Russische Kamikaze-Drohne ist "unmöglich abzufangen"
Russland setzt im Angriffskrieg gegen die Ukraine auf Kamikaze-Drohnen. Neben der iranischen Shahed-136 werden auch heimische Drohnen genutzt.
Diese sind etwa die Lancet-Drohnen, die vom staatlichen Rüstungskonzern Kalaschnikow hergestellt werden. Das aktuelle Modell ist die Lancet-3. Sie wurde erstmals 2019 von Russland erprobt, im Syrien-Konflikt.
Schutz vor Laserwaffen
Seitdem dürfte die Entwicklung konstant weitergegangen sein. Das suggeriert zumindest ein Telegram-Post von Rostec, der staatlichen Schirmgesellschaft, die die russischen Rüstungskonzerne bündelt.
Sie schreibt: „Es ist nahezu unmöglich, die Lancet-Drohne abzufangen, zu zerstören oder sich vor ihr zu verstecken. Dank ihres Anti-Laser-Schutzes, können ihr nicht mal die neuesten Laserwaffen etwas anhaben.“ Laut Rostec sei die Lancet zudem in der Lage, auch ohne Satellitennavigation Aufklärungs- und Angriffsmissionen auszuführen. GPS- bzw. Glosnass-Jammer würden sie damit ebenfalls nicht aufhalten können.
Möglicherweise spezielle Beschichtung, die vor Hitze schützt
Wie genau der Anti-Laser-Schutz funktioniert, ist nicht bekannt. Da Laser Hochenergiewaffen sind, die große Hitze am Ziel erzeugen, wird es sich dabei vermutlich um spezielle Materialien oder Beschichtungen handeln. Hitzeabweisendes Material könnte die Drohne davor schützen, dass Steuer-Komponenten und Elektronik „gekocht“ werden. Das könnte auch eine Beschichtung, die die Laserstrahlen reflektiert.
Das schützt die Drohne aber nicht vor kinetischen Waffen, also Projektile oder Flugabwehrraketen. Aktuelle Flugabwehrsysteme sind allerdings nicht für die Abwehr von kleinen Drohnen und tieffliegenden Drohnen ausgelegt und haben deshalb Probleme mit der Zielerfassung.
Zudem ist eine Flugabwehrrakete verhältnismäßig teuer. Beim deutschen Flugabwehrsystem IRIS-T SLM, das auch in die Ukraine geschickt wurde, kostet eine Rakete über 400.000 Euro. Ein genauer Preis für die Lancet-3 ist nicht bekannt, Expert*innen schätzen ihn auf unter 50.000 Euro.
Neue Version der Lancet-3 im Einsatz
Neben der regulären Lancet-3 setzt Russland eine aufgerüstete Version gegen die Ukraine ein. Die normale Lancet-3 wiegt 12kg, hat einen 3kg Gefechtskopf und eine Flugdauer von maximal 40 Minuten. Die aufgerüstete Version soll eine Stunde Flugzeit haben und einen 5kg Gefechtskopf – also deutlich mehr Zerstörungskraft. Es ist möglich, dass nur diese neue Version den von Rostec genannten Anti-Laser-Schutz hat.
„Munition“ für Laserwaffen ist günstig
Gerade die zunehmende Bedrohung durch Drohnen hat die Entwicklung von Laserwaffen forciert. Ein „Schuss“ einer Laserwaffe kostet im Grunde nur den Strom, den sie benötigt – und solange Energie vorhanden ist, ist auch Munition vorhanden. So könnte auch der Angriff mehrerer Drohnen hintereinander abgewehrt werden, ohne, dass die Munition ausgeht.
Derzeit werden Laserwaffen nur defensiv eingesetzt, hauptsächlich auf Schiffen. Diese haben genügend Platz und Energiereserven. In Zukunft sollen sie auch in Flugzeugen und Panzern integriert werden. Idealerweise können sie dann nicht nur Drohnen, sondern auch anfliegende Raketen und Granaten zerstören.
Wettrüsten zwischen Laser und Laserabwehr
Dazu muss aber noch die Leistung der Laser gesteigert werden. Je schneller sich das Objekt bewegt, desto kürzer hat der Laser Zeit, es zu erhitzen und so zu zerstören. Schnelle oder geschützte Objekte erfordern demnach mehr Leistung, um mehr Hitze in kürzerer Zeit am Ziel zu generieren.
Hier könnte ein neues Wettrüsten beginnen: Laserwaffen gegen Laserschutz. Zumindest bei Kamikaze-Drohnen dürften die Laserwaffen irgendwann gewinnen. Wird durch den gesteigerten Schutz die Kamikaze-Drohne zu schwer (weniger Nutzlast für Sprengstoff) und/oder zu teuer, ist ihr Einsatz nicht mehr praktikabel.
Stattdessen wird mehr Richtung Drohnenschwärme entwickelt: Viele kleine, günstige Drohnen, die die Verteidigungssysteme überfordern. Selbst wenn ein paar der Drohnen von Laserwaffen abgeschossen werden, gibt es genügend andere, die das Ziel treffen.