Start-ups und Investoren gegen Ende der Netzneutralität
Unmittelbar vor einer der wichtigsten Abstimmungen im Europaparlament zur Netzneutralität forderten Unternehmen und Einzelpersonen die EU-Abgeordneten in einem offenen Brief auf, schwerwiegende Probleme mit dem gegenwärtigen Entwurf der Netzneutralitätsregeln zu beheben.
Gleiche Geschwindigkeit für alle
Netzneutralität bedeutet, dass Netzbetreiber alle Datenpakete gleichberechtigt durch ihre Leitungen schicken, egal woher sie stammen oder welchen Inhalt sie haben. Bisher gibt es für dieses "offene Internet" keine europäischen Regeln, nur einzelne EU-Staaten haben Vorschriften. Doch die Datenmenge wächst und damit auch die Gefahr von Staus im Netz.
Deshalb wurde diskutiert, ob in Sonderfällen nicht doch manche Internetnutzer Vorfahrt bekommen sollten. Das Thema steht am Dienstag auf der Tagesordnung des Europaparlaments. Kritiker befürchten, dass mit der "Verordnung über Maßnahmen zum Zugang zum offenen Internet" die Netzneutralität wegen schwammiger Formulierungen de facto abgeschafft wird.
Im Kompromissvorschlag zwischen EU-Rat, EU-Kommission und Parlament finden sich wie bereits berichtet viele heikle Punkte, die das Ende der Netzneutralität in Europa bedeuten könnten.
Gegen Überholspuren
Zu den Unterzeichnern des Appells gehören die Unternehmen Automaticc.inc (WordPress.com), BitTorrent, Etsy, Kickstarter, Netflix, Reddit, Soundcloud, Tumblr und Vimeo. Außerdem haben Wagniskapitalgeber wie Fred Wilson und Brad Burnham (Union Square Ventures), Brad Feld (Foundry Group), David Pakman (Venrock) sowie weitere wichtige Investoren aus Europa und den USA unterschrieben.
Sie befürchten, dass die Entwicklung innovativer Dienste behindert wird, wenn Internet-Provider "Überholspuren" für bestimmte Daten einrichten und andere Daten ausbremsen dürfen. Sie wenden sich auch gegen den Vorschlag, dass der Datenverbrauch bestimmter Dienste wie Musikstreaming aus den Datentarifen ausgeklammert wird, um diese Dienste gegenüber anderen zu bevorzugen.
Auch die Kampagne Savetheinternet.eu versucht in Europa die Netzneutralität zu retten, in dem sie Internet-Nutzer dazu auffordert, ihre Abgeordneten direkt zu kontaktieren. Bis Dienstag ist dazu noch Zeit.