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Super Smash Bros für 3DS im Test: Mobiler Volltreffer

Kaum ein anderer Spielehersteller hat einen dermaßen großen Fundus an beliebten Videospielcharakteren wie Nintendo. Mario, Donkey Kong, Pikachu und Yoshi - die Liste lässt sich nahezu beliebig fortführen. Selbst Sonic, das Maskottchen von Nintendos Rivalen Sega Anfang der Neunzigerjahre, ist mittlerweile “Nintendo-exklusiv.” Was könnte man sich da Besseres vorstellen als ein gewaltiges Crossover?

Die Fans fordern, Nintendo liefert. Die beliebte Kampfspiel-Reihe Super Smash Bros. hat rechtzeitig vor Weihnachten einen neuen Ableger für den Nintendo 3DS bekommen, Ende November soll auch eine Wii U-Version folgen. Die futurezone hat sich in den letzten Wochen auf den mobilen Vorgeschmack für die Wii U-Version gestürzt und konnte sich fast nicht mehr vom 3DS trennen.

Das Spielprinzip von Smash Bros. ist denkbar einfach. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines prominenten Videospiel-Charakters wie Kirby, Mario oder Sonic und tritt gegen bis zu drei Kontrahenten in einer Arena an. Durch Angriffe fügen sich die Kämpfer Schaden zu, der in Prozent gemessen wird. Hier unterscheidet sich Super Smash Bros. von klassischen Beat’em ups, bei denen der Lebensbalken des Gegners für ein K.O. bei Null stehen muss. Je höher der Schaden, desto anfälliger ist der Kämpfer für gegnerische Attacken. Liegt der Wert über 100 Prozent, kann der Spieler mit einer starken Attacke sogar aus der Arena katapultiert werden. Aber auch durch gezielte Attacken lassen sich Gegner von der Kante in den Abgrund drängen. Sieger ist jener Spieler, der, je nach Spielmodus, am Schluss übrig bleibt oder die meisten Gegner besiegt.

Auch bei der Steuerung hält man es vergleichsweise simpel, auf Kombos mit komplizierten Tastenkombinationen wird verzichtet. Mit “A” schlägt der Spieler zu, per Tastendruck auf “B” wird die Spezialattacke ausgelöst. Je nachdem in welche Richtung das Steuerkreuz gerichtet wird, werden unterschiedliche Attacken ausgeführt. Neben “Hoch” oder “X” und “Y” für Springen werden zudem die Schultertasten für Greifen oder Springen genutzt. Nintendo gibt dem Spieler aber alle Freiheiten und erlaubt das freie Ändern der Tastenbelegung.

Jeder, der bereits einmal einen Super Smash Bros.-Titel gespielt hat, sollte sich sofort zurechtfinden. Einsteiger werden aber beim 3DS-Ableger in das kalte Wasser geworfen, ein Tutorial sucht man vergeblich. Wie ein beliebtes YouTube-Videozeigt, zählt der Titel gerade bei der nach 2000 geborenen Generation nicht unbedingt zum Gamer-Allgemeinwissen - hier sollte Nintendo etwas nachbessern. Einzige Hilfestellung ist das Intro-Video, in dem alle Feinheiten der Steuerung erklärt werden. Im gut versteckten Trainings-Modus (unter “Weitere Modi” - “Solo” zu finden) kann man zudem in aller Ruhe die Attacken der Charaktere an einem leblosen Gegner ausprobieren.

Auch wenn das Tutorial fehlt, das Spiel ist dennoch schnell erlernt. Nach spätestens drei Kämpfen hat man die Steuerung begriffen, danach hängt viel vom Geschick des Spielers ab. Vor allem das Erlernen der Vorzüge und Spezialfähigkeiten der Charaktere nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Das Angebot mit insgesamt 49 verschiedenen Charakteren (Mewtwo wird per DLC nachgereicht) ist verlockend groß, nach einer Weile wird man einen Lieblingscharakter für sich finden. Diese lassen sich auch mit Gegenständen, die im “Smash Run”- oder “All Star”-Modus gewonnen werden, personalisieren. So können verschiedene Spezialattacken ausgewählt oder die Gewichtung der drei Statistiken (Angriff, Abwehr, Tempo) mit Items verändert werden. Das ist vor allem für Online-Spiele relevant, in den Singleplayer-Spielmodi zieht man nur selten Vorteile daraus.

Das Balancing ist sehr gut, kein Spieler ist chancenlos. Behäbigere Charaktere, wie zum Beispiel Bowser, erfordern aber vor allem im Online-Modus sehr viel Übung und Präzision. Umgekehrt kann ein flotter Charakter wie Sonic ohne Übung schnell einmal versehentlich im Abgrund landen. Die Spezialangriffe der Charaktere könnten nicht unterschiedlicher sein, wodurch beim Spieler auch immer wieder die Neugierde auf andere Charaktere geweckt wird. Das macht sich bezahlt, denn durch das Spielen mit neuen Charakteren schaltet man Meilensteine und Belohnungen frei. Das “Achievement-Rad” dreht sich laufend, kein Match endet ohne eine ganz neue Belohnung, das Angebot scheint nicht enden wollend. Das motiviert vor allem zu Beginn ungemein, im Laufe der Zeit fällt aber der geringe Unterschied zwischen vielen Items auf.

Perfekt für unter 20 Minuten

Neben klassischen Matches - sowohl On- als auch Offline - im “Free for All”- oder Gruppen-Modus gibt es auch einige kurzweilige Spielmodi. In “Smash Run” kämpft sich der Spieler durch einen offenen Level und muss so seinen Charakter binnen fünf Minuten in einem offenen Level so gut wie möglich verbessern. Besiegte Gegner, beispielsweise das Pokemon Smogmog oder die Killeranas aus Zelda, verbessern die Werte, zudem stehen Truhen mit Gegenständen herum. Im Anschluss muss sich der Spieler mit drei Gegnern in einem Kampf oder Wettrennen messen.

Der “Classic”-Modus ist in dieser Form bereits aus den Vorgängern bekannt. Der Spieler kämpft sich von Gegner zu Gegner bis er zum Abschluss auf die Meisterhand trifft. Der Schwierigkeitsgrad kann vor Beginn in Zehntelschritten von Eins bis Neun eingestellt werden. Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto höher der Einsatz und der mögliche Gewinn. Auch der “All-Star”-Modus, bei dem der Spieler gegen verschiedene Generationen von Videospiel-Charakteren antritt, ist nicht neu, aber unterhaltsam. Abgerundet wird das Angebot durch Mini-Spiele, beispielsweise einem Ausdauer-Modus, in dem möglichst schnell oder viele Gegner K.O. geschlagen werden müssen.
Doch trotz der sehr kurzweiligen Spielmodi ist es sehr schwer, sich vom Spiel selbst zu lösen. Das Spiel motiviert hier an den richtigen Stellen, denn gerade nach einem kurzen Kampf sagt man sich selbst “Das war gut, aber das kannst du noch besser”, ähnlich wie beim Rennspiel Trackmania. Frei nach dem Motto “Einfach zu lernen, schwer zu meistern.” Beim Meistern fühlt man sich hin und wieder etwas allein gelassen, ein etwas ausführlicheres Tutorial ist nicht nur für Einsteiger wünschenswert. An Grenzen stößt man aber meist erst bei Online-Matches. Hier ist insbesondere der Zuschauer-Modus von Vorteil, denn auch wenn vor allem Profi-Matches sehr flott ablaufen, hier lässt sich viel lernen.

Besonders gut gelungen ist der Online-Modus. Bereits mit Brawl war Online-Multiplayer möglich, doch viele Spieler beklagten starke Verbindungsprobleme. So blieb Offline-Multiplayer weiterhin die bevorzugte Spielweise. Das könnte sich mit dem neuen Super Smash Bros. ändern, die Verbindungen waren meist stabil und ohne Lags. Wenn jedoch erste Ruckler zu sehen waren, musste man oft bereits einen Verbindungsabbruch erwarten. Das Matchmaking funktionierte meist sehr fair und wies ebenbürtige Gegner zu. An Gegnern dürfte es wohl nicht so rasch mangeln, wie Smash Bros.-Communities wie /r/smashbros mit 120.000 Mitgliedern oder die Smashboards mit 160.000 Nutzern zeigen.

Nintendo hat aber auch vom Phänomen Twitch gelernt und lässt Spieler nun in eine passive Rolle schlüpfen. Dank Zuschauer-Modus kann man auch anderen Spielern über die Schulter schauen. Leider kann man hier nicht einstellen, wem man zusehen möchte, das Spiel wird zufällig ausgesucht. Man darf jedoch wetten. Die Quote richtet sich nach den Statistiken der Spieler, eine Obergrenze für den Einsatz gibt es nicht. Im Videokanal können zudem aufgezeichnete Spiele angesehen werden.

Hier kann man zumindest den gewünschten Charakter und Spielmodus einstellen, gezielt nach Spielern kann man jedoch nicht suchen. Online-Kämpfe können als “Geplänkel” - hier dürfen personalisierte Charaktere und Items eingesetzt werden - und “Hart auf Hart” - klassischer Spielmodus, der für die Statistiken herangezogen wird - gespielt werden.

Insgesamt stehen 34 verschiedene Stages zur Auswahl, viele davon sind bereits aus den Vorgängern bekannt. So ist beispielsweise die “Star Fox”-Stage Corneria, die in abgewandelter Form bereits im ersten Super Smash Bros. sowie in Brawl und Melee enthalten war, mit an Bord. Besonders schön ist beispielsweise die auf dem Gameboy-Klassiker “Kirbys Dream Land” basierende Stage “Dream Land”, die komplett im Gameboy stattfindet. Kurios ist auch die “PictoChat 2”-Stage, bei der nach Zufallsprinzip Hindernisse “aufgezeichnet” werden, beispielsweise ein schlecht gezeichneter Donkey Kong, Rolltreppen oder Delfine.

Ich gebe es ehrlich zu: Ich war schon immer ein mieser Super Smash Bros.-Spieler und werde wohl auch schlecht bleiben (wer sich davon überzeugen möchte, darf mich gerne online herausfordern, einfach eine kurze Mail mit Freundescode an mich schicken). Dennoch kann ich mich seit Super Smash Bros. nicht mehr vom 3DS lösen. Das simple Spielprinzip ist einfach zu unterhaltsam und perfekt für eine kurze Fahrt in der Straßenbahn. Der flexible Schwierigkeitsgrad ist sowohl für Einsteiger als auch Fortgeschrittene ideal, wer die Herausforderung sucht, wird sie im Online-Modus finden.

So gut die kurzen Spielmodi sein mögen, ein etwas längerer Spielmodus mit einer Kampagne wäre wünschenswert. So konzentriert sich das Spiel nahezu vollständig auf die Arena-Kämpfe und das Sammeln von Gegenständen und Trophäen. Fans von Super Smash Bros. und Kampfspielen sollten sich den 3DS-Titel aber keinesfalls entgehen lassen, vor allem um die Wartezeit zum Wii U-Ableger zu verkürzen, der am 28. November erscheinen wird. Die 3DS- und Wii U-Version werden kompatibel sein, Spieler können den 3DS als Controller nutzen und Charaktere übertragen.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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