Basteln und löten am Hackerkongress 30C3
Löten - das ist etwas, das sich die Neulinge auf dem Chaos Communication Congress unbedingt zeigen lassen sollten. Empfehlen zumindest die „Chaospatinnen“, eine Gruppe Freiwilliger, die den Erstbesuchern helfen wollen, Berührungsängste zu überwinden. „Wir wollen den Kongress öffnen und Leute ermutigen herzukommen“, sagt Fiona Krakenbürger, die das Projekt mitorganisiert hat. Und wer zu Hause selber an seinem Computer herumbasteln will, muss an der Hardware löten können.
Hohe Hemmschwelle
Der Chaos Communication Congress ist gewachsen in den vergangenen Jahren, diesmal rechnen die Veranstalter mit bis zu 8000 Teilnehmern. Doch die Hemmschwelle für diejenigen, die niemanden in der Szene kennen, sei immer noch hoch, sagt Fiona. Die 30 Paten beantworten Fragen und weisen den Weg. Ihre Tipps zeigen auch, wie vielfältig die Hackerszene ist, die sich hier versammelt hat: Hardware-Bastler, die eigene Geräte zusammenbauen, Politik-Aktivisten und Verschlüsselungs-Experten, sie alle sind hier.
Neben den gefeierten Hauptreden, die die Enthüllungen von Edward Snowden zum Thema haben, gibt es unzählige Vorträge zu breiten und Nischenthemen.
Bastel-Halle
Vorträge zum Nachdenken
Diese Mitmach-Einstellung zieht sich auch durch den politischen Teil des Kongresses. Es sei an den Hackern selbst, das Internet neu zu erfinden, ruft der Eröffnungsredner Tim Pritlove den Teilnehmern am Freitagabend zu. Später schlägt die US-Journalistin Quinn Norton ruhigere Töne an. „Staaten wollen wissen, was die Menschen machen, aus guten und schlechten Gründen“, sagt sie. So sei es unter Umständen sinnvoll, Gesundheitsdaten zu sammeln, um ansteckende Krankheiten einzudämmen. Es komme darauf an, die Machtinteressen dahinter infrage zu stellen.
Solche Kämpfe führen in den USA die Aktivisten der Electronic Frontier Foundation (EFF). Sie ziehen gegen Überwachungsprogramme vor Gericht und dringen auf Gesetzesänderungen. Auch sie haben in den vergangenen Monaten den „Snowden-Effekt“ gespürt, sagt Aaron Jue, der bei der EFF für die Mitgliederbetreuung zuständig ist. Mit 26000 Mitgliedern habe man inzwischen ein Allzeithoch erreicht. „Die Menschen sind aufmerksamer geworden und wollen mehr wissen.“
Jue hat Sticker, T-Shirts und Baseballcaps der EFF dabei. Einige zeigen einen Adler, der dicke Kabelstränge in den Krallen hält. Es ist ein Protestsymbol gegen die Überwachungsprogramme. Angeblich besitzt auch Edward Snowden einen Kapuzenpulli mit dem EFF-Aufdruck.