Wie Zivilcourage gegen Gewalt auf Social Media helfen kann
Während die Zeit im Klassenzimmer früher begrenzt war, sind Mobbing-Opfer heute rund um die Uhr Angriffen ausgesetzt. Schauplatz sind soziale Netzwerke wie TikTok und Instagram.
Im Wissenschaftstalk „Spontan gefragt“ auf KURIER.TV spricht der Moderator und Genetiker Markus Hengstschläger mit der Familiensoziologin Ulrike Zartler von der Universität Wien und „Das ganze Land“-Moderatorin Tina Ritschl über den Umgang mit Online-Mobbing.
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Cyber-Mobbing ist für Jugendliche Alltag
Eine Umfrage unter 15- bis 18-jährigen Wiener*innen ergab, dass eigentlich alle Teenager*innen Erfahrungen mit Online-Gewalt gemacht hatten. 2/3 waren bereits selbst betroffen, 1/3 hat bereits andere Jugendliche in Online-Foren oder in sozialen Netzwerken gemobbt. Die Opfer werden beschimpft oder müssen anzügliche und rassistische Bemerkungen aushalten.
Auch geteilte Bilder und Videos können seelisches Leid verursachen. „Jugendliche sind nicht nur häufiger als Erwachsene mit Cybermobbing und Hassrede konfrontiert, sondern sie haben auch das Problem, dass es einen großen Kreis von sogenannten Online-Bystandern gibt, wenn solche Dinge passieren“, erklärt Ritschl. Sie erleben die Gewalt nicht nur, sondern werden dabei auch ständig von anderen beobachtet.
Ist Social Media Schuld am Online-Hass?
Auch Promis wie Tina Ritschl sind im Internet Angriffen ausgesetzt. Von dem Ratschlag einfach keine Kommentare zu lesen, hält sie persönlich wenig. Ritschl glaubt, stattdessen helfe die richtige Einstellung im Umgang mit Feindseligkeiten: „Man muss einfach damit rechnen, dass es Leute gibt, die einen nicht mögen“, sagt die Ö3-Moderatorin. Ritschl fragt sich, ob soziale Netzwerke Schuld an Hass im Netz ist. „Die Anonymität des digitalen Raums trägt da ganz massiv dazu bei“, erklärt Soziologin Zartler.
Bei Jugendlichen passiere Cybermobbing aber oft im Bekanntenkreis. Gerade bei Teenagern sei häufig auch unklar, ab wann es überhaupt Cybermobbing ist. „Wir beobachten, dass vieles gar nicht so hasserfüllt ist, wie es aussieht. Jugendliche haben teilweise einen sehr rüden Ton, miteinander zu sprechen“, erklärt die Familiensoziologin.
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Hilfe für Betroffene
Auf Saferinternet.at erhalten Betroffene ausführliche Informationen, was sie gegen Cybermobbing unternehmen können. Für Schulklassen hat der Verein eigene Unterrichtsmaterialien zusammengestellt.
Auch Rat auf Draht hat einige Tipps gegen Cybermobbing veröffentlicht.
Opfer online unterstützen
Die Wissenschafterin rät, nachzudenken, bevor man jemandem ein Bild schickt oder ein Kommentar hinterlässt, denn: „die Person, die adressiert wird, findet das vielleicht nicht lustig“. Wichtig sei auch die Zivilcourage. „Was ganz sicher zutrifft, ist der Eindruck, dass ein großer Teil schweigend zuschaut und sich nur ein kleiner Teil äußert“, sagt Zartl.
Dann helfe es, die betroffenen Opfer zu unterstützen. Zartl: „Wenn Unbeteiligte auf ein beleidigendes Kommentar antworten und etwa schreiben: ,Das ist jetzt nicht in Ordnung, was du da geschrieben hast’, können sie von bloßen Zuschauern schnell zu Cyber-Helden werden.“