FreedomBox soll Privatsphäre schützen
„Das Projekt FreedomBox wurde aus der Überlegung heraus geboren, dass stark zentralisierte Internet-Dienste wie Google und Facebook eine enorme Ansammlung von persönlichen Daten zur Folge haben. Mit der FreedomBox soll man sich gegen dieses Datamining schützen können", erklärte Sabadello am Kongress „Daten. Netz. Politik" in Wien.
Das Projekt wurde bereits vor mehr als zwei Jahren vom früheren Rechtsprofessor Eben Moglen in New York gestartet und wurde recht rasch bekannt. Im März 2011 hatte die Stiftung „FreedomBox Foundation" die Finanzierung von 86.700 US-Dollar von mehr als 1000 Menschen über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter zusammen gesammelt, um das Projekt zum Schutz der Privatsphäre umsetzen zu können. Doch bis zur Umsetzung verging viel Zeit. Erst Ende August 2012 erschien die erste Version der Software „FreedomBox 0.1", deren Ziel es langfristig betrachtet ist, einen dezentralen, sicheren und freien Zugang zum Internet zu ermöglichen.
Werbeblocker und HTTPS Everywhere
Kurzfristig betrachtet ist eine Software entstanden, die auf Debian-Linux basiert und die sich Entwickler, Hacker und Technik-Nerds auf kleine Rechner installieren können, um sich damit vor Werbung im Internet zu schützen. Konkret laufen die Funktionalitäten des Werbeblockers „Adblock Plus" sowie die „Easy Privacy"-Filterliste und die Services von „HTTPS Everywhere" in einer einzigen Software zusammen, die man auf seiner ganz persönlichen „FreedomBox" laufen lassen kann. Die "FreedomBox" muss dabei nicht eine bestimmte Hardware sein, es muss allerdings Debian drauf laufen. „Es kann auf einem Rasperry Pi genauso installiert werden wie auf einem fünf Jahre alten Linux-PC", so Sabadello.
"Viele gute Ideen"
Doch die Idee dahinter reicht weiter: „Irgendwann soll es ein echtes Produkt werden, das einfach verwendbar wird und bei dem die Hardware aus einer einfachen Box besteht, die im Fachhandel fertig gekauft werden kann und für die man keine spezifischen Computerkenntnisse braucht", erzählte Sabadello am Kongress. Das sei allerdings freilich nicht so einfach, sondern sei ein weiter Weg, so Sabadello, der mit freedombox.at auch eine österreichische Website für das Projekt eingerichtet hat. „Ein User-Interface, das jeder versteht, ist sicherlich eine große Herausforderung."
Zudem soll derzeit auch noch nicht bekannt sein, welche Funktionalitäten die „FreedomBox" künftig beinhalten wird. „Es gibt viele Ideen, aber es ist völlig unklar, was in der Version 1.0 umgesetzt werden soll", sagte Sabadello. Theoretisch soll die Box wie ein zu Hause stehender Server agieren, der verschlüsselte Telefonie ermöglicht sowie dezentrale soziale Netzwerke oder eigene Mailserver beherbergt. Die Privatsphäre soll dadurch geschützt werden, indem der Zugriff auf Daten durch Dritte unmöglich gemacht wird. Theoretisch soll es auch möglich sein, sich von der traditionellen Telekom-Infastruktur abzukapseln und völlig unabhängig zu sein.
"Auch für Österreich wichtig"
In der Praxis ist man bei dem Projekt auch nach zwei Jahren noch weit davon entfernt – unter anderem deshalb, weil man sich laut Sabadello nicht darauf einigen kann, mit welchen Schritten man neben den Werbeblockern und „HTTPS Everywhere" weitermacht. Die Version 1.0 wird, wie es derzeit aussieht, frühestens Ende des Jahres erscheinen.
Wichtig wäre der Erfolg eines derartigen Projekts, das sozusagen die „Antithese zur Cloud" darstellt, für die Gesellschaft auf jeden Fall. In einem Zeitalter, in dem das Weltwirtschaftsforum „Daten als das neue Öl des 21. Jahrhunderts" bezeichnet, sollte es auch Möglichkeiten geben, diese zu schützen. „Das ist nicht nur für totalitäre Regimes wichtig, sondern auch für Österreich. Auch hier haben immer mehr Menschen das Gefühl, dass sie ihre persönlichen Daten nicht in die Hände vom Staat oder Unternehmen wie Facebook legen wollen", sagte Sabadello.
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