Hälfte der 3- bis 6-Jährigen war schon im Netz
41 Prozent der Kinder im Vorschulalter nutzen das Internet regelmäßig, mindestens einmal die Woche. Sie spielen (34 Prozent), sehen sich Fotos (33 Prozent) und Videos (27 Prozent) an und hören Musik. Diese Zahlen gehen aus der derzeit wohl weltweit einzigen Studie zur Internet-Nutzung von Kindern im Vorschulalter hervor, die von der Initiative Saferinternet.at in Auftrag gegeben und am Donnerstag in Wien präsentiert wurde.
Die Nutzungsdauer beträgt laut der Studie bei den 3- bis 6-Jährigen durchschnittlich eine Stunde pro Woche. Die Internet-Nutzung nehme mit dem Grad der Erfahrung zu, die Eltern mit dem Netz haben, sagte Maximilian Schubert, Generalsekretär des Verbands der österreichischen Internet-Anbieter (ISPA) bei der Präsentation der Studienergebnisse.
Nutzung vorwiegend auf PC und Notebook
Genutzt wird das Internet von Kindern im Vorschulalter vorwiegend mit PCs oder Notebooks (34 Prozent), die auch in fast 90 Prozent der Haushalte mit Kindern im Vorschulalter verfügbar sind, gefolgt von Smartphones (11 Prozent), Spielkonsolen (14 Prozent), Tablets (6 Prozent) und MP3-Playern (3 Prozent). Die zunehmende Verbreitung von Tablets und Smartphones werde den Trend zur frühen Internet-Nutzung weiter verstärken, meinte Schubert. Die Studie verdeutliche, welche Bedeutung das Internet mittlerweile in der Gesellschaft habe: "Wir sehen es als ein wichtiges Signal, den sicheren Umgang mit diesem Medium so früh wie möglich zu fördern."
Bewusstsein für Erziehung oft nicht vorhanden
Den Eltern kommt bei der Internet-Nutzung ihrer Kinder eine wichtige Rolle zu. Das Bewusstsein dafür ist aber noch nicht sehr ausgeprägt. Lediglich elf Prozent der Eltern glauben, dass ihre Kinder im Vorschulalter bereits den verantwortungsvollen Umgang mit dem Medium lernen sollten.
Gerade Kleinkinder könnten im Netz auf Angebote stoßen, die sie verängstigen oder bei mobilen Geräten Kostenfallen darstellen, meint Bernhard Jungwirth, Projektleiter von Saferinternet.at. Er empfiehlt deshalb Eltern, etwa spezielle Programme zur Kindersicherheit zu verwenden, Kinder- und Jugenschutzeinstellungen auf den von den Kindern genutzten Geräten zu aktivieren und für Kinder geeignete Apps und Webseiten auszuwählen. "Der beste Schutz ist, wenn sich Eltern aktiv um die Internet-Nutzung ihrer Kindern kümmern."
"Halten Sie beim `Schrecklichen Sven` durch"
"Es ist wichtig, das Kind nicht mit dem Internet alleine zu lassen, sondern Erlebtes zu besprechen", meint Barbara Buchegger, Pädagogische Leiterin von Saferinternet.at. Eltern sollten aktiv nach Inhalten suchen, die für Kinder geeignet seien - etwa Bilder oder Videos mit Tieren oder Bagger - und diese auch selbst testen. Für Kinder seien auch Wiederholungen wichtig, um die Inhalte verarbeiten zu können. Dass Videos 40 Mal angesehen würden, sei keine Seltenheit, meint die Pädagogin, die an Eltern appellierte, nicht die Geduld zu verlieren: "Halten Sie beim `Schrecklichen Sven` durch." Kinder müssten auch wissen, wann es genug sei. Eltern seien nicht zuletzt auch Vorbild, Regeln müssten deshalb für alle gelten: "Wenn es während der Mahlzeiten Handy- oder Spieleverbot gibt, müssen sich auch Eltern daran halten."
Jungwirth appellierte an die Eltern, mehr Interesse für die digitale Welt von Kindern aufzubringen. Von Anbietern forderte er, mehr Sicherheitsinfos und -features bereitzustellen. Digitale Medien müssten aber auch vermehrt in den Schulalltag integriert werden, so der Projektleiter von Saferinternet.at. Die Medienerziehung müsse schon im Kindergarten beginnen.
Handbücher und Broschüren
Die Initiative hat deshalb zum Safer Internet Day ein Handbuch für Kindergartenpädagogen entwickelt, das beim Broschürenservice von Saferinternet.at bestellt und heruntergeladen werden kann.
Aber wie erklärt man 3-Jährigen, was das Internet eigentlich ist? Wenn man Inhalte aus dem Netz herunterlade sei es nicht notwendig, das zu erklären, sagt Buchegger. Würden Kinder mit dem Opa über Google Hangout oder Skype reden, dann könne man sagen: "Das Internet ist die Möglichkeit, über Netzwerke in andere Computer zu kommen und dort miteinander zu kommunizieren." Für Kinder sei das Internet aber ganz selbstverständlich, meint die Pädagogin: "Eine Welt ohne Internet ist für sie nicht vorstellbar."
Safer Internet Day
Am 5. Februar findet unter dem Motto "Connect with respect" der internationale Safer Internet Day statt, der das Thema Medienkompetenz in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken will. Im gesamten Februar werden an österreichischen Schulen im Rahmen eines Aktions-Monats zur Internet-Sicherheit Veranstaltungen abgehalten. Rund 120 Schulen haben dazu Projekte und Initiativen gestartet.
Studie
Die Studie "Internetnutzung und digitale Kompetenz im Vorschulalter" wurde im vergangenen Dezember vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) druchgeführt. Dabei wurden 402 Eltern von Kindern im Alter von 3- bis 6 Jahren befragt.