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Kroatische Kinder-App will die Welt erobern

Spielen, malen und dabei ein Umweltbewusstsein entwickeln - das sollen Kinder zwischen vier und zehn Jahren mit der iPad-App "Nature`s Friends" machen können. Im Grunde handelt es sich dabei um ein interaktives Malbuch, durch das sich eine Geschichte zieht, die Kindern das Thema Umweltschutz näherbringt und alles Wissenswerte dazu liefert, wie sie selbst aktiv werden können. Anhand von insgesamt 45 Arbeitsblättern lernen die Kinder Buchstaben, Zahlen, Farben und Gefühle kennen.

Jede Seite verfügt über animierte und narrative Elemente, damit der Spaß nicht zu kurz kommt. Die Geschichte handelt von insgesamt sieben Charakteren, die sich aus dem Drachen Spooky, dem Bär Eddie, der Giraffe Lilly, dem Schaf Nusha, Hund Fabian sowie dem kleinen Mädchen Sophie und dem kleinen Jungen Max zusammensetzen. Ergänzend zum Hauptspiel werden in der App auch weitere Mini-Games wie Puzzle oder Memory angeboten.

Die Gründerinnen
Hinter Nature`s Friends steht das junge Entwicklerstudio BumbleBeembie Interactive aus Kroatien, das im Zuge des App-Starts in diesem Frühling gegründet wurde. Die drei Frauen Jelena Kovačić, Kristina Šoštar and Jelena Brezovec, die bereits im Jahr 2009 das Unternehmen Evenio Ltd gründeten, sind die führenden Köpfe des Start-ups. "Evenio ist ein kleiner Verlag, der sowohl im Bereich Online als auch bei Print- und iPad-Angeboten aktiv ist", sagt Jelena Brezovec. Angefangen habe alles mit Klinfo.hr, einem Online-Magazin und Event Guide für Eltern, Pädagogen und Kinder. "Inzwischen zählen wir damit zu den führenden Eltern-Webseiten in Kroatien", so Brezovec.

Wie bei den meisten ihrer anderen Projekte übernehmen die drei jungen Frauen auch bei der iPad-App Nature`s Friends sowohl Illustration, grafische Gestaltung und die narrativen Elemente sowie die die Vermarktung und das Projektmanagement. Für die technische Umsetzung wurde der Partner Conecto, ein auf Apps spezialisiertes Entwicklerunternehmen, ins Boot geholt.

Unter schwierigen Bedingungen
"Als wir 2009 unsere alten Jobs aufgegeben und Evenio gegründet haben, hielten uns die meisten Leute für verrückt", erzählen die drei Kroatinnen. Sie hätten damals nicht viel mehr gehabt als zahlreiche Ideen, Enthusiasmus und ein wenig gespartes Geld. Hinzu kam die Wirtschaftskrise, die keine allzu rosigen Aussichten zuließ. "Trotzdem haben wir es gewagt und es bis heute nicht bereut, weil wir einfach lieben, was wir tun."

Es sei grundsätzlich schwer, ein Start-up in Kroatien zu sein. "Es erfordert eine Menge Geduld und einen starken Willen", sagt Brezovec. Natürlich mache jeder seine eigenen Erfahrungen, aber "wie wir es erlebt haben, gibt es einfach eine Menge Hürden für junge Unternehmen", kritisiert Brezovec. Ein großes Problem sehen die Jungunternehmerinnen in der trägen Bürokratie in Kroatien. "Es bremst einen regelrecht aus, wenn man ständig wegen jeder Kleinigkeit mit Papierbergen konfrontiert wird, die man ausfüllen muss. Dabei handelt es sich oft um Dinge, die man auch einfach per Mausklick erledigen könnte." Daneben gebe es große Mängel bei der Gesetzgebung und letztlich habe jedes junge Unternehmen damit zu kämpfen, dass der kroatische Markt sehr klein ist.

"Wir haben gerade mal 4,3 Millionen Menschen und laut Statistik zählen nur 34 Prozent davon zur tatsächlich arbeitenden Bevölkerung", sagt Brezovec. Die Kaufkraft der Menschen sei gering und das schlage sich auch auf die Unternehmen nieder. "Es gibt schwächere Umsätze und Firmen sind häufig dazu gezwungen, Geld bei Mitarbeitern oder Innovationen einzusparen."

Kaum Investoren
Investments in kleine Firmen oder neue Ideen sind in Kroatien nach wie vor Mangelware. Laut den Unternehmerinnen finden sich derzeit kaum Geldgeber. Es gebe zwar ein Business-Angels-Netzwerk, damit sei jedoch auch immer eine Unternehmensbeteiligung verknüpft. "Meist bleibt nur die Option normaler Bankkredite und auch die sind in der Regel für Start-ups schwer zu bekommen", sagt Brezovec.

"Wir haben sehr schnell gelernt, dass wir uns eigentlich nur auf uns selbst verlassen können", sagen Kovačić, Šoštar und Brezovec. Nun nehmen die Start-up-Gründerinnen jede Gelegenheit zur Vernetzung und Weiterbildung, die sich bietet, wahr. "Außerdem gibt es glücklicherweise immer ein paar Freunde, andere Unternehmen, Kollegen und spezielle Förderprogramme, die einem Start-up anfangs zumindest ein wenig unter die Arme greifen. So lernen wir von anderen und wachsen als Personen wie auch als Unternehmen", geben sich die drei Jungunternehmerinnen kämpferisch.

Zukunftspläne
Auf Nature`s Friends sollen schon in Kürze weitere Apps aus dem Hause BumbleBeembie folgen. Demnächst wird eine zweite App für Kinder veröffentlicht, bei der es um gesunde Ernährung gehen wird. Alle Apps sind auch als gedruckte Bücher auf dem Markt bzw. werden auch als Druckversion geplant. "Auf der Frankfurter Buchmesse wollen wir in diesem Jahr mit ein noch größeres Publikum auf unsere Kinderbücher aufmerksam machen. Derzeit befinden wir uns bereits in diversen Verhandlungen, um die Rechte an Nature`s Friends auch nach Frankreich, Italien, die Slowakei, China und Ägypten zu verkaufen", erzählen die drei Start-up-Gründerinnen.

Damit sich das Geschäft nicht nur auf den überschaubaren kroatischen Markt beschränkt, werden alle Apps auch auf Englisch angeboten. "Im Moment kommen die meisten Downloads aus dem US-Markt", sagt Brezovec. Künftig soll Nature`s Friends auch in anderen Sprachen starten. Außerdem sind Versionen für Android und Windows Phone in Planung.

 

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Nature`s Friends kann für 1,99 Euro über iTunes heruntergeladen werden. Ein Trailer zur App findet sich auf YouTube.

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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