Meinung

Corona & Klima: Risiken und Nebenwirkungen von Falschinformationen

Unwahrheiten können sich als tödlich erweisen, wie nicht nur die vernichtenden Auswirkungen der langjährig verleugneten Klimakrise, sondern auch die Verschwörungstheorien und falschen Behauptungen über COVID-19 und die Impfstoffe zeigen. Sie haben die Versuche, das Coronavirus zu stoppen, um Längen zurückgeworfen und sorgen neuerdings dafür, dass Pferdewurmmittel in Oberösterreich ausverkauft sind und Menschen wegen deren Einnahme auf der Intensivstation landen – wo jeder Platz gerade dringend gebraucht wird. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des Aspen Institute zeigt, dass Falschinformationen sich als ebenso schädlich erweisen, wenn es um das Vertrauen in Wahlen oder Bemühungen zur Bekämpfung der Klimakrise geht.

Die 80-seitige Analyse wurde am Montag veröffentlicht. Sie enthält Empfehlungen für strengere und konsequentere Regeln für jene, die schädliche Unwahrheiten verbreiten, neue Vorschriften für Social Media Plattformen und auch Investitionen, um seriösen Journalismus und Organisationen zu fördern, die Medienkompetenz und kritisches Denken vermitteln.

Der Bericht fordert insbesondere eine nationale Strategie zur Bekämpfung von Fehlinformationen und drängt die Gesetzgeber, Gesetze in Betracht zu ziehen, die soziale Medienplattformen transparenter und rechenschaftspflichtiger machen - gegenüber Behörden, Forscher*innen und nicht zuletzt den User*innen. Eine weitere Empfehlung sieht vor, den Plattformen einen Teil ihrer rechtlichen Immunität zu entziehen, wenn es um Inhalte geht, die durch Anzeigen beworben werden.

Besser informiert als der Rest der Welt

Die Kommission, die den Bericht am Montag vorstellte, betonte auch die Rolle jeder und jedes einzelnen bei der Bekämpfung von Fehlinformationen: man solle prüfen, woher man Informationen bezieht und Informationen kritisch hinterfragen, um möglichst sicherzustellen, dass man sich nicht selbst an der Verbreitung von schädlichen Unwahrheiten beteiligt. Das ist natürlich leichter gesagt als getan und erreicht viele Menschen nicht. Ein Kern der Verschwörungserzählungen ist das Streuen von Misstrauen gegenüber Wissenschaft und Medien und das anbieten von „alternativen Fakten“. Wer Klimakrisenleugnern oder Coronaschwurbler*innen auf den Leim geht, wähnt sich dadurch ja meist besser informiert als der Rest der Welt.

Unter Corona-Schwurbler*innen populär und gefährlich: Das Pferdewurmmittel Ivermectin

Es sind systematische Denkfehler, die Menschen dazu führen, Verschwörungstheorien über die Pandemie oder Klimawandelleugnern mehr Glauben zu schenken als wissenschaftlich belegten Fakten. Wir begehen sie übrigens alle, die meisten von uns mehrmals am Tag. Sie zu kennen heißt auch, sie korrigieren zu können.

Confirmation bias

Dass die Kickls, Trumps und Bolsonaros dieser Welt bei ihren Anhänger*innen mit den bizarrsten Theorien auf so großen Zuspruch stoßen, dass diese sich Entwurmungsmittel, Bleiche oder Malariatabletten reinknallen statt eine millionenfach erprobte Impfung, ist unter anderem auf den Effekt von Bestätigungsverzerrungen zurückzuführen. Nicht nur Verschwörungstheoretiker*innen, sondern wir alle, filtern und interpretieren Informationen so, dass sie unsere Erwartung erfüllen und uns in unseren Überzeugungen bestätigen. Wer ein ausgeprägtes Misstrauen gegenüber staatlichen Strukturen, Politik und Wissenschaft, also „denen da oben“ hat, fühlt sich möglicherweise in diesem Misstrauen bestätigt von jenen, die populistisch jeden gesunden Zweifel ins Extreme verkehren.

Faktenchecks wirken

Die drei genannten Herren verbreiten nicht nur krude Theorien zur Pandemie und empfehlen gefährliche Mittelchen dagegen, sie gehören auch zur Fraktion der Klimakrisenleugner gehören, die mit denselben Methoden arbeitet, um sich unsere Denkfehler zu Nutze zu machen. Auch wenn es dieser Tage manchmal so scheinen mag: Die Lage ist nicht ganz hoffnungslos. Einer dieser drei hat die Rechnung bereits präsentiert bekommen und wurde aus dem Amt gewählt. Demokratie, beharrliche Aufklärung und Faktenchecks wirken.

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Tina Wirnsberger

Tina Wirnsberger ist Trainerin für nachhaltige Wirtschaft & Politik und Sozialpädagogin. Sie war bis Jänner 2019 Grüne Stadträtin für Umwelt und Frauen in Graz.

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