Netzpolitik

Deutsche Forscher wollen digitale Offenheit messen

Mit dem Projekt „Digitaler Offenheitsindex“ (abgekürzt: do:index) sollen öffentliche Körperschaften sichtbar gemacht werden, die im Bereich der digitalen Gemeingüter wie Daten, Wissen, Information und Infrastruktur Vorbildprojekte am Laufen haben. Doch nicht nur das: Das Projekt will diese Gemeinden, Städte und Länder auch miteinander vergleichen und in Folge ein Ranking aufstellen. „Wir wollen aufzeigen, was es für Initiativen gibt und versuchen, diese zu vermessen“, erklärte Walter Palmetshofer, Projektleiter des do:index, von der Freien Universität (FU) Berlin, der futurezone am Daten, Netz und Politik-Kongress (#DNP13) in Wien.

Probleme bei der Erhebung

Gerankt werden sollen ausgewählte Gebietskörperschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Derzeit läuft die Erhebung, doch die Forscher sind mit einigen Problemen konfrontiert. „Man kann die Zuständigkeiten der Leute nicht festmachen, weil es meistens mehrere Abteilungen betrifft und es selten Koordinationsstellen gibt“, so Palmetshofer. Konkret setzt sich der do:index aus den Bereichen Open Education, Open Policies, Open Source Software, Offene Infrastruktur und Open Data zusammen. Hier erscheint es nur logisch, dass es nicht eine Zuständigkeitsstelle gibt. „Wir wollen alle fünf Teilbereiche eigens ranken. Wie die Bereiche dann gewichtet werden, muss noch festgelegt werden“, meint Palmetshofer. Bis zum November will man die Erhebung jedoch abgeschlossen haben und erste Ergebnisse präsentieren.

Palmetshofer bei seinem Vortrag am DNP13
Dann soll es in Folge noch ein Tool geben, mit dem Städte oder Gemeinde sich selbst ranken können. „Wir konnten nicht alle Städte in unsere Untersuchung aufnehmen, doch wir wollen niemanden ausgrenzen“, sagt Palmetshofer. Der do:index soll nämlich unter anderem auch ein Anreiz für Städte sein, selbst in den vier genannten Bereichen aktiv zu werden. Zudem soll durch das Ranking eine offene Diskussion angeregt werden.

"Offenheit erhöht Vertrauen"

"Offenheit ist ein großer Gewinn für die Gesellschaft. Wenn digitale Gemeingüter öffentlich sind, Lernunterlagen für jeden zugänglich, es ein freies Netz gibt, ist die Gesellschaft besser informiert. Das erhöht das Vertrauen und schafft neue Möglichkeiten, sich in der eigenen Gemeinde besser einzubringen“, erklärt der Forscher die Vorteile.

In Österreich werden vor allem die Städte Wien und Linz relativ gut abschneiden und sind als Vorreiter zu betrachten. Wien ist im Bereich Open Data „lobend zu erwähnen“, Linz im Bereich offener Internet-Zugang und Open Commons. „Ich würde mir allerdings mehr österreichische Städte in der Größe von Linz wünschen, die etwas tun. Graz oder Salzburg müssen da noch aufholen“, sagt Palmetshofer.

"Es fehlen klare Ansagen von oben"

„Eigentlich ist es erschütternd, dass diese Städte in Österreich insgesamt so weit vorne sind. Das bedeutet nämlich, dass es in anderen Ländern nämlich noch schlechter aussieht mit der Offenheit. Es gibt allerdings auch in Österreich noch Aufholbedarf, zum Beispiel im Bereich Open Educational Resources. Dieses Thema scheint noch nicht am Radar zu stehen“, so der Forscher. Wünschen würde sich Palmetshofer außerdem klare Bekenntnisse der Politik zu einer digitalen Agenda. „Derzeit passiert viel auf Eigeninitiative der Gemeinden. Doch es fehlen klare Ansagen von oben.“

Das Ranking soll ab 2014 einmal jährlich erstellt werden. Für das nächste Jahr ist zudem ein Vergleich mit weiteren europäischen Staaten angedacht. Das Projekt wurde vom deutschen Verein Digitale Gesellschaft e. V., dem österreichischen Verein Freie Netze. Freies Wissen. und dem Schweizer Verein Digitale Allmend initiiert und von der österreichischen Initiative netidee.at mit einer Anschubfinanzierung bedacht.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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