Mozilla: Wenig Geldreserven, aber viel vor
Denn obwohl der Umsatz mit über 163,5 Millionen Dollar einen neuen Rekord bedeutet, stiegen im gleichen Zeitraum auch die Ausgaben von 87,3 auf 145,4 Millionen Dollar. Da Mozilla als gemeinnützige Stiftung nicht den üblichen Marktgesetzen unterliegt und auch keine Aktieninhaber zufriedenstellen muss, ist die Höhe des Gewinnes natürlich zweitrangig. Angesichts der Milliarden-schweren Budgets der web-beherrschenden Konzerne Google, Apple und Microsoft hat sich an der Ausgangsposition David gegen Goliath aber wenig geändert.
Firefox OS als neues Kapitel
Und ganz ohne Geld wird es gerade in Zukunft nicht gehen, zumal die Foundation sich nach dem jahrelang und erfolgreich geführten Browserkrieg nun auf mobile Geräte und das eigene Betriebssystem Firefox OS stürzen will. Mit Firefox OS will Mozilla die im Internet mittlerweile mühsam erreichten offenen Standards bewahren und diese nicht durch die Smartphone-Hintertür in geschlossenen oder zumindest kontrollierten App-Systemen wie iOS, Windows Phone und teilweise auch Android opfern, wie Mozilla-Chef Gary Kovacs erst kürzlich im Interview mit der futurezone
Das Paradoxon, dass mit Google der seit Jahren größte Geldgeber nun auch gleichzeitig Mitbewerber und Konkurrent von Mozilla ist, hat die ganze Sache sicherlich nicht nur einfacher gemacht. Nach einem kurzen Schreckmoment auf die unerwartete Einführung des Google-eigenen Chrome-Browsers dürften sich die Mozilla-Verantwortlichen nun aber besser mit der Situation abgefunden haben. Auch im Jahr 2011 generierte der mit Google abgeschlossene Vertrag über das integrierte Suchfeld im Firefox 85 Prozent des gesamten Umsatzes.
Finanzielle Ressourcen
„Wir haben die erste Schlacht gewonnen, wir haben das Web wieder interessant gemacht“, meint Mozilla-Chefin Mitchell Baker. In Wahrheit habe man die Schlacht so gut gewonnen, dass man einen echten Markt mit Wettbewerb geschaffen habe und der Gigant unserer Ära – Google – schließlich eingestiegen sei, so Baker in ihrer Nachbetrachtung zur Veröffentlichung des Chrome-Browsers.
Ob die starke Ansage hinsichtlich des eigenen Betriebssystems Firefox OS einzuhalten ist, wird sich spätestens Mitte 2013 bei der geplanten Einführung zeigen. Ab dann soll das mobile Betriebssystem in Billig-Smartphones zum Einsatz kommen und eine Ernst zu nehmende Alternative zu Android, iOS und Windows Phone werden. „Wir haben die finanziellen Ressourcen, um diese Pläne zu verwirklichen. Das ist eine aufregende und sehr produktive Zeit für Mozilla“, kommentiert Baker den Jahresbericht in einem Blogeintrag.
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