In der ersten Klasse der HAK in Oberösterreich kommen seit kurzem Windows-Tablets zum Einsatz. Ebenfalls gearbeitet werden soll mit einem digitalen Stift.
Seit kurzem gibt es an der HAK Steyr die erste Tablet-Plus-Klasse, bei der die Geräte als eine Art „digitale Schultasche“ fungieren sollen und praktisch keine analogen Werkzeuge mehr gebraucht werden. Zwei Jahre Vorbereitungszeit gingen dem Projekt voraus, wie Kurt Söser, Mathematik-Lehrer an der HAK Steyr, im Gespräch mit der futurezone erzählt. „Plus“ deshalb, weil neben dem Tablet auch digitale Stifte zum Einsatz kommen sollen.
Technologie-Entscheidung
Die Windows-Tablets wurden, anders als beispielsweise bei den Samsung Smart School-Klassen, von den Eltern der Schüler finanziert und nicht vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Söser: „Eine der großen Fragen zu Beginn waren: Sind die Eltern bereit, für die Bildung ihrer Kinder zu bezahlen?“ Es gab vor dem Schulstart Info-Abende für die Eltern, die danach entscheiden konnten, ob sie ihre Kinder in diese Klasse geben möchten oder nicht.
29 Eltern entschieden sich dafür und schafften auf eigene Kosten Windows-Tablet-PCs im Wert zwischen 400 und 900 Euro mit einem kleinen „Education“-Rabatt an. „Android-Tablets wären bei uns eine Insel-Lösung gewesen. Wir haben uns vorher sehr genau überlegt, was wir machen wollen und was nicht und uns bewusst für Windows entschieden“, so Söser.
Lehrer mussten umlernen
Die 14- bis 15-jährigen Schüler sind nun die ersten an der HAK Steyr, die digital arbeiten werden. „Es gab eine lange Vorbereitungszeit für das Lehrer-Kollegium“, erzählt Söser. „Wir müssen alle erst hineinwachsen, das ist auch für das Lehrpersonal ein großer Lernprozess.“ Deshalb habe man klare Ziele definiert, die man mit der neuen Art des Unterrichtens erreichen möchte. Die Tablets dienen dabei als Lernwerkzeuge und zum Einsatz kommt dabei auch ein digitaler Stift.
„Wir haben uns bewusst für den Einsatz von Tablets entschieden, die mit einem Stift bedienbar sind. Einerseits soll das handschriftliche Schreiben nicht verlernt werden, andererseits können die Schüler den digitalen Stift verwenden, um damit so arbeiten zu können, wie sie es gewohnt sind“, erklärt Söser. Der digitale Stift sei für das Konzept der HAK Steyr essentiell. Man kann damit Skizzen zeichnen, Wörter unterstreichen oder Buchstaben markieren, sich rasch Notizen machen, ohne dass man einen Zettel hervorkramen muss.
Digitaler Stift als Konzept
Auch Apple setze seit dem iPad Pro auf den Einsatz von einen digitalen Stift. „Das Konzept hat zwar ein wenig gebraucht, bis es sich durchgesetzt hat, jetzt erkennen die Konzerne aber langsam, warum man einen digitalen Stift wirklich braucht“, sagt Söser. Er habe sich zudem mit Kollegen aus Neuseeland und Kanada ausgetauscht, bei denen es ebenfalls Tablet-Klassen mit digitalem Stift gibt. „Unser Ziel ist es, nur noch das Tablet zu benötigen und keine Zettel oder Folien“, sagt Söser.
Dazu wurde beispielsweise ein Klassennotizbuch eingerichtet, auf das Schüler und Lehrer gleichermaßen Zugriff haben. Zudem wurde OneNote von Microsoft als Arbeitsplatz eingerichtet und Office 2016 auf den Tablets installiert. Dazu wurde das Microsoft Office 365-Angebot genutzt, wonach alle Schüler kostenlosen Zugriff auf die Office-Suite bekommen. „An einer HAK ist es enorm wichtig, dass Schüler mit den Tools arbeiten, die sie später im Berufsleben brauchen und mit den digitalen Werkzeugen umgehen lernen“, so Söser.
"Müssen noch reinwachsen"
Vergangene Woche wurde die Tablet-Plus-Klasse offiziell in Betrieb genommen. „Der Unterricht damit läuft langsam an. Einige der Kollegen müssen noch reinwachsen, die Schüler sind aber auf jeden Fall bereits extrem begeistert“, erklärt Söser, der Mathematik damit unterrichtet.
Auf die Bildungsreform – oder ähnliche Vorstöße vonseiten der Politik – wollte man an der HAK Steyr nicht warten. „Unsere Kinder brauchen digitale Werkzeuge. Auf politischer Ebene wird alles relativ starr gesehen, was Schule leisten soll und es wird schwierig, das zu ändern“, so Söser, der hier etwas resigniert klingt.