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The First Avenger Civil War: Kloppen unter Freunden

Spoiler-Warnung: Diese Filmkritik wurde von einem Leser der Comic-Vorlage geschrieben. Die Hinweise auf die Unterschiede (speziell im Fazit) lassen Schlüsse auf das Ende des Films zu (das ohnehin offensichtlich ist) . Wer sich gänzlich überraschen lassen will, sollte das Fazit nicht lesen. Die restlichen Informationen zur Handlung und den vorkommenden Charakteren sind bereits durch Trailer und Vorschauen bekannt.

Als Comic-Konsument des Marvel-Lagers wird man früher oder später Kontakt mit Civil War haben. Der Großevent erstreckt sich nahezu über das gesamte Marvel-Universum und teilt sowohl Helden als auch Schurken aus Comics wie "X-Men", "Avengers", "Fantastic Four", "Punisher", "Spider-Man" und "Thunderbolts" in zwei Lager. Der Grund ist eine Vorschrift, laut der sich Superhelden registrieren müssen. Das Ergebnis ist ein epischer Kampf, bei dem es keine Guten und Bösen mehr gibt, sondern nur noch die Frage: Auf welcher Seite stehst du?

Der Film "The First Avenger: Civil War", der am 28. April in den Kinos startet, trägt zwar denselben Titel, ist im Vergleich zum Comic aber kein verlustreicher Krieg, sondern eher eine Balgerei unter Freunden. Ein paar Gefühle werden verletzt, blaue Augen verteilt und danach hat man sich wieder lieb.

Ernster

Das ist überspitzt formuliert, da ich den Civil-War-Comic gelesen und gemocht habe. Ich finde es schade, dass diese gewaltige Vorlage für einen 140-Minüter verbraucht wird, an dessen Ende alles nur halb so schlimm ist, obwohl die Ereignisse das Marvel-Universum nachhaltig prägen sollten.

Das heißt nicht, dass "The First Avenger: Civil War" ein schlechter Film ist. Es ist gewohnt gute Disney-/Marvel-Kost. Aufgrund des Streits zwischen den Helden ist die Stimmung etwas ernster und wirkt oft angespannt. Zwar gibt es noch den ein oder anderen Einzeiler zum Schmunzeln, aber Slapstick-ähnliche Einlagen und "Practical Jokes", die bei den Avengers-Filmen zum Großteil auf das Konto von Hulk gingen, fehlen.

Die Stimmung erinnert an "Captain America: The Winter Soldier" (meiner Meinung nach ein unterschätzter Marvel-Film). Kein Wunder, schließlich haben beide Filme dieselben Drehbuchautoren und Regisseure. Auch der Stil wurde beibehalten: Man verzichtet weitestgehend auf finstere Locations und düsteres Ambiente. Die Film-Comic-Welt ist gut ausgeleuchtet, damit die Action gut zu sehen ist.

Teamwork und Team-Kampf

The First Avenger: Civil War

Die Action ist besonders zu Beginn des Films gut gelungen. Im Anfangskampf kombinieren die Avengers ihre Kräfte und Fähigkeiten und beweisen Teamwork. Auffällig gut gemacht ist der passive Einsatz der Fähigkeiten. Falcon verwendet etwa seine Flügel als Schild und als Schlagwaffen und Winter Soldier nutzt seinen Metallarm für Aktionen, die nicht bloß darauf abzielen, Gesichter zu brechen.

Im Vergleich zu den Avengers-Filmen ist die Action weniger ausufernd. Bei Civil War werden nicht im Minutentakt Landschaften verwüstet oder in Verfolgungsjagden mehrere Stadtsteile zu Schutt und Asche gelegt. Der Film konzentriert sich auf das Wesentliche. Obwohl Kollateralschäden in Civil War der Ursprung des Übels sind, und damit des Entzweiens von Captain America und Iron Man, haben die Regisseure für den Rest des Films die Zivilbevölkerung und Infrastruktur geschont.

Beim Showdown der zwei Fraktionen ist vom Superkräfte-Teamwork, das am Anfang des Films zu sehen war, nicht mehr viel übrig: So wird dem Seher vermittelt, dass die Fronten verhärtet und das Avengers-Team gespalten ist.

Heul doch mal, Chris!

The First Avenger: Civil War

Das große Superhelden-Aufgebot heißt auch, dass sich Chris Evans (Captain America) wieder mal mit anderen Stars vergleichen muss, wie Robert Downey Jr. (Iron Man), Scarlett Johansson (Black Widow), Sebastian Stan (Winter Soldier, Jeremy Renner (Hawkeye) und Chadwick Boseman (Black Panther). Und alle spielen besser als Chris Evans.

Evans wirkt zwar nicht mehr ganz so verloren wie im ersten Captain-America-Film, aber an das Charisma seines Comic-Alter-Egos kommt er immer noch nicht ran. Im Vergleich zu Downey Jr. wirkt Evans ein wenig wie ein Roboter, der noch lernen muss, die breite Palette der menschlichen Emotionen auf die Leinwand zu bringen.

Black Panther und Spider-Man

The First Avenger: Civil War

Sogar in ihren Kurzauftritten können die Team-Clowns Paul Rudd (Ant-Man) und Tom Holland (Spider-Man) mehr Sympathien wecken als Evans. Dass Spider-Man in dem Film zu sehen ist, ist übrigens eine kleine Sensation, die einem Deal zwischen Sony und Disney zu verdanken ist. Die Filmrechte für Spider-Man liegen nämlich nach wie vor bei Sony, der nächste Film, "Spider-Man: Homecoming", soll im Juli 2017 in den Kinos anlaufen.

Spider-Man und die zukünftige Beziehung zu Iron Man sind im Film gut angedeutet. Holland kann in seinem ersten Auftritt als Spider-Man abliefern. Er verkörpert einen jungen, noch unerfahrenen und unsicheren Peter Parker, der erst seine Rolle als Superheld finden muss.

The First Avenger: Civil War

Mit Black Panther ist ein weiterer Charakter erstmals in einem aktuellen Marvel-Film zu sehen. Black Panther hat überraschend viel Screentime, um sein Kostüm und seine Kampfkünste zu präsentieren. Vom Charakter selbst wird noch nicht viel gezeigt, weshalb Panther eindimensional wirkt. Bis zum "Black Panther"-Film, der für 2018 geplant ist, ist aber genug Zeit, dem König und Krieger mehr Tiefe zu verleihen.

Fazit

Insgesamt ist der Film einer der besseren, neuen Marvel-Filme. "The First Avenger: Civil War" ist leichter verdaulich als "Captain America: Winter Soldier" und hat ein höheres Superhelden-Aufgebot als die "Avengers"-Filme, dosiert die Action aber sparsamer. Dadurch wirkt der Film fokussierter und glaubhafter.

Etwas mehr Mut hätte ich mir von den Machern dennoch gewünscht. Mehr Mut, um auf die Kontroverse einzugehen, die im Civil-War-Comic behandelt wird. "The First Avenger: Civil War" lässt den Zuschauer nicht die Wahl, zu welchem Team er halten will, da von Anfang an feststeht, wer Recht hat und wer die Guten sind.

The First Avenger: Civil War

Beim Ende wurde die Chance ausgelassen, ein Bekenntnis zur Comic-Vorlage abzulegen. Schließlich wird das bisher heile Marvel-Universum, in dem alle Helden Freunde sind, auch wenn sie sich nicht mögen und früher mal Bösewichte waren, zerrissen. Statt auf diesem Bruch aufzubauen, gibt es ein massentaugliches halbes Happy End, verpackt als Mid-Credit-Scene, mit der Aussage: Eigentlich sind wir eh noch immer alle Freunde.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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