Digital Life

Internet-Polizei klärt Wiener Schüler auf

Am Donnerstag ist es an der Kooperativen Mittelschule in der Knöllgasse in Favoriten soweit: Die Schüler der 7. Schulstufe (3. Klasse KMS) bekommen Besuch von Polizisten. Diese reden mit ihnen über Gewalt, Cybermobbing und Grooming und zeigen ihnen Filme über Happy Slapping.

Beim Happy Slapping nehmen Jugendliche beispielsweise Handy-Videos von ihren Opfern auf und verbreiten diese im Netz, während diese geschlagen oder verletzt werden. Hier sollen die Schüler sensibilisiert werden und es soll verhindert werden, dass Jugendliche selbst zum Täter werden, in dem sie beispielsweise auch über die Konsequenzen solcher Vorfälle aufgeklärt werden. "Wir erklären den Jugendlichen, dass ihr Verhalten in der virtuellen Welt auch Konsequenzen haben kann", sagt Christian Kunstmann Generalsekretär des Kuratoriums Sicheres Österreich (KSÖ) der futurezone.

Beamte werden zuvor geschult
Das KSÖ beteiligt sich in Zusammenarbeit mit dem Wiener Stadtschulrat und dem Bundesministerium für Inneres an der Initiative "Click & Check". Die "Präventionsbeamte" werden von der Polizei zur Verfügung gestellt. "Derzeit sind bereits 123 Beamte entsprechend geschult, insgesamt sollen es 300 werden, die zum Einsatz kommen", erzählt Kunstmann. Die speziell geschulten Beamten können von Schulen über eine eigens eingerichtete Hotline in Klassen der 6. und 7. Schulstufe bestellt werden. Das Programm (Workshops, Filme und Gespräche) sei in verschiedene Module gegliedert und werde individuell auf die Probleme und Wünsche der einzelnen Schulen abgestimmt, so Kunstmann.

"Es geht auch darum, Jugendliche zu einem verantwortungsbewussten, richtigen und sicheren Umgang mit Handy und Computer zu sensibilisieren", erklärt Kunstmann. Bei PC-Gewaltspielen möchte man beispielsweise auf "Alternativen" aufmerksam machen. Die Jugendlichen sollen allerdings auch über Gefahren, die von Erwachsenen ausgehen, aufgeklärt werden. Beim Cyber-Grooming werden Kinder und Jugendliche gezielt in Chatrooms angesprochen, um diese zum Treffen und sexuellen Handlungen zu überreden. Auch hierzu wird anhand von Videos und Gesprächen analysiert, wie weit man im Netz bei anonymen Chat-Kontakten gehen kann, darf bzw. sollte. "Es ist wichtig zu informieren", sagt Kunstmann.

"Polizisten machen einen ganz anderen Eindruck"
Das sieht auch Barbara Buchegger, Trainerin von der Initiative SaferInternet.at, so. Im Rahmen von SaferInternet werden Schüler von speziellen Trainern seit Jahren auf derartige Themen aufmerksam gemacht. "Es ist allerdings etwas anderes, ob ein Polizist vor Schülern steht oder ein normaler Trainer. Polizisten machen einen ganz anderen Eindruck", so Buchegger. Man habe außerdem bei der Erstellung von Inhalten der Materialien mit "Click & Check" kooperiert und verweise häufig aufeinander. "Der Bedarf ist nie abgedeckt und es kann nur sinnvoll sein, wenn Schüler auf diese Dinge aufmerksam gemacht werden."

Ab sofort werden also auch in Wien neben SaferInternet.at-Trainern sogenannte Internet-Cops, also Präventivbeamte der Polizei, zum Einsatz kommen. Das Pilotprojekt "Click & Check" gibt es zudem seit längerem an Schulen in Oberösterreich. "Von den Schülern haben wir nur Gutes darüber gehört", berichtet Buchegger.

Mehr zum Thema

  • Innenministerium für Web-Aufklärung an Schulen
  • "Die Abgeordneten haben Augen gemacht"
  • Internet-Erziehung: Eltern mit Nachholbedarf
  • Facebook fordert Lehrer und Eltern heraus
  • Cybermobbing: "Jugend testet Grenzen aus"
Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

mehr lesen