. Redakteur bei Krone.at. Seit März 2005 im Innenpolitik-Ressort des KURIER. Kernthemen Bildung und Klimapolitik. EU-Korrespondent von Februar 2009 bis April 2012 in Brüssel. Als Journalist bei den UN-Klimakonferenzen Bali (2007), Cancún (2010), Paris (2015), Katowice (2018), Madrid (2019), Glasgow (2021), Sharm el-Sheik (2022) und Dubai (2023). Verheiratet, eine Tochter. Kleingärtner, Wiener. E-Mountainbiker, Skifahrer, Snowboarder.

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