Klassische Musik soll Wein veredeln
Symphonien von Wolfgang Amadeus Mozart, Schrammelmusik von Johann Strauß oder Elektronikstücke des Krautrock-Pioniers Hans Joachim Roedelius. Musik spielt bei den Weinen der vom Wiener Musikers und Gastronomieexperten Markus Bachmann gegründeten Verkaufsplattform Sonorwines eine gewichtige Rolle. Bachmann hat ein Verfahren entwickelt, bei dem Weine mit Musik beschallt werden, um so neue Geschmacks- und auch Hörerlebnisse zu ermöglichen.
Derzeit arbeitet Bachmann mit fünf Winzern aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland zusammen. Neun Weine hat Sonorwines im Angebot. 30.000 Flaschen wurden bereits produziert. "Die Winzer haben sich zuerst an den Kopf gegriffen und waren skeptisch", erzählt Bachmann. "Dann waren sie erstaunt, wie sich ihr Wein durch das Verfahren noch verändern kann."
"Hefe bekommt mehr Treibstoff"
Bei Bachmanns Verfahren wird der Wein und seine Inhaltsstoffe während des Gärungsprozesses durch Musik in Schwingungen versetzt. "Durch die Beschallung bekommt die Hefe mehr Treibstoff, um besser zu arbeiten", sagt Bachmann. Dadurch würden höhere Glycerin-Werte ermöglicht. Die so entstehenden Weine seien extrem trocken: "Sie schmecken weicher und vollmundiger."
Die Beschallung erfolgt über einen Unterwasserlautsprecher, der im Stahltank montiert wird und mit einem Abspielgerät verbunden ist. Die Musik läuft während des gesamten Gärungsprozesses in der Endlosschleife. Wann der Wein "fertig" ist, bestimmt der Winzer. "Entscheidend ist die Frequenz", sagt Bachmann. Bei getragenen, tiefen Werken gehe der Geschmack in die Breite, Musik mit hohen Frequenzen mache den Wein süßer.
"Es finden chemische Prozesse statt"
Auch in der Vergangenheit haben bereits zahlreiche Winzer ihren Wein mit Musik beschallt. Die Musik sei jedoch außerhalb der Fässer abgespielt worden, so Bachmann: "Auf die Idee, den Wein mit einem Lautsprecher im Tank zu beschallen, ist vor mir niemand gekommen." Bachmanns Verfahren ist derzeit auch Gegenstand von Untersuchungen einer Diplomarbeit an der renommierten "Wein-Uni" im deutschen Geisenheim. "Dabei finden tatsächlich chemische Prozesse statt", sagt Bachmann.
Sein Verfahren, das er 2009 erstmals testete, hat Bachmann mittlerweile patentieren lassen. Mit Sonorwines will er nun international expandieren. Interesse an den beschallten Weinen gebe es weltweit, so der Unternehmer. Künftig will er etwa US-Weine oder kanadische Rebsorten zusammen mit Winzern vor Ort beschallen und in den Handel bringen.
"Gefühlsmäßige" Musikauswahl
Die Musik zu den Weinen wählt der ausgebildete Hornist, der auch als freischaffender Musiker tätig war, "gefühlsmäßig" aus, wie er sagt. Gemeinsam mit den Weinen wird sie auf der Webseite des Unternehmens auch zum Verkauf angeboten. Dabei arbeitet er auch mit Plattenfirmen zusammen. Die musikalische Auswahl beschränkt sich nicht nur auf klassische oder ernste Werke. So ist etwa eine Zusammenarbeit mit den Wiener Brachialrockern Alkbottle geplant. "Durch die elektronischen Instrumente gibt es sehr viele Hochfrequenzen", sagt Bachmann: "Der Wein wird eher ins Süße gehen."