Turntable.fm: Hype bringt Musik-Portal in Gefahr
Turntable.fm funktioniert wie in ein Club. Man steht in einem Raum und hört dem DJ zu. Links und rechts befinden sich Lautsprecher, die Musik dröhnt aus den Boxen. Wenn einem das Stück gefällt, fängt man an, sich langsam dazu zu bewegen oder zumindest mit dem Kopf zu nicken. Oder man bleibt stehen und beschwert sich bei seinen Freunden darüber, wie schlecht die Musik gerade ist. Turntable.fm überträgt diese Clubsituation ins Netz.
Crowd und DJs kommunizierenEs können bis zu fünf DJs hinter den Decks Platz nehmen und ihren Freunden oder Fremden Songs vorspielen. In virtuellen Räumen versammelt sich eine Crowd, die zuhört und den Song bewertet, der gerade gespielt wird. "Awesome" oder "Lame" - Fantastisch oder Fad - stehen dazu zur Auswahl. Je mehr sich dafür begeistern, desto mehr Punkte bekommt der DJ - als Belohnung für gesammelte Punkte gibt es einen schöneren Avatar. Bei diesen Avataren wackeln zudem die Köpfe im Takt zur Musik, wenn ihnen der Song gefällt. Das wiederum erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl, soziale Zusammengehörigkeit.
Wer etwas zur Musik zu sagen hat, kann dies außerdem in einem integrierten Chat-Fenster kundtun. Hier können DJs und Crowd miteinander kommunizieren. Wenn ein Song vorbei ist, startet der nächste DJ seine Auswahl. Diese bleibt bis dahin eine Überraschung - denn niemand sieht, was der nächste DJ auflegen wird. Soweit das Konzept von Turntable.fm.
Geschlossene Beta-PhaseDer neuartige Social-Music-Dienst startete vor knapp einem Monat still und heimlich seine geschlossene Beta-Phase. Nutzer können sich nur einloggen, wenn sie jemanden kennen, der den Dienst selbst nutzt und bei Facebook registriert ist. So verbreitete sich Turntable.fm vorerst unter sogenannten "Early Adopters" - und zwar auf der ganzen Welt. Über einen Blog aus Deutschland landete der Zugang zu Turntable.fm auch bei der futurezone und in Folge auch rasch bei der heimischen DJ-Szene, in der er mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Verabredungen zum gemeinsamen DJing in bestimmten virtuellen Räumen wurden getroffen, man zollte sich gegenseitig Respekt und hörte zu.
Medien berichteten vorerst nicht über den Dienst, denn die Gründer gaben keine Interviews. Als Betabeat am Freitag bekannt gab, dass der Dienst im ersten Monat über 140.000 aktive Nutzer gesammelt hat, konnte sich aber kaum ein US-Technologie-Medium mit Begeisterungsrufen zurückhalten. "Das interessanteste soziale Service von diesem Jahr" oder "das schnellst wachsende Musikunternehmen, das du nicht benutzt" - lauteten die Schlagzeilen. Auch die Präsenz des Facebook-CEOs Mark Zuckerberg im virtuellen Raum "Coding Soundtrack" sorgte für Aufregung. Die US-Medien sahen Turntable.fm zudem als große Konkurrenz für den US-Musikdienst Pandora.
Investoren-Geld umfunktioniertHinter dem Dienst stecken keine Unbekannten: Die in New York angesiedelten Unternehmer Billy Chasen und Seth Goldstein sammelten letztes Jahr fast zwei Millionen US-Dollar für ein Start-up namens Stickybits. Im Frühjahr diesen Jahres legte Chasen seine Idee, die sich rund um Barcodes und Geotagging gedreht hat, auf Eis - und nahm das Geld, das noch übrig war, mit und investierte es in Turntable.fm.
Turntable.fm funktioniert wie in einem Club. Man steht in einem Raum und hört dem DJ zu. Links und rechts befinden sich Lautsprecher, die Musik dröhnt aus den Boxen. Wenn einem das Stück gefällt, fängt man an, sich langsam dazu zu bewegen oder zumindest mit dem Kopf zu nicken. Oder man bleibt stehen und beschwert sich bei seinen Freunden darüber, wie schlecht die Musik gerade ist. Turntable.fm überträgt diese Clubsituation ins Netz.
Es können bis zu fünf DJs hinter den Decks Platz nehmen und ihren Freunden oder Fremden Songs vorspielen. In virtuellen Räumen versammelt sich eine Crowd, die zuhört und den Song bewertet, der gerade gespielt wird. "Awesome" oder "Lame" - Fantastisch oder Fad - stehen dazu zur Auswahl. Je mehr sich dafür begeistern, desto mehr Punkte bekommt der DJ - als Belohnung für gesammelte Punkte gibt es einen schöneren Avatar. Bei diesen Avataren wackeln zudem die Köpfe im Takt zur Musik, wenn ihnen der Song gefällt. Das wiederum erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl, soziale Zusammengehörigkeit.
Wer etwas zur Musik zu sagen hat, kann dies außerdem in einem integrierten Chat-Fenster kundtun. Hier können DJs und Crowd miteinander kommunizieren. Wenn ein Song vorbei ist, startet der nächste DJ seine Auswahl. Diese bleibt bis dahin eine Überraschung - denn niemand sieht, was der nächste DJ auflegen wird. Soweit das Konzept von Turntable.fm.
Der neuartige Social-Music-Dienst startete vor knapp einem Monat still und heimlich seine geschlossene Beta-Phase. Nutzer können sich nur einloggen, wenn sie jemanden kennen, der den Dienst selbst nutzt und bei Facebook registriert ist. So verbreitete sich Turntable.fm vorerst unter sogenannten "Early Adopters" - und zwar auf der ganzen Welt. Über einen Blog aus Deutschland landete der Zugang zu Turntable.fm auch bei der futurezone und landete in Folge auch rasch bei der heimischen DJ-Szene, in der er mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Verabredungen zum gemeinsamen DJing in bestimmten virtuellen Räumen wurden getroffen, man zollte sich gegenseitig Respekt und hörte zu.
Als Betabeat am Freitag berichtete, dass der Dienst im ersten Monat über 140.000 aktive Nutzer gesammelt hat, konnte sich kaum ein US-Technologie-Medium mit Begeisterungsrufen zurückhalten. "Das interessanteste soziale Service von diesem Jahr" oder "das schnellst wachsende Musikunternehmen, das du nicht benutzt" - lauteten die Schlagzeilen. Auch die Präsenz des Facebook-CEOs Mark Zuckerberg im virtuellen Raum "Coding Soundtrack" sorgte für Aufregung. Die US-Medien sahen Turntable.fm zudem als große Konkurrenz für den US-Musikdienst Pandora.
Hinter dem Dienst stecken zudem keine Unbekannten: Die in New York angesiedelten Unternehmer Billy Chasen und Seth Goldstein sammelten letztes Jahr fast zwei Millionen US-Dollar für ein Start-up namens Stickybits. Im Frühjahr diesen Jahres legte Chasen seine Idee, die sich rund um Barcodes und Geotagging gedreht hat, auf Eis - und nahm das Geld, das noch übrig war, mit und investierte es in Turntable.fm.
Der Medienhype rund um den neuen Musikdienst hielt auch am Wochenende an - und bald folgten die ersten Konsequenzen. Am Samstag teilte der Dienst via Twitter mit, dass Turntable.fm aufgrund von Lizenzierungsproblemen nur noch in den USA verfügbar sei. Auf der Website konnte man sich in Europa nicht mehr einloggen - "US only". Denn, wie wir wissen, gibt es keine internationalen Musiklizenzen - und kein Musikservice darf länderübergreifend betrieben werden ohne entsprechenden Vereinbarungen.
Der Musikdienst startete in der privaten Betaphase allerdings gänzlich ohne Lizenz-Vereinbarungen. In den USA seien diese auch aus der Sicht des Unternehmens nicht notwendig, erklärte Chasen gegenüber "AllThingsDigital". Man agiere als "nicht interaktives Web-Radio", dessen Existenz durch die Digital Millenium Copyright Act (DMCA) rechtlich abgedeckt sei. Man würde lediglich am Ende des Jahres Lizenzgebühren für die Songs zahlen müssen, die in den virtuellen Räumen gestreamt werden, ähnlich wie bei Pandora, so Chasen.
Das Service arbeitet einerseits mit dem Content-Streaming-Anbieter MediaNet zusammen, der Streams zu Millionen von Tracks bereitstellt, andererseits können Nutzer aber auch ihre eigenen MP3s hochladen und in virtuellen Räumen abspielen. Hier ist rechtlich unklar, ob man damit nicht näher an Apples geplantem iCloud-Service dran sei, als an Pandora, schreibt "AllThingsDigital". Das Unternehmen wird sich daher auch in den USA mit Lizenzvereinbarungen und/oder Rechtsanwälten herumschlagen müssen.
Für europäische Nutzer von Turntable.fm, die bereits auf den Geschmack gekommen sind, ist die Schließung des Dienstes bereits jetzt tragisch, denn es gibt kein vergleichbares Start-up, das Musik und soziale Interaktion auf diese Art und Weise miteinander vernetzt hat. Auch Zeilen wie "Wir arbeiten hart daran, euch sobald wie möglich rein zu bringen", sind nicht hilfreich. Es dauert schließlich oft Jahre, bis entsprechende Lizenzvereinbarungen getroffen werden - und diese werden wenn, dann immer nur für einzelne Länder abgeschlossen. Es ist daher gut möglich, dass der Musikdienst in Österreich nie wieder verfügbar sein wird. Dieses Beispiel zeigt daher deutlich, wie wichtig länderübergreifende Lizenvereinbarungen tatsächlich wären - denn Turntable.fm hat(te) auf jeden Fall eines: Potential.
Der Medienhype rund um den neuen Musikdienst hielt auch am Wochenende an - und bald folgten die ersten Konsequenzen. Am Samstag teilte der Dienst via Twitter mit, dass Turntable.fm aufgrund von Lizenzierungsproblemen nur noch in den USA verfügbar sei. Auf der Website konnte man sich in Europa nicht mehr einloggen - "US only". Denn es gibt keine internationalen Musiklizenzen - und kein Musikservice darf länderübergreifend betrieben werden ohne entsprechenden Vereinbarungen.
Rechtliche ProblemfelderDer Musikdienst startete in der privaten Betaphase allerdings gänzlich ohne Lizenz-Vereinbarungen. In den USA seien diese auch aus der Sicht des Unternehmens nicht notwendig, erklärte Chasen gegenüber "AllThingsDigital". Man agiere als "nicht interaktives Web-Radio", dessen Existenz durch die Digital Millenium Copyright Act (DMCA) rechtlich abgedeckt sei. Man würde lediglich am Ende des Jahres Lizenzgebühren für die Songs zahlen müssen, die in den virtuellen Räumen gestreamt werden, ähnlich wie bei Pandora, so Chasen.
Das Service arbeitet einerseits mit dem Content-Streaming-Anbieter MediaNet zusammen, der Streams zu Millionen von Tracks bereitstellt, andererseits können Nutzer aber auch ihre eigenen MP3s hochladen und in virtuellen Räumen abspielen. Hier ist rechtlich unklar, ob man damit nicht näher an Apples geplantem iCloud-Service dran sei, als an Pandora, schreibt "AllThingsDigital". Das Unternehmen wird sich daher auch in den USA mit Lizenzvereinbarungen und/oder Rechtsanwälten herumschlagen müssen.
Wir brauchen länderübergreifende LizenzenFür europäische Nutzer von Turntable.fm, die bereits auf den Geschmack gekommen sind, ist die Schließung des Dienstes bereits jetzt tragisch, denn es gibt kein vergleichbares Start-up, das Musik und soziale Interaktion auf diese Art und Weise miteinander vernetzt hat. Auch Zeilen wie "Wir arbeiten hart daran, euch sobald wie möglich rein zu bringen", sind nicht hilfreich. Es dauert schließlich oft Jahre, bis entsprechende Lizenzvereinbarungen getroffen werden - und diese werden wenn, dann immer nur für einzelne Länder abgeschlossen. Es ist daher gut möglich, dass der Musikdienst in Österreich nie wieder verfügbar sein wird. Dieses Beispiel zeigt daher deutlich, wie wichtig länderübergreifende Lizenvereinbarungen tatsächlich wären - denn Turntable.fm hat(te) auf jeden Fall eines: Potential.