Open Data Day: "Staat soll alle Daten veröffentlichen"
„Daten sind das neue Öl“. Diesen Slogan liest man immer wieder. Offene Daten bedeuten daher auch ein Stückchen Ermächtigung. Open Government Data fokussiert sich dabei auf den freien Zugang zu Informationen aus dem öffentlichen Sektor. Die Regierung hatte in ihrem Arbeitsprogramm vor kurzem angekündigt, dass bis Ende 2020 alle Daten der öffentlichen Verwaltung „nach Möglichkeit“ als Open Data zur Verfügung stehen sollen.
"Viele Punkte des Arbeitsprogramms halte ich für prinzipiell begrüßenswert. Maßnahmen zu Datenöffnung und Transparenz sind wichtige Punkte, für die sich zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen seit Jahren einsetzen“, sagt Robert Harm, Vorstand von open3.at, einem Netzwerk zur Förderung von OpenSociety, OpenGov und OpenData in Österreich, im Gespräch mit der futurezone. "Es muss unser Ziel sein, dass der Staat sämtliche Daten und Dokumente prinzipiell veröffentlicht.“
Open by Default
Dieser „open by default“–Ansatz solle immer gelten, außer „es gibt im konkreten Fall klar formulierte Gründe, die eine Geheimhaltung rechtfertigen und in einer demokratischen Gesellschaft notwendig sein müssen. Eine Geheimhaltung soll jedoch nur dann gerechtfertigt sein, wenn durch die Veröffentlichung ein Schaden entstehen würde und kein überwiegendes öffentliches Interesse an der Herausgabe der Information vorliegt“, sagt Harm.
Harm befürchtet, jedoch dass nicht alle alle Daten veröffentlicht werden. „Wer bestimmt, was die Formulierung 'nach Möglichkeit' im Arbeitsprogramm bedeutet? Es muss unser Ziel sein, dass der Staat sämtliche steuerfinanzierte, nicht personenbezogene Daten und Dokumente veröffentlicht und nicht jeden einzelnen Datensatz oder jedes einzelne Dokument zuerst evaluiert.“
Wunschkatalog
Auf data.gv.at gibt es bereits zahlreiche Datensätze als Open Government Data. Aber, wie im Open Data Index erkennbar, fehlen da noch einige Daten. Der Verein Open Knowledge Austria hat deshalb gemeinsam mit Open3 einen „Wunschkatalog“ entwickelt, welche Daten als nächstes geöffnet werden sollten. Dazu zählen etwa die Ausgaben der Bundesregierung, von denen es derzeit keine detaillierten Informationen gibt, genauso wie das Firmenbuch und Unternehmensregister.
„Das offizielle Verzeichnis der Unternehmen stellt eine wichtige Grundlage dar, um wirtschaftliche Zusammenhänge besser verstehen zu können und ist einer der wichtigsten Datensätze für Journalisten, Unternehmen, Forschern und die Verwaltung selber. Das Justizministerium sammelt diese Daten, wenn man diese aber nutzen will muss man bezahlen“, heißt es in einem Blogeintrag von Stefan Kasberger, Vorstandsmitglied bei Open Knowledge Austria.
Verkehrs- und Adressdaten
Auch die Verkehrs- und Adressdaten sind unter Verschluss. Adressen sind die Grundlage für sehr, sehr viele Anwendungen. Leider sind die Daten nicht offen zugänglich, was viele Nutzungen nicht erlaubt. Bei den Verkehrsdaten gibt es mit der Verkehrsauskunft Österreich (VAO) ein tolles Projekt, das übergreifende Daten sämtlicher Verkehrsmöglichkeiten enthält. Den Bürgern und Start-Ups bleiben diese Daten jedoch versagt, obwohl ein offener Zugang zu Verkehrsdaten sich international als einer der innovativsten Bereiche von Open Data erwiesen hat.
„ Österreich steht im internationalen Vergleich zwar nicht schlecht da, doch von einem umfassenden Verständnis der Chancen und Risiken der Digitalisierung und der Öffnung jener sind wir noch weit entfernt. Besonders jene Daten, bei denen es um ökonomische oder politische Interessen geht, scheinen sich ein bisschen im Hintergrund zu halten“, so Kasberger.
Finanzierungsmodelle
„Für die Öffnung von Daten per default braucht es eine einheitliche Richtlinie. Einen Entwurf dafür gibt es schon, doch leider vermisse ich seine Erwähnung im gesamten Arbeitsprogramm: ein bundesweit einheitliches Informationsfreiheitsgesetz, unterstützt durch einen Informationsfreiheitsbeauftragten, wie dies z.B. bereits bei unseren Nachbarn in Slowenien der Fall ist“, kritisiert Harm.
Für eine weitereichende Umsetzung der Ziele der Bundesregierung wird es laut Harm zudem notwendig sein, Finanzierungsmodelle von datenbereitstellenden Organisationen zu ändern, wie zum Beispiel beim Addressregister des Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV) oder bei österreichweiten Verkehrsdaten durch die Verkehrsauskunft Österreich (VAO).
Open Data Day
Seit 2010 findet in der Woche rund um den 3. und 4. März daher weltweit der Open Data Day statt, um auf die Nutzungsmöglichkeiten von offenen Daten und deren Bedeutung für die Gesellschaft aufmerksam zu machen. Das Ziel ist es, die Relevanz und Vorzüge von offenen Daten und freiem Zugang zu Daten sichtbar zu machen und die Szene international zu vernetzen. Gemeinsam mit unterschiedlichen Initiativen, Projekten und Communities möchte der Open Data Day Interessierten die Nutzung von offenen Daten in der Praxis näher bringen, und die Möglichkeit bieten, selber Open Data zu erzeugen und damit zu experimentieren.
Datenspaziergang
In Wien gibt es dazu am Freitag, 3. März, etwa einen „Datenspaziergang“ mit der "School of Data". In dieser geführten Wanderung im Wiener Regierungsviertel lernen die Teilnehmer, wo überall Daten “drinnen stecken”. Verkehrsflussdaten, die Fahrspurdesign und Ampelregelungen beinflussen, demografische Daten, die den Standorten von Schulen und Supermärkten zugrunde liegen, oder unsichtbare Verwaltungsgrenzen, die durch die Stadt laufen und dadurch unterschiedliche Auswirkung auf scheinbar einheitliche Nachbarschaften haben. Auch Staatssekretärin Muna Duzdar wird den Spaziergang begleiten. Anmelden kann man sich hier.
Mapathon
Zudem gibt es einen „Edit-a-thon“ mit dem Motto „Künstlerinnen für die Wikipedia“, der sich dem Gendergap in der beliebten Online-Enzyklopädie widmet. Am Sonntag lädt dann die lokale Open Government Data Initiative ab 12:00 Uhr zum Thema Informationsfreiheitsgesetz mit dem Aktivisten Mathias Huter vom Forum Informationsfreiheit ein. Es wird darüber diskutiert, wie es um die Pläne für ein österreichisches Informationsfreiheitsgesetz steht.