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Sanktionen

Russland schaltet GPS-Stationen im Juni ab

Das durch die Krimkrise schwer belastete Verhältnis zwischen Russland und den USA hat eine weitere Trübung erfahren. Möglicherweise als Retourkutsche auf bereits verhängte und weitere angedrohte Sanktionen hat der russische Ministerpräsident Dmitri Rogosin angekündigt ab 1. Juni elf Bodenstationen des US-Navigationssystem GPS auf russischem Territorium abzuschalten.

Gleichberechtigte Zusammenarbeit

Der Schritt, der laut Rogosin keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Signalqualität haben soll, wird offiziell damit argumentiert, dass die USA ihrerseits den Bau einer Bodenstation für das russische Alternativ-Navigationssystem GLONASS seit Jahren zu verhindern wissen. In den kommenden Wochen soll nun darüber verhandelt werden, wie eine "gleichberechtigte Zusammenarbeit" wiederhergestellt werden kann, berichtet die Agentur RIA Novosti.

Internationale Beobachter sehen die Drohgebärden in einem kausalen Zusammenhang mit den von den USA verhängten Technologie- und Militärsanktionen. So dürfen gewisse US-Produkte, die dem russischen Militär nutzen könnten, nicht mehr exportiert werden. Russland wiederum teilte am Dienstag mit, dass die gemeinsame Nutzung der Internationalen Raumstation ISS mit den USA über 2020 hinaus nicht möglich sein werde. Das Aus auch für amerikanische ISS-Missionen erklärt sich unter anderem daraus, dass russische Raketen derzeit das einzige Transportmittel für Flüge zur ISS sind.

Kritik auch in Russland

Die Drohgebärden Russlands, die nun auch den Weltraum erreicht haben, stoßen aber auch in Russland nicht auf ungeteilte Zustimmung. So stellte der russische Industrieminister Denis Manurow die Abschaltung von GPS-Stationen bereits in Frage. Dies sei "technisch zwar möglich, aber wozu?". Denn von den Bodensystemen würden nicht nur russische GPS-Nutzer profitieren, sondern auch das russische GLONASS-System, da GPS-Satelliten beim Ausfall es eigenen Satellitensystems dazugeschaltet werden können.

Einem russischen Navigationsexperten zufolge soll der Wegfall der Bodenstationen allerdings keine spürbaren Auswirkungen auf Auto- oder Touristen-Navigationssysteme haben. Die Bodenstationen würden vor allem für militärische Operationen gebraucht werden, die eine Präzision von unter einem Meter erforderlich machten. Auch der Flugverkehr sei nicht betroffen, da Flugzeuge vor allem durch Funk geortet würden und weniger durch Satelliten.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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