Digital Life

Jugend hackt: Kinder basteln und programmieren in Linz

„Du möchtest mal selbst einen Roboter programmieren? Du bist neugierig, wie die Hard- und Software hinter deinen Geräten funktionieren? Du willst wissen, was hacken ist? Du hast noch nie gelötet, aber willst das mal ausprobieren? Du hast Spaß am Basteln und Bauen? Dann bist du bei uns genau richtig“, schreibt „Jugend hackt“ auf seiner Website. In den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Linz finden im Wissensturm seit Ende Jänner regelmäßig jeden Freitagnachmittag Workshops statt. Sie sind stark nachgefragt und fast immer ausgebucht, insgesamt gibt es 24 Plätze.

„Wir wollen dabei unterschiedliche Kinder ansprechen“, erzählt die Organisatorin und Initiatorin Magdalena Reiter anlässlich eines Netzwerktreffens zum Thema "Frauen in der IT" beim „Business Riot Festival“, einer Netzwerk-Konferenz für Frauen. Die Workshops für Anfängerinnen und Anfänger richten sich an Kinder von acht bis zwölf Jahren, die anderen Kurse an 13- bis 16-Jährige. „Es gibt dabei auch verschiedene Challenges, wie etwa, wer am längsten einen Luftballon vor dem Zerstechen beschützen kann“, sagt Reiter im Interview mit der futurezone.

Jüngere Mädchen haben noch weniger Hemmungen beim Ausprobieren.

Weniger Hemmschwellen bei Jüngeren

Mädchen und Buben nehmen gleichermaßen mit Begeisterung an den Workshops teil. „Letztes Mal waren zwei Mädchen dabei, eine Alarmanlage zu bauen. Wir wollen Kinder aber nicht in eine Ecke drängen und ihnen vorgeben, was für sie gut wäre. Sie sollen Interessen selbst entwickeln. Bei Achtjährigen funktioniert das in der Regel noch recht gut“, sagt Reiter.

„Je jünger die Mädchen sind, desto weniger Hemmschwellen gibt es. Je älter, desto wichtiger ist es, dass es gute Vorbilder gibt. Dadurch werden die Mädchen ermutigt, sich trotz der mentalen Hürden für Technik zu interessieren. Im Alter von 12 bis 13 ist es oft schwieriger als mit Achtjährigen“, so die Erfahrungen der Organisatorin von „Jugend hackt“ in Linz. „Bei Mädchen sieht man die Neugierde in dem Alter zwar noch, aber sie trauen sich das oft nicht mehr zu. Tendenziell müssen wir daher ein Umfeld schaffen, das sie dann dazu ermutigt, es einfach auszuprobieren.“

Guter Betreuungsschlüssel

Ein großer Vorteil bei „Jugend hackt“ in Linz ist es, dass das Verhältnis von Mentorinnen und Mentoren zu Kindern bei eins zu vier liegt. „Das ist im Vergleich zu einem Klassenverbund traumhaft. Wir versuchen den Kindern nicht nur etwas beizubringen, sondern auch Hands-on-Erfahrungen zu fördern“, erklärt die Initiatorin. „Bei Technologien ist die Fehlerquote oft sehr hoch. Deshalb ist es wichtig, dass es hier auch eine Reflexionsphase gibt.“

Oft seien die Ideen der Kinder so „großartig, dass man einmal mitschreiben sollte“, meint Reiter. „Wir fördern aber keine reine Technikvernarrtheit, sondern setzen uns auch mit Kritik auseinander. Es gibt Grenzen der Technik und auch diese werden gemeinsam in der Gruppe erörtert“, sagt Reiter, die seit April in Karenz ist. Das Projekt läuft weiter.

Wissensaustausch

„Hello World“ ist ein Konzept von Jugend Hackt, das vor zwei Jahren entwickelt worden ist. Es gab in Deutschland ein Pilotprojekt, doch in Linz gibt es jetzt den ersten stationären Prototyp. „Wir helfen uns gegenseitig und tauschen unser Wissen aus. Alles, was wir dabei lernen, dokumentieren wir auch und besprechen es regelmäßig in der Gruppe. Wir teilen unsere Projekte auch mit der Öffentlichkeit, damit wir Mitstreiter finden.“ Die Unterlagen stehen dabei als „Open Educational Resources“ auf Github bereit. „So können alle die Materialien verwenden und verbessern.“

In Österreich ist Linz bisher die einzige Stadt, die am „Hello World“-Programm teilnimmt. „Wir sind aber offen für Interessierte, das Netzwerk soll erweitert werden. Es braucht Medienpädagoginnen und Gruppen, die fit dafür sind.“ In Linz wird das Projekt mit 30.000 bis 50.000 Euro Budget berechnet.

„Wir hatten Glück und haben Förderungen bekommen vom Bundeskanzleramt. Es ist noch nicht institutionalisiert, aber ich hoffe, dass wir auch nächstes Jahr wieder Förderungen bekommen“, erklärt Reiter. Während in Linz das Kernteam von fünf Menschen angestellt ist und dies im Rahmen der Tätigkeit von „Open Commons Linz“ tun kann, gebe es in Deutschland auch viele Städte, in denen „Hello World“ rein ehrenamtlich organisiert sei, so Reiter. „Hello World in Linz würde so nicht funktionieren.“

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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