Nach Hetzkampagne: Facebook sperrt Stefanie Sargnagel
Die seit Tagen tobende Auseinandersetzung zwischen der Kronen Zeitung und der Autorin Stefanie Sargnagel erreichte am Samstag einen neuen Höhepunkt. Nachdem die Autorin sowohl online als auch in der Tageszeitung wegen eines fiktiven Textes sowie eines Stipendiums in der Höhe von 750 Euro angefeindet wurde (der Kurier berichtete) und daraufhin mit unzähligen Hasspostings zu kämpfen hatte, wurde sie am Samstag sogar auf Facebook gesperrt. *UPDATE: Am Montag sprach Faceboook nun von einem Fehler und entschuldigte sich.
30 Tage gesperrt
Laut einem Twitter-Eintrag, der noch auf ihrem Facebook-Profil ausgespielt wurde, ist Sargnagel für 30 Tage aus ihrem Profil ausgesperrt und kann folglich in diesem Zeitraum nicht mehr zugreifen oder etwas posten. Sargnagel vermutet, dass Kritiker ihren Account meldeten. Das würde einmal mehr ein schiefes Licht auf Facebook werfen. Die Person, die auf dem sozialen Netzwerk mit Vergewaltigung und körperlicher Gewalt bedroht wurde, wird zusätzlich "bestraft", weil der Account vom digitalen Mob gemeldet wird.
Während die zirkulierenden Screenshots von Hasspostings an die Autorin selbst die Wiener Polizei auf Twitter aufmerksam werden ließ - sie bat um Links zu den Facebook-Profilen - reißt auch die Kritik an Krone.at-Chefredakteur Richard Schmitt nicht ab, welcher die Kontroverse losgetreten hatte. Er wirft der Autorin auf Basis eines literarisch verfassten Reise-Tagebuchs Tierquälerei vor und ließ den Einwand nicht gelten, dass es sich bei dem Text um einen satirisch überhöhten Beitrag handelte.
Unterhaltsame Tierquälerei
Mehrfach wiederholte Schmitt sinngemäß, dass Tierquälerei niemals lustig sei und bezeichnete die Autorin völlig ironiefrei als "Babykatzentreterin". Es dauerte allerdings nicht lange, dass dieser Vorwurf ad absurdum geführt wurde. Seit Freitag kursiert nämlich ein Facebook-Posting von Schmitt, das Michelle Obama zeigt, wie sie eine Katze am Schwanz hält und durch die Luft wirbelt. "Photoshop, aber trotzdem durchaus unterhaltsam", kommentierte Schmitt seinen Eintrag. UPDATE: Offenbar hat Schmitt die Privatsphären-Einstellungen seines Facebook-Accounts geändert. Auf Twitter ist das Bild noch verfügbar.
Neben vielen Hasskommentaren solidarisieren sich in den sozialen Netzwerken aber auch viele Menschen mit der Autorin. Einige stellen dem 750-Euro-Stipendium für die Autorin die etwa 200.000 Euro an jährlicher Presseförderung der Kronen Zeitung gegenüber und fordern die Bundesregierung auf, den Boulevard aufgrund derartig hetzerischer Berichterstattung künftig nicht mehr zu berücksichtigen.
Gedanken zum Weltfrauentag
Puls-4-Journalistin Corinna Milborn wiederum thematisiert auf ihrem Facebook-Profil die ungleiche Behandlung von männlichen und weiblichen Autorinnen anhand des Schriftstellers Arnon Grünbergs. Dieser hatte kürzlich eine vergleichbare Textpassage mit Gewaltfantasien in derselben Literaturbeilage veröffentlicht wie Sargnagel. An den Pranger gestellt habe die Krone aber nur Sargnagel, indem sie dort als Fäkalautorin und Tierquälerin diffamiert wurde.
Besonders umstritten in der Sache ist ein Artikel der Krone Kärnten, der nicht nur die Wohnadresse der Autorin nannte, sondern auch noch anführte, dass die Autorin "willig" sei - was im Kontext der Berichterstattung einem Vergewaltigungsaufruf gleichkommt.