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GPS-Abschaltung: "Die Genauigkeit wird darunter leiden"

Russland droht den USA damit, GPS-Bodenstationen im Juni abzuschalten, wenn die USA nicht im Gegenzug den Bau von Stationen für das eigene Satellitennavigationssystem GLONASS zulassen. Die futurezone hat Alois Goiser vom Institut für Telekommunikation der Technischen Universität Wien dazu befragt, welche Auswirkungen die Umsetzung dieser Drohung haben könnte. "Grundsätzlich würde GPS über Russland eine geringere Genauigkeit erzielen", meint Goiser.

Bahnkorrektur

"Bodenstationen sind notwendig, um die Bahndaten der Satelliten zu korrigieren", erklärt Goiser die Funktion der umstrittenen Anlagen. Ihre Standorte werden äußerst präzise vermessen, um fixe Bezugspunkte für die Satelliten zu schaffen. Deren Bahnen sind ständigen Veränderungen ausgesetzt. Fällt eine Bodenstation aus, kann die Lage des Satelliten schlechter bestimmt werden. Dadurch werden auch Positionen auf der Erdoberfläche ungenauer.

"Privatpersonen könnten ihren Standort damit statt bisher auf zehn Meter nur auf hundert Meter genau bestimmen", meint Goiser. Auf moderne Auto-Navigationssysteme oder Smartphones wirkt sich das nur bedingt aus. Diese haben neben GPS- meist auch GLONASS-Module an Bord. Ortsbasierte Dienste, welche ausschließlich mit GPS arbeiten, wären freilich innerhalb Russlands vom Genauigkeitsverlust betroffen. Wesentlich unangenehmer seien die Auswirkungen jedoch für die Landvermessung.

Kein Verlass

Der aktuelle Konflikt sei laut Goiser beinahe absehbar gewesen. "Obwohl es internatonale Verträge zur Zusammenarbeit bei Satellitennavigationssystemen gibt, haben sich die USA bisher mit allen möglichen Tricks geweigert, Bodenstationen für GLONASS zuzulassen." Besonders attraktiv sei etwa der Standort Hawaii, weil von dort mit Satelliten über einem großen Teil des Pazifik kommuniziert werden kann. Russland sei schon lange daran interessiert, sein Bodenstations-Netz zu erweitern.

Was die Drohung Russlands zeige, sei, dass auf Satellitennavigationssysteme manchmal kein Verlass ist, meint Goiser: "Man hat kein Recht auf Genauigkeit. Die Betreiber haben die Kontrolle und können ihr jeweiliges System auch von einem Tag auf den anderen abschalten." Diese Lage erkläre auch, warum GPS im internationalen Flugverkehr nur eine Zusatzlösung darstellt und nicht verpflichtend verwendet werden muss.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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