Meinung

Wir bezahlen Steuergeld für die Schädigung des Klimas

Stellen wir uns vor, wir haben einen Nachbarn mit einem äußerst hässlichen Garten. Seine Bäume sind am Sterben, seine Hecken sind unförmige Ungetüme und sein Gras verdorrt. Der Nachbar will das ändern, beauftragt einen Gärtner und jammert über die hohen Kosten.

Seltsamerweise bezahlt er aber gleichzeitig jemanden dafür, Woche für Woche Äste abzubrechen, Hecken zu verwüsten und Schwefelsäure auf den Rasen zu gießen. Wir machen ihn darauf aufmerksam, dass es vielleicht klug wäre, zuallererst mal den wöchentlichen Gartenzerstörer abzubestellen, aber der Nachbar hält das nicht für notwendig: Der kommt schon seit Jahren, das hat sich nun mal so eingebürgert. Da wird man eben mehrere Gärtner gleichzeitig engagieren müssen, dann gleicht sich das wieder aus.

Dieses Verhalten klingt ausgesprochen dämlich. Aber genau so gehen wir mit dem Klima um. Wir wollen den Klimawandel einbremsen, wir jammern über hohe Kosten, wir diskutieren über Ökosteuern. Aber gleichzeitig subventionieren wir fossile Energie – wir bezahlen Steuergeld für die Schädigung des Klimas und diskutieren erstaunlich wenig darüber.

Direkte und indirekte Subventionen

Solche Subventionen können ganz unterschiedlich aussehen: Geld kann direkt an Herstellerfirmen fließen, besonders günstige staatliche Kredite können gewährt werden, der Markt kann mit Gesetzen reguliert werden, um die Einkünfte zu erhöhen.

Es ist schwer zu definieren, was man als Subvention betrachten soll und was nicht, daher gehen die Schätzungen über die Gesamthöhe der Subventionen auch weit auseinander. Die internationale Energieagentur (IEA) geht von weltweit 300 bis 600 Milliarden Dollar pro Jahr aus. Das ist deutlich mehr als weltweit in erneuerbare Energie investiert wird. Noch viel schlimmer sieht die Sache aus, wenn man die Kosten miteinberechnet, die durch Gesundheits- und Umweltschäden entstehen – sogenannte Externalitäten. Ein Arbeitspapier des Internationalen Währungsfonds kam im Jahr 2015 auf eine Gesamtsumme aus Subventionen und Externalitäten von 5,3 Billionen Dollar – das sind 6,5% des globalen Bruttoweltprodukts.

Die EU finanziert neue Gasprojekte

Die EU-Kommission stellte nun eine Liste mit Energieprojekten von „gemeinsamem Interesse“ (Projects of Common Interest, PCI) zusammen. Auf dieser Liste finden sich auch Förderungen für Gasprojekte im Gesamtvolumen von 29 Milliarden Euro. Dazu zählen Infrastrukturmaßnahmen mit einer Lebensdauer von Jahrzehnten. Nun kann man argumentieren, dass die Verbrennung von Gas immer noch besser ist als die Verbrennung von Erdöl, trotzdem zählt auch Erdgas zu den fossilen Energieträgern. Es ist nicht nachhaltig und kann keine Lösung für die Zukunft sein.

Wir wenden also staatliches Geld auf, um fossile Brennstoffe zu fördern. Wir wenden noch mehr staatliches Geld auf, um die Schäden einigermaßen in den Griff zu bekommen. Wir zahlen privates Geld, um Öl und Gas selbst zu kaufen, und die Werbemaßnahmen, mit denen uns eingeredet wird, dass das Ganze irgendwie sinnvoll ist, bezahlen wir dadurch gleich mit.

So lange Milliarden gegen das Klima ausgegeben werden, ist jede Jammerei über die angeblich so hohen Kosten des Klimaschutzes lächerlich. Staatliche Förderungen für fossile Brennstoffe sind nichts als eine Umverteilung von Leuten, die wenig CO2 verursachen, zu Leuten, die viel CO2 verursachen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was nötig wäre.

Zur Person

Florian Aigner ist Physiker und Wissenschaftserklärer. Er beschäftigt sich nicht nur mit spannenden Themen der Naturwissenschaft, sondern oft auch mit Esoterik und Aberglauben, die sich so gerne als Wissenschaft tarnen

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Florian Aigner

Florian Aigner ist Physiker und Wissenschaftserklärer. Er beschäftigt sich nicht nur mit spannenden Themen der Naturwissenschaft, sondern oft auch mit Esoterik und Aberglauben, die sich so gerne als Wissenschaft tarnen. Über Wissenschaft, Blödsinn und den Unterschied zwischen diesen beiden Bereichen, schreibt er regelmäßig auf futurezone.at und in der Tageszeitung KURIER.

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