Österreicher überschätzen ihre Computerfähigkeiten
Die Österreichische Computergesellschaft (OCG) hat am Dienstag eine neue Studie über die Computerkenntnisse der ÖsterreicherInnen präsentiert. Dabei wurde getestet, wie gut die Grundkenntnisse der heimischen Bevölkerung beim Umgang mit dem PC sind. Erstmals wurde aber auch überprüft, wie das theoretische Wissen in der Praxis umgesetzt werden kann. An der Untersuchung, die von 21. Jänner bis 12. Februar via Internet vom Marktforschungsinstitut meinungsraum.at durchgeführt wurde, nahmen 1.260 Österreicher im Alter zwischen 15 und 60 Jahren teil.
Gute Geräteausstattung
Wie sich zeigte, sind die meisten Österreicher bestens mit Computern und internetfähigen Geräten ausgestattet. 74 Prozent der Befragten besitzen ein Notebook, 69 Prozent ein Smartphone. Tablets sind noch weniger verbreitet: Nur 31 Prozent besitzen eines. Noch weniger Personen (18 Prozent) besitzen ein Smart TV. 66 Prozent haben WLAN zu Hause. Am Arbeitsplatz verwenden 72 Prozent einen Desktop-PC.
Verwendet werden Computer großteils zum E-Mail-Lesen und -Schreiben (88 Prozent gaben "häufig" an), Online-Banking wird von 65 Prozent der Befragten häufig genutzt. Social Media Plattformen werden von 50 Prozent der Befragten häufig besucht, von 29 weiteren Prozent gelegentlich. Bei der Social-Media-Nutzung dominiert Facebook, die größte Reichweite in der Bevölkerung hat jedoch YouTube. Nur 7 Prozent der Befragten nutzen das Online-Videoportal gar nicht.
Im Beruf haben Computer eine besonders hohe Bedeutung. 51 Prozent der Österreicher verbringen mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit am Computer. Je höher das Bildungsniveau, desto höher der Arbeitszeitanteil von Computertätigkeiten. 74 Prozent schätzen Computerkenntnisse für ihren Beruf als "sehr wichtig" oder "eher wichtig" ein. Doch wie gut können die österreichischen Repräsentanten tatsächlich mit dem Computer umgehen? Die Studie vergleicht hier Selbsteinschätzung und tatsächliche Fähigkeiten.
Einschätzungs-Diskrepanz
60 Prozent schätzen ihre Computerkenntnisse im Allgemeinen als "gut" oder "sehr gut" ein. Ihre Internet-Kenntnisse beschreiben 84 Prozent als "gut" oder "sehr gut". Der Vergleich mit der Praxis zeigt jedoch klare Diskrepanzen. In der Studie wurde die Test-Software Sophia eingesetzt, bei der die Testteilnehmer konkrete Aufgabenstellungen auf ihrem Computer lösen mussten.
"Einen solchen eklatanten Unterschied zwischen Selbsteinschätzung und den tatsächlichen Kenntnissen hätten wir nicht erwartet", meint OCG-Generalsekretär Ronald Bieber zu den Ergebnissen. Während 94 Prozent ihre allgemeinen Computerkenntnisse als zumindest mittelmäßig einstufen, zeigt der Praxis-Test, dass die überprüften Fähigkeiten bei 61 Prozent schlecht bis sehr schlecht sind. Bei den Internet-Kenntnissen zeigt sich ein ähnliches Bild. 98 Prozent halten ihre Kenntnisse für ausreichend, tatsächlich schneiden aber nur 51 Prozent sehr gut, gut oder mittelmäßig ab.
Auffällig ist eine annähernd gleiche Verteilung der Ergebnisse über alle Altersstufen hinweg. Sowohl bei 15- bis 29 Jährigen, 30- bis 49-Jährigen und 50- bis 60-Jährigen schneiden rund 7 bis 9 Prozent "sehr gut" ab. 22 bis 38 Prozent werden in der Praxis als gut bis mittelmäßig eingestuft. 55 bis 68 Prozent werden mit "schlecht bis sehr schlecht" bewertet.
Aufruf an das Bildungssystem
Wie die Studie zeigt, schneiden Personen, die eine spezielle Computerausbildung absolviert haben, in der Praxis besser als der Durchschnitt ab. 31 Prozent der Befragten können ein Zertifikat vorweisen, 45 Prozent davon haben den europäischen Computerführerschein (ECDL) gemacht. Die OCG ist die österreichische Zertifizierungsstelle für ECDL und sieht ihre Bemühungen um eine bessere Informatik-Vermittlung bestätigt.
"Für uns ergibt sich ein klarer Aufruf, an der Ausbildung zu arbeiten", meint Ronald Bieber. Das Bildungssystem sei hier gefordert. Ansetzen müsse man aber nicht erst bei der Informatik-Vermittlung an Schulen, die vielerseits kritisiert wird: "Eine verbesserte Vermittlung von Computerkenntnisse wäre auch in der Lehrerausbildung notwendig." Am Computerwissen mangle es in der Österreichischen Bevölkerung gar nicht so sehr, aber wie sich zeige, fehle es an Umsetzungskompetenz.